Vertrau mir, Tara
Mädchen war sie!
Du liebe Zeit, er hat mich an dem Morgen doch gesehen, schoss es ihr durch den Kopf. Es überlief sie heiß, sie hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen, obwohl sie kurz zuvor noch wie zu Eis erstarrt gewesen war.
Auf einmal hörte sie Geräusche auf Deck. Dann stürzte Buster bellend die Treppe hinunter in den Salon, dicht gefolgt von Adam. Mit dem Bild in der Hand richtete sich Tara langsam auf.
Buster erkannte sie sogleich und blieb vor ihr stehen. Offenbar wollte er von ihr gestreichelt werden.
Doch Tara konnte sich kaum rühren und blickte Adam zornig an, der sie leicht belustigt musterte. Ihm entging natürlich nicht, wie spärlich sie bekleidet war.
Schließlich verschwand sein Lächeln. “Willkommen auf der
Caroline
. Es freut mich, dass Sie sich hier wie zu Hause fühlen.”
“Ach ja? Freuen Sie sich wirklich?”, erwiderte sie rau. Dann drehte sie sich um und fegte alle Skizzen und Entwürfe mit einer einzigen Handbewegung vom Tisch. “Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich das nicht zulasse.”
“Wie wollen Sie es denn verhindern?”, fragte er kühl und wirkte plötzlich wie ein Fremder.
Tara hob den Kopf. “Wir werden
Dean’s Mooring
kaufen, meine Eltern und ich”, erklärte sie.
“So? Sind Sie sicher, dass es überhaupt verkauft werden soll?”
“Natürlich. Dienstag spreche ich mit dem Rechtsanwalt, der das Anwesen verwaltet.”
“Das können Sie sich sparen.
Dean’s Mooring
gehört dem Enkel des alten Mannes, und er verkauft nicht.”
Sie blickte ihn verblüfft an. “Mr. Dean hatte keine Angehörigen.”
“Falsch. Er hatte eine Tochter, aber nach einem Streit wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie hat ihn schriftlich von der Geburt ihres Sohnes informiert. In seinem Testament hat er dem Enkel, den er nie kennengelernt hat, alles vermacht.”
“Woher wissen Sie das?”, fragte sie.
Er verzog die Lippen. “Was meinen Sie wohl? Beim Durchsehen meiner Entwürfe hätten Ihnen meine Initialen auffallen müssen – ADB, Adam Dean Barnard. Ich bin Ambrose Deans Enkel, und
Dean’s Mooring
gehört mir. Wie es hier einmal aussehen wird, können Sie den Entwürfen entnehmen.”
7. KAPITEL
“Sie sind offenbar überrascht”, stellte Adam spöttisch fest. “Sie hätten mich wohl lieber weiterhin für einen Einbrecher und Dieb gehalten, stimmt’s, meine Liebe?”
“Stattdessen sind Sie einfach nur ein Lügner”, entgegnete Tara. Und ein Voyeur, fügte sie insgeheim hinzu.
“Ich habe Sie nie belogen, Tara.”
“Sie habe mich glauben lassen …”
“Das ist etwas ganz anderes”, unterbrach er sie. “Ich habe Ihnen immer wieder Hinweise gegeben, aber Sie haben sie ignoriert.”
“Sie haben behauptet, Sie suchten Ruhe und Einsamkeit”, erwiderte sie verbittert. “Dabei hatten Sie die ganze Zeit vor, Silver Creek zu zerstören.”
“Es gibt eine große Nachfrage nach Wohnungen am Fluss.” Adam zuckte die Schultern. “Warum soll ich nicht davon profitieren?”
“Weil
Dean’s Mooring
das Zuhause Ihres Großvaters war und Teil des Erbes ist.”
“Na, das hört sich ziemlich emotional an”, antwortete er sanft. “Ein rücksichtsloser, selbstsüchtiger alter Mann will mit seinen Angehörigen nichts zu tun haben, und ich soll das Haus, in dem er bis zuletzt gewohnt hat, in Ehren halten?” Er schüttelte den Kopf. “Das sehe ich anders. Oder befürchten Sie vielleicht nur, dass Ihr Familiendenkmal durch die Überbauung an Wert verliert?”
“Natürlich sind meine Eltern davon betroffen”, erklärte Tara würdevoll.
“Wenn sie bereit sind zu verkaufen, kann ich das Grundstück in meine Pläne einbeziehen.”
“Meine Eltern verkaufen nicht, darauf können Sie sich verlassen.” Tara eilte an ihm vorbei.
“Warten Sie”, rief er hinter ihr her. “Ich glaube, Sie haben etwas mitgenommen.”
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie das Aquarell noch in der Hand hielt. Sie schwenkte es verächtlich hin und her. “Meinen Sie etwa diese zweitklassige Pornografie? Sie sind ausgesprochen vielseitig, Mr. Barnard. Aber Sie gehören nicht hierher. Warum verschwinden Sie nicht einfach wieder und richten woanders Unheil an?”
Sie wirbelte herum und ging rasch die Treppe hinauf. Buster hielt das alles für ein Spiel und lief fröhlich hinter ihr her, Adam genau vor die Füße. Er stolperte prompt und fluchte vor sich hin. Als er schließlich auf Deck ankam, war Tara schon an der Reling.
“Geben Sie mir das Bild zurück”, forderte er sie auf
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