Vertrau mir
nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass wir übereilt gehandelt haben. Wir hätten uns rückversichern müssen, dass die entführten Pharmamanager wirklich hier sind. Diese Unterlassung hat Sie Ihre Tarnung gekostet.«
In dem Punkt irrte Wallbach. Da war Maike sich sicher. Ihre Tarnung war bereits vor diesem Einsatz aufgeflogen. Sonst hätten sie Erfolg gehabt. Maike war nur schleierhaft, wie Claudia dahintergekommen war, wer beziehungsweise was sie war. Das konnte erst nach dem Diebstahl des LKWs gewesen sein. Als Claudia und sie auf dem Jägerhof waren. Hätte Claudia bereits vorher einen Verdacht gehabt, hätte sie ihr diesen Ort nicht gezeigt. Aber von dem Zeitpunkt, da sie beide auf den Hof fuhren, und dem, da Maike ihn wieder verließ, lag höchstens eine halbe Stunde. Was war in diesen dreißig Minuten passiert, das sie verraten hatte? Bemerkte Claudia etwa ihr Erschrecken, als die sie ertappte, wie sie durch den Hauseingang hinauslugte? Zog Claudia daraus ihre Schlüsse? Übervorsichtig, wie sie nun einmal war?
Wallbach gab den Männern des Einsatzkommandos ein Zeichen, dass sie sich zurückziehen konnten. »Frau Schrader«, wandte er sich an Claudia und machte gute Miene zum bösen Spiel. »Es tut uns sehr leid. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Unsere Informationen waren ganz offensichtlich fehlerhaft. Angesichts der Tatsache, dass wir versuchen, zwei Menschenleben zu retten, kann ich Sie nur um Nachsicht bitten.«
Wallbach folgte dem Einsatzkommando. Claudia bedeutete ihren Leuten, dass auch sie den Raum verlassen sollten. Maike war mit ihr allein.
»Wozu ein verstopftes Klo doch gut sein kann«, sagte Claudia.
»Was?« Maike verstand nicht.
»Du wolltest aufs Klo. Du erinnerst dich sicher. Zu deinem Pech musste ich auch mal. Du warst gerade vom Hof gefahren. Ich wunderte mich nicht schlecht, als ich zum Lokus kam und es verstopft war. Es roch dort nicht gerade nach Rosen. Das hattest du mit keiner Silbe erwähnt. Nun sag mir: Welche Frau kommt von einem verstopften, stinkenden Scheißhaus, ohne ein Wort darüber zu verlieren? Ich kenne keine. Dann war da noch dein Erschrecken, als du halb in der Haustür standst und ich dir zuwinkte. Ich zählte eins und eins zusammen. Sicherheitshalber haben wir deshalb unsere Gäste umquartiert.«
Sie sah Maike an. Eisiges Schweigen hing zwischen ihnen. Dann Claudias leise Stimme: »Ich habe dich gewarnt. Du wirst deinen Verrat bereuen.«
»Drohst du mir? Vergiss nicht, mit wem du dich anlegst.«
»Ein Bulle. Wie gut, dass du mich daran erinnerst. Ich hätte es gleich merken müssen. Dein Auftritt mit Anna war das reine Schmierentheater. Du kannst Anna ausrichten, dass wir uns auch bei ihr bedanken werden.«
»Lass Anna in Ruhe! Die ganze Sache war meine Idee.«
»Anna ist erwachsen. Sie wusste, worauf sie sich einließ.«
Maike näherte sich Claudia bis auf wenige Zentimeter. Leise, aber unmissverständlich wiederholte sie: »Lass Anna aus dem Spiel.«
»Sonst?« Maike sah das Funkeln in Claudias Augen. »Was wirst du tun?«
»Ich mache dir das Leben so schwer wie möglich. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und davon werde ich viele finden. Zum Beispiel stehen gerade jetzt gestohlene Tiere auf diesem Gelände. Das lässt sich mit Hilfe der Markierungen der Tiere nachweisen. Andere Kollegen werden bald hier auftauchen und den Fall untersuchen. Sobald sie von mir informiert wurden. Die Frage ist nur, wann ich das tue.«
»Ich bekomme eine weitere Bewährungsstrafe. Na und?«
»Du vergisst den Mann, den du einfach umgefahren hast. Da bleibt es nicht bei Bewährung.«
Claudia kniff die Augen zusammen. »Schlägst du ernsthaft einen Handel vor?«
»Wenn du es so nennen willst.« Was sagst du da, Maike? Worauf lässt du dich hier ein? Natürlich wollte sie, dass Claudia Anna in Ruhe ließ. Anna hatte viel für sie getan und ganz sicher nicht verdient, dafür von irgendwelchen verrückten Fanatikern terrorisiert zu werden.
Aber gesetzt den Fall, sie ging wirklich diesen Handel mit Claudia ein, konnte sie das ihre Karriere kosten, wenn nicht sogar den Job. Es war ihre verdammte Pflicht, die Meldung, dass sich hier gestohlenen Tiere befanden, sofort weiterzugeben. Andererseits, wer konnte ihr verdenken, wenn sie bei all der Aufregung heute dafür nicht mehr den Kopf hatte? Es konnte ihr morgen »plötzlich« wieder einfallen.
»Schafft die Tiere schnellstmöglich weg. Dann gibt es keinen Beweis, wenn morgen die Kollegen hier
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