Vertraue mir (German Edition)
Maura nickte.
Sie kletterten mühsam zum Wagen zurück. Die Last des Wissens um eine reelle Gefahr für einen von ihnen drückte sie schwer.
Im Haus angekommen, ging Gabe direkt ins Wohnzimmer an seinen Schreibtisch und rief Richard Callahan an. Maura hing auf der Terrasse die nassen Badesachen auf. Misstrauisch beäugte sie die Schatten unter den Bäumen. Gabe hatte Recht. Sie mussten klären, wer der Attentäter war, sonst würden sie nie Ruhe haben und immer nach Bewegungen im Schatten suchen.
Gabe trat zu ihr hinaus. Er fuhr sich durchs Haar und begegnete ihrem fragenden Blick mit einem angespannten Lächeln.
„Richard sagt, er kennt jemand Vertrauenswürdigen. Er ruft ihn an, aber er denkt, wir sollen auf jeden Fall zur Polizei gehen! Er ist auch deiner Meinung, was das Verschweigen angeht. Er wollte gleich kommen, aber ich habe gesagt, wir gehen inzwischen nicht mehr ohne Bodyguard hier raus. Damit war er einstweilen zufrieden.“
Sie begannen das Abendessen zu kochen, waren aber noch nicht weit gekommen, als das Telefon klingelte. Gabe hob ab und nickte Maura zu. Es war Richard Callahan.
„Gabe, mein Bekannter sagt, es ist Ermessenssache des Beamten, wie er mit Maura verfährt. Aber er glaubt, wenn der Arzt sich nicht zu negativ äußert, was ich von Dr. Wenders nicht annehme und weil Maura vor Gericht sicher nicht mehr als eine Vorstrafe auf Bewährung drohen würde, ist eine Verhaftung unwahrscheinlich. Sie stellt sich ja freiwillig! Er meint auch, dass ihr euch direkt an einen Lieutenant Capshaw wenden solltet. Er soll ein vernünftiger Mann sein. Sollen wir nicht doch kommen?“
Gabe sah Maura fragend an und sie streckte die Hand nach dem Hörer aus.
„Richard“, sagte Gabe. „Meinetwegen seid ihr herzlich willkommen, aber nötig ist es nicht. Aber Maura möchte dich noch sprechen. Vielen Dank einstweilen.“
„Dad? Ja, uns geht es gut. Aber wir haben viel Glück gehabt. Wie geht es euch? Nein, ich glaube nicht, dass es nötig ist. Aber wenn es die Polizei erlaubt und es euch recht ist, kommen wir am Wochenende mal nach Killarney , ja? In Ordnung, ich liebe euch! Bis bald! Bye!“
Sie gab Gabe den Hörer zurück und lächelte ihn etwas schief an.
„Also los, ruf an und frag, ob dieser Lieutenant Capshaw Dienst hat.“
Gabe wählte wortlos die Nummer der Polizeizentrale San Franciscos. Maura ging wieder in die Küche und sah nach dem Essen.
Gabe kam ihr kurz darauf nach und sagte leichthin: „Er wollte gerade nach Hause, fährt aber sowieso in der Nähe vorbei und kommt noch vorher zu uns!“
Sie hatten gerade den Tisch gedeckt, als es läutete. Auf der Kamera war vor der Toreinfahrt ein brauner Buick älteren Baujahrs zu sehen. Der Mann war nicht genau zu erkennen, aber er hielt kurz seine Polizeimarke in Richtung der Kamera und Gabe öffnete das Tor. Dann ging er zur Haustür und öffnete sie. Maura betrachtete nachdenklich den Tisch. Das Essen würde noch warten müssen. Sie straffte die Schultern und folgte Gabe in die Vorhalle. Dort hatte dieser gerade die Tür hinter einem etwa vierzig Jahre alten Mann geschlossen, der nun Mauras Blick begegnete.
Die Augen waren silbergrau wie die Fäden, die sich schon durch sein dichtes dunkles Haar zogen. Maura wurde ruhig gemustert, sie gab den Blick ebenso unbewegt zurück, dann lächelte sie. Dieser Mann machte einen guten Eindruck auf sie, er würde ihnen helfen. Sie dachte: `Eigentlich sieht er aus wie der Held in einem Copfilm! Ein kantiges, markantes Gesicht - ein Wahnsinnstyp´. Gabe stellte sie vor, dann bat er den Gast ins Wohnzimmer.
Maura ging voraus, dann drehte sie sich um und fragte zögernd: „Lieutenant Capshaw, wir bedauern es sehr Sie auf dem Heimweg aufgehalten zu haben, hoffentlich bekommen Sie deshalb keinen Ärger?“
Er lächelte sie ruhig an, entzückt von ihrer lieblichen Ausstrahlung. „Nein, Ma‘am. Ich bin geschieden. Die Arbeitszeiten haben meine Frau schon vor längerer Zeit vergrault. Und in meiner Stammkneipe stört es keinen, wenn ich etwas später auftauche.“
Maura wechselte einen schnellen Blick mit Gabe, er nickte ihr unauffällig zu.
„Dann wäre es uns eine Freude, wenn Sie mit uns essen würden, Lieutenant! Das Essen ist gerade fertig. Aber wir wollten nicht länger mit dem Anruf warten. Also, wenn Sie möchten...?“
„Sehr gerne, Miss Callahan!“
„Mrs. Callahan!“ berichtigte ihn Maura. „Und das ist auch der Anfang unserer Geschichte. Diese ist leider etwas komplex, also kommt das
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