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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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taumelte nach hinten, hatte das Gefühl, als würde ihr schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst. »Sie werden heute über Kellans Strafe entscheiden? Kann Lucan keine Verzögerung verlangen? Er muss doch etwas tun können.«
    »Er legt sich schwer ins Zeug, Mira. Er hat sich persönlich an jedes einzelne Ratsmitglied gewandt und versucht, ihnen ein Versprechen für Milde abzuringen.«
    »Wie viele sind das?«, fragte sie, benommen von einer Angst, die ihren Magen in Aufruhr brachte. »Wie viele haben bislang zugestimmt?«
    Nathan schwieg lange. »Der Rat hat sechzehn Mitglieder, die die acht wichtigsten Nationen repräsentieren, je ein Mensch und ein Stammesvampir.« Nathan räusperte sich. »Er hat ein paar Zusagen bekommen, muss aber immer noch mehrere Ratsmitglieder überzeugen, um eine Mehrheit zusammenzubekommen. Lucan verspricht ihnen eine Menge, Mira. Er riskiert seine Eier für Kellan, tut wirklich alles, was er kann.«
    Sie wollte Hoffnung spüren. Sie wollte glauben, dass alles irgendwie gut gehen würde und dass sie und Kellan diese fürchterliche Situation durch irgendein Wunder gemeinsam überstehen würden. Aber in ihrer Brust lag ein schwerer, eisiger Angstknoten.
    »Ich muss los«, murmelte sie und wich von der offenen Tür und Nathans besorgter Miene zurück. »Ich dachte, ich hätte mehr Zeit. Ich muss Kellan sehen, bevor er vor den Rat tritt.«
    Nathan schüttelte langsam den Kopf. »Dafür ist keine Zeit mehr. Der Rat tritt in der nächsten Stunde zusammen.«
    »Nein.« Sie schluckte, ihre Kehle war schlagartig ausgedörrt. »Nein, das kann doch nicht sein. Wir brauchen mehr Zeit …«
    Die Stimme versagte ihr, ihre Angst überflutete sie. Vor Nathans entschuldigendem, bedauerndem Blick wich sie weiter ins Schlafzimmer zurück, schloss die Tür vor ihm und ließ sich dagegen sinken, die Stirn an das kühle Holz gepresst.
    Sie musste Kellan sehen. Und auf keinen Fall würde sie ihn vor diese Ratsversammlung treten lassen, ohne das Wort zu seiner Verteidigung zu ergreifen. Sie würde für seine Freiheit kämpfen, wenn nötig auch mit Blut und Dolchen.
    Sie warf ihren Dolch aufs Bett, ging ins Badezimmer und drehte die Dusche an. Sie zog sich aus und stand vor dem Spiegel, starrte in das Gesicht der Frau, die sie geworden war.
    Blutsverbunden, verliebt.
    So verängstigt wie noch nie in ihrem Leben.
    Sie wusste, die Vision würde grausam sein, noch bevor sie ihre violetten Kontaktlinsen herausnahm und den Blick hob, um sich ihrer Sehergabe zu stellen.
    Die Vision erschien schlagartig. Dasselbe schreckliche Ergebnis spielte sich vor ihren Augen ab.
    Kellan, der tot vor ihr auf dem Boden lag.
    Sie, wie sie in herzzerreißendem Kummer über seinem leblosen Körper weinte.
    Mira starrte entsetzt und gramgebeugt hin, bis der Dampf der Dusche den Raum erfüllte und einen dicken Nebel über die schreckliche Vision von Kellans Tod legte, der unaufhaltsam näher rückte.
    Als kurz vor zwölf Uhr an diesem Tag die Phalanx schwer bewaffneter JUSTIS -Beamten – vier Stammesvampire und zwei Menschen – kam, um Kellan aus seiner Zelle zu holen, wusste er, dass ihm nichts Gutes bevorstand.
    Aber das ganze Ausmaß seiner Lage traf ihn erst, als sie ihn in einen fensterlosen Gerichtssaal im GN -Hauptquartier führten. Dort fand er sich vor einem Gremium aller sechzehn Ratsmitglieder wieder, die auf dem Podium hinter einer breiten hufeisenförmigen Gerichtsbank saßen. In der Mitte der Versammlung war Lucan Thorne, ernst und würdig in seiner Rolle als Ratsvorsitzender.
    Auch die meisten älteren Mitglieder des Ordens waren da, die Krieger und ihre Stammesgefährtinnen saßen auf mehreren Bankreihen unter dem Podium.
    Aber was Kellan wirklich beunruhigte, war der Anblick von Mira, die direkt vor dem Rat stand. In schwarzem Drillich und Kampfstiefeln, das lange blonde Haar zu einem straffen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel, sah sie aus, als wäre sie für die Schlacht gekleidet.
    Was zur Hölle machte sie da?
    Kellan schrie es fast zu ihr hinüber, aber dann drehte sie sich heftig zu ihm um, als seine Wächter ihn in den Raum stießen. Mit erhitzten Wangen und geröteten Augen sah sie zu ihm hinüber.
    Ihre Augen … Herr im Himmel. Ihre Augen waren nicht mehr milchig und trüb, sondern blitzten hinter den violetten Kontaktlinsen und waren direkt auf ihn gerichtet.
    Sie war geheilt.
    Sie konnte sehen.
    Er hatte seiner Blutsverbindung nicht ganz trauen wollen, die ihm schon gesagt hatte, dass sie

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