Vertraute Gefahr
folgen können. Aber eigentlich war es auch egal, wie es ihm gelungen war: Er hatte sie gefunden und beabsichtigte anscheinend, sein Spiel fortzusetzen. Ein Schauder lief durch ihren Körper, als sie sich vorstellte, was er mit ihr tun würde, wenn er sie erwischte. Aber noch schlimmer war der Gedanke, dass vielleicht auch Shane in Gefahr sein könnte. Das konnte sie auf gar keinen Fall zulassen.
Inzwischen hatte auch Bob einen Blick in den Karton geworfen. Etwas grün im Gesicht, die Lippen zu einer grimmigen Linie verzogen, folgte er Shane nach draußen. »Verdammt! Wer macht denn so was?«
Shane wischte sich mit einer zitternden Hand über das Gesicht. »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur eins: der Typ ist krank.«
Bob nickte. »Ich rufe jetzt die Polizei. Wäre doch gelacht, wenn wir diesen Schweinehund nicht erwischen.«
Shane war sich da nicht so sicher. »Autumn sagt, sie weiß, wer das getan hat.«
Bob drehte sich ruckartig um. »Was? Wer ist es?«
Shane hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, mehr habe ich noch nicht aus ihr herausbekommen. Das Ganze hat sie sehr mitgenommen.«
Bobs Gesichtsausdruck wurde sanfter. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Gut, dann befrage ich sie erst, bevor ich die Polizei rufe.«
Autumn lief immer noch hin und her, als sie die Tür zu Shanes Hütte öffneten. Shane erschrak erneut über die Blässe in ihrem Gesicht. »Du solltest doch sitzen bleiben und dich ausruhen!«
Kampfbereit wirbelte Autumn zu Shane herum. Als sie erkannte, wie besorgt er war, ließ sie ihre Fäuste sinken. »Ich musste mich bewegen, sonst wäre ich verrückt geworden.« Da sie wusste, dass nun die Fragestunde beginnen würde, ließ sie sich wieder in den Sessel sinken. Ihre Hände verkrampften sich ineinander.
Shane ließ sich auf der Lehne nieder, während Bob einen Stuhl heranzog. Shane strich beruhigend über ihren Kopf und gab ihr einen sanften Kuss.
Bob blickte zur Seite und räusperte sich. »Shane hat gesagt, du wüsstest, wer der Täter ist?«
»Ja, das stimmt.«
Als sie nichts mehr sagte, blickte Bob Autumn mit leichter Ungeduld an. »Nun, wer ist es?«
Autumn schluckte schwer. Als sie sprach, war ihre Stimme noch rauer als gewöhnlich. »Sein Name ist Robert Pears. Er wird in New York polizeilich gesucht und ist untergetaucht. Wahrscheinlich benutzt er inzwischen einen anderen Namen.«
»Wieso bist du so sicher, dass er es war?« Leichter Unglaube klang in Bobs Stimme mit.
Autumn lachte bitter. »Weil nur er zu so etwas fähig wäre. Er will mir damit Angst machen. Und er hat meinen Kater vor einem Jahr auf die gleiche Weise getötet.« Bei dem Gedanken an Tombo stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie heftig fortblinzelte. Shane murmelte etwas Unverständliches und zog sie enger an sich.
»Das ist aber noch kein Beweis für seine Schuld«, erwiderte Bob.
»Glaub mir, er war’s. Ich bin ganz sicher.«
Bob neigte den Kopf. »Handfeste Beweise wären mir lieber.«
»Dann lass die Polizei Fingerabdrücke nehmen. Du wirst sehen, dass ich recht habe.«
Bob zog die Augenbrauen hoch. »Es gibt eine Polizeiakte von diesem Robert Pears?«
»Ja. Ruf das New York Police Department an, die suchen ihn mit Haftbefehl.«
Bob blickte sie nachdenklich an, bevor er sich langsam erhob. »Erst mal werde ich den Sheriff benachrichtigen, er wird entscheiden, wie wir weiter vorgehen.« Während er zur Tür ging, zog er bereits sein Handy heraus.
Autumn fühlte Shanes Blick auf sich, doch sie konnte ihn jetzt einfach nicht ansehen. Zu beschmutzt fühlte sie sich alleine dadurch, dass sie jemanden wie Robert überhaupt kannte.
Shane stieß geräuschvoll die angehaltene Luft aus. »Ist dieser Pears schuld daran, dass du Angst vor einer neuen Beziehung hast?«
Schmerz trat in Autumns Augen, ihr Gesicht wurde noch bleicher. »Ja.«
Shane stieß einen rauen Fluch aus, seine Arme schlossen sich fester um sie. »Was hat er dir angetan?« Er hatte die furchtbare Vermutung, dass dieser Robert nicht nur ihren Kater getötet hatte, sondern auch für die Narben an ihren Beinen verantwortlich war, und wenn das stimmte, wusste er nicht, was er tun sollte. Der Drang aufzuspringen, den Mistkerl zu suchen und eigenhändig zur Strecke zu bringen, war überwältigend.
Autumn schien das zu spüren, denn ihre Hand legte sich auf seinen Arm. »Er hat mich gefangen gehalten und gequält.«
»Gott!« Shane kniff die Augen zusammen, in dem Versuch, die grauenvollen Bilder, die durch seinen Kopf gingen, zu
Weitere Kostenlose Bücher