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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Such dir Freunde, geh einkaufen, schmeiß dieses Monsterschwert weg. Ich finde deinen Freund, falls da noch was von ihm zu finden ist.«
    »Du kannst mich nicht einfach tätscheln und dann nach Hause schicken, sosehr du dir das auch wünschst.« Sie hielt kurz inne. »Vielleicht sollten wir zusammenarbeiten –«
    Sofort schnitt ihr Damien das Wort ab. »Kommt gar nicht infrage. Ich arbeite allein. Und mit Amateuren arbeite ich grundsätzlich nicht.«
    Sie machte sich ganz steif, ihre Augen nahmen ein eisiges Violett an. »Ich glaube, du würdest dich wundern, was ich alles kann.«
    Das glaube ich gern …
    Damien biss die Zähne zusammen und verdrängte schnell die alles andere als jugendfreien Gedanken, die ihm in den Sinn kamen.
    »Von meiner Welt solltest du dich lieber fernhalten, Ariane, glaub mir«, sagte er leise und meinte es auch so. »Jetzt lauf los und versteck dich. Denk an dein Schwert, wenn du nicht willst, dass man dich findet. Und … geh mir aus dem Weg. Wenn du mir noch mal dazwischenfunkst, weiß ich ein paar neue Stellen, die ich ablecken kann, und dann gebe ich nicht eher Ruhe, bis ich genug habe und mit dir fertig bin.«
    Noch bevor Ariane empört protestieren konnte, nahm er die Gestalt an, die ihn durch viele Jahrhunderte seiner erfolgreichen kriminellen Karriere gebracht hatte: Er verwandelte sich in eine große, geschmeidige, kräftige, geräuschlose schwarze Katze und sprang zum Fenster hinaus.
    Fort war er.

6
    Eine Katze zu finden, wenn sie nicht gefunden werden wollte, noch dazu in stockfinsterer Nacht, war wie die Suche nach der Nadel in einem Heuhaufen. Aber Ariane konnte Blut ebenso gut riechen wie ein Cait Sith. Deshalb vergeudete sie keine wertvolle Zeit mit Gedanken an Damien, sondern folgte dem Geruch des Bluts, der sich wie ein Band durch die Dunkelheit zog.
    Frische Leiche, frisches Blut.
    Auf den Straßen wimmelte es von Menschen, die miteinander plaudernd spazieren gingen, glücklich, da sie keine Ahnung hatten, welche Wesen sonst noch die Sommernacht bevölkerten. Ariane schob sich schnell zwischen den Sterblichen hindurch. Hunger meldete sich und wurde immer stärker angesichts des sie umgebenden warmen, berauschenden, pulsierenden Lebensbluts. Als sie ein junges Pärchen passierte, das lachend Händchen hielt, runzelte sie die Stirn.
    Sie hatte Nahrung zu sich genommen, allerdings nicht genug. Die Aufregung hatte ihren Appetit gezügelt. Sie musste achtgeben … die Grigori warnten ihre Leute immer wieder, wie schnell einem die Dinge aus der Hand gleiten konnten.
    Bald, versprach sie sich. Aber nicht gleich. Sie hatte genug davon, dass Damien ihr immer einen Schritt voraus war.
    Die Fährte des Bluts führte sie durch das Herz der Stadt, vorbei an der glitzernden Kuppel der Bank of America, weiter hinaus an den Rand des schönen Scheins, wo die Fassade der Zivilisation erste Sprünge bekam. Aus den Schatten folgten Ariane misstrauische Blicke, doch zügelte sie ihre Schritte nicht. Sie wusste, sie war gefährlicher als alle noch entfernt menschenähnlichen Gestalten, die hier herumlungerten, auch wenn diesen das vielleicht nicht klar war.
    Als sie an einem zwielichtigen Nachtclub vorbeikam, wurde der Geruch fast spürbar. Musik dröhnte bis auf den Bürgersteig, wo eine lange Schlange junger Menschen ab zwanzig aufwärts sich lautstark beschwerte, man solle sie einlassen. Das Gebäude daneben war eine einsturzgefährdete Bruchbude mit zugenagelten Fenstern.
    Außerdem duftete es hier nach dem Opfer und, wie sie naserümpfend feststellte, nach Damien. Er war schnell. Aber wenn Sariel ihn angeheuert hatte, dann bestimmt aus gutem Grund. Und Damiens Persönlichkeit konnte nicht der Grund gewesen sein.
    »He, geh da lieber nicht rein«, rief ihr eine Stimme zu, als sie an der Schlange vorbei auf die mit Ketten und Vorhängeschloss wirksam versperrte Tür zumarschierte. Ariane würdigte den hilfsbereiten Menschen kaum eines Blickes.
    »Selbstverständlich gehe ich rein«, murmelte sie. Sie erntete ein paar Pfiffe und einige interessante Kommentare, was eine Frau wie sie wohl in einem verlassenen Haus wollte. Die Gedanken und Gefühle der Menge drohten sie zu überschwemmen, wirbelten in ihr umher und vermengten sich zu einem kakofonen Wirrwarr, der es schier unmöglich machte, einzelne Drohungen herauszufiltern oder überhaupt einen Sinn auszumachen. Ihre Gedanken vor anderen Grigori abzuschirmen war ihr zur zweiten Natur geworden – und umgekehrt genauso –, aber die

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