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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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direkt ein Kompliment … eher die Feststellung, dass du unter schlechtem Einfluss stehst.« Sein Blick wurde sanfter, und als er die Hand hob, zögerte er einen kurzen Moment, bevor er sie an ihre Wange legte und mit den Fingerknöcheln zärtlich darüberfuhr. Sie hätte nie gedacht, dass er so zärtlich sein könnte. Aber wieso sah er sie derart verwirrt an?
    »Die meisten Frauen hätten da den Dolch nach mir geworfen«, sagte er.
    »Ich war jahrelang weggesperrt, falls du dich noch erinnerst, deshalb bin ich ein bisschen merkwürdig.« Das hatte eigentlich witzig klingen sollen, aber kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, waren sie ihr peinlich und sie errötete. Verglichen mit allem, was sie von der Welt kennengelernt hatte,
war
sie merkwürdig. Vielleicht hätte sie ihm wirklich den Dolch an den Kopf werfen sollen, damit sein Weltbild wieder stimmte.
    »Du bist schön.« Damien schob ihr eine ihrer Locken hinter das Ohr. Ariane war so überrascht, dass sie nach Luft schnappen musste. Es waren gar nicht so sehr seine Worte als vielmehr der Ton, in dem er sie sagte. Auch Damien wirkte ein bisschen verlegen, aber er machte keine Anstalten, sich abzuwenden.
    »Meine Güte, Ariane, schau mich bloß nicht so an.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und schmiegte die Wange an seine Hand. »Wie schaue ich denn? Ich sehe dich eben gern an.«
    Er lächelte geschmeichelt und ließ die Hand sinken. »Du schaust, als wärest du überzeugt, dass in mir irgendwas Ehrenhaftes steckt. Aber das tut es nicht. Da muss ich dich leider enttäuschen.«
    Das klang, als hätte man ihm schon oft im Leben gesagt, er sei eine einzige Enttäuschung. Ob diese Vorwürfe nun gerechtfertigt waren oder nicht – Ariane empfand jedenfalls eine Spur Mitleid mit ihm. Das wenige, das er von sich erzählt hatte, hatte bei ihr nicht gerade den Eindruck geweckt, dass er jemals echte Zuneigung erfahren hatte. Er musste ein hübsches Kind gewesen sein … und trotzdem hatte man ihn allein gelassen.
    Kein Wunder, dass er sich hinter riesigen Mauern verschanzte.
    »Ich bin aber nicht enttäuscht«, erwiderte sie. Als er nicht antwortete, sondern nur mit undefinierbarem Gesichtsausdruck auf sie hinunterschaute, fügte sie hinzu: »Ich nehme dich so, wie du bist, und genieße es.«
    Damien nickte. »Ein Dieb und Mörder ohne jegliches moralisches Empfinden.«
    Forschend sah sie ihn an. Ja, er meinte das völlig ernst. Was für eine seltsame Mischung aus Eitelkeit und Unsicherheit! Dass er auch unsicher war, erkannten vermutlich nur die wenigsten. Damien gehörte mit Sicherheit nicht zu den Männern, die andere nah an sich heranließen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass er sich mit Beziehungen genauso wenig auskannte wie sie.
    Irgendwie war es beruhigend, dass sie auf diesem Gebiet beide im Dunkeln tappten, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen.
    »Wenn du willst, dass ich sauer auf dich bin«, sagte sie, »musst du schon mehr anstellen als nur ein paar Stunden wegbleiben. Mein Geduldsfaden ist normalerweise ziemlich stabil.«
    »Meiner nicht. Du solltest mich lieber nicht mögen, schließlich sind wir nur gemeinsam unterwegs, weil es hier um eine für beide Seiten nützliche Geschäftsbeziehung geht. Alles … alles Weitere ist eine ganz schlechte Idee.«
    »Das behauptest du immer wieder. Wenn du das dauernd so machst, wundert es mich nicht, dass du Single bist.« Sie lächelte ihn an, zögerte ein wenig und gab schließlich doch dem Bedürfnis nach, ihm durch das Haar zu fahren. Es war unglaublich weich. Bei ihrer Berührung schloss Damien halb die Augen, und aus seiner Kehle drang ein Schnurren.
    »Ich lasse mich nur mit Frauen ein, die ich schnell wieder loswerden kann. Du machst es mir nicht leicht, die Finger von dir zu lassen.«
    Das Kompliment, das sich hinter seinen Worten verbarg, freute sie, auch wenn er es nur so verquer ausdrücken konnte.
    Er schmiegte den Kopf an ihre Hand und rieb wie eine Katze die Wange an ihrem Handgelenk. Das Schnurren war unglaublich erregend.
    »Das ist … angenehm«, sagte er. Seine Stimme klang ziemlich angespannt. »Du bist so weich … und du riechst so gut … wie Rosen.« Als sie ihm daraufhin auch über die Stoppeln an seinem Kinn fuhr, schloss er genießerisch die Augen.
    »Ich muss einen Knall haben«, murmelte er und öffnete die Augen gerade so weit, dass zwei blaue Schlitze unter den Lidern hervorfunkelten. »Ich habe dir nichts zu bieten, Kätzchen. Wenn du mich besser kennen würdest

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