Verwandte Seelen
einmal!“, forderte er Grimmt auf und versuchte dabei sein Lachen zu unterdrücken. „Denke daran, du wirst dir nur wieder wehtun!“
„Ich soll mich beruhigen . . . ?“ Kapitulierend ließ er langsam seine Schultern sinken.
„Versteh’ doch endlich! Du bist hier in Sicherheit.“
„Und versteh’ du doch endlich, dass ich dich nicht allein in den Krieg ziehen lasse!“, schnaubte Grimmt. „Ich komme mit, ob es dir passt oder nicht.“
„Und ich auch!“, trat Dexter aus der Dunkelheit hervor.
„Wir auch!“, folgten ihm Conner und Sally.
Matt kam als letzter zum Vorschein und nickte zustimmend.
Ich schaute sie völlig überrascht an, wusste nicht, ob ich mich über ihren Anblick freuen oder darüber verzweifelt sein sollte.
Jake stemmte seine Hände in die Hüften und schaute kopfschüttelnd zu Boden. „Macht doch, was ihr wollt!“, murmelte er.
Wir waren seit gut zwei Stunden unterwegs. Es wurde schon langsam hell. Meine Freunde hatten nicht ein anklagendes Wort gegen mich geäußert, geschweige denn wütende Blicke in meine Richtung geschossen. Sie schienen mir tatsächlich nicht böse zu sein.
Grimmt hatte geahnt, dass Jake sich heimlich mit mir davonschleichen würde. Nachdem sie ihre Sachen gepackt hatten, waren sie alle in die große Höhle gegangen und hatten dort ihr Nachtlager aufgeschlagen. Als Jakes Männer sich dann tatsächlich vor dem Höhleneingang versammelten, wurde Grimmts Verdacht bestätigt. Sie verließen noch vor uns das Versteck, um draußen auf uns zu warten.
Ich musste immer noch schmunzeln, wenn ich mich an Grimmts tobenden Anblick zurückerinnerte.
Jeder von uns saß nun hinter einem Unsterblichen, auf deren riesigen, wilden Pferden. Ich hatte unheimlichen Respekt vor ihnen, spürte förmlich, wie stark und mächtig Jakes schwarzer Hengst war.
Jakes Nähe hatte mich anfänglich beruhigt, doch nun wurde es fast unerträglich. Ich spürte seine Wärme . . . roch seinen betörenden Duft . . . fühlte seinen Körper. Es war eine Qual, dem Drang zu widerstehen, mich nicht einfach an ihn zu schmiegen. Ich wollte ihn umarmen, ihm durch sein Haar streicheln, seinen Nacken küssen. Stattdessen hielt ich mich zögerlich an seinen Schultern oder seiner Hüfte fest, so wie Sally es bei ihrem Vordermann tat.
Wir hatten den Wald hinter uns gelassen und schauten nun auf eine weitläufige Ebene, an deren Horizont eine Bergkette wahrzunehmen war, deren schneebedeckten Spitzen im Licht der aufgehenden Sonne glänzten.
„Da!“, deutete einer von Jakes Männern mit seinem Finger in die unendliche Weite.
Wir folgten seinem Blick. Ich konnte beim besten Willen nichts erkennen.
„Reiter“, vervollständigte er.
Blinzelnd kniff ich meine Augen zusammen und versuchte die Entfernung etwas heranzuzoomen. Ganz undeutlich und verschwommen konnte ich klitzekleine, dunkle Punkte am Horizont erahnen. Allerdings konnte ich nicht sagen, ob diese sich tatsächlich bewegten.
„Wir sollten uns verstecken!“, sagte Grimmt wie zu sich selbst.
Jake runzelte besorgt die Stirn. „Nein, das brauchen wir nicht. Es ist mein Vater.“
„Silas?“ Grimmt schaute seinen Freund ungläubig an. „Aber er wollte sich doch mit den anderen Clanführern treffen? Was hat das zu bedeuten?“
„Das werden wir gleich erfahren“, sagte Jake nachdenklich und trieb unseren Hengst an.
Es dauerte ewig bis wir Silas und seine Männer erreichten, wobei auch sie uns entgegen geritten waren.
„Weg hier!“, schrie dieser uns entgegen. Er lenkte sein Pferd im schnellen Galopp seitwärts. Wir flohen regelrecht von dieser entblößenden, verräterischen Ebene und hielten auf den schützenden Wald zu.
Sally starrte mich voller Panik an. Sie quiekte und krallte sich ängstlich an ihren Reiter. Unsere Pferde rasten mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über das Land. Nun hielt ich meine Arme fest um Jake geschlungen. Ich rechnete damit, jeden Moment vom Pferd zu stürzen. Jake hielt meine verschränkten Arme mit einer Hand zusammen. Er achtete darauf, dass ich ihm nicht verloren ging. Wie konnte er sich nur einhändig auf diesem unberechenbaren Pferd halten?
Ich wagte es nicht, zurückzublicken, hielt mein Gesicht fest an Jakes Rücken gepresst. Wurden wir verfolgt? Mein Herz zersprang fast vor Panik.
Endlich erreichten wir den Wald. Wir versteckten uns zwischen den Bäumen.
Silas sprang schon von seinem Pferd, als dieses noch nicht einmal richtig zum Stehen gekommen war und schaute abwartend auf die weite
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