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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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zusammen.«
    »Aha!«, sagte ich. Das war wirklich beeindruckend. »Wo nimmst du nur all die Energie her? Du siehst blendend aus!«
    »Das macht die Liebe«, flüsterte sie und prostete mir zu. »Lieben und geliebt werden. Das ist der Sinn des Lebens. Und sonst gar nichts.«

31
    A ls ich von Billi nach Hause kam, stand Sonjas silbergrauer Porsche vor dem Haus. Mit gemischten Gefühlen schloss ich auf und ging die Treppen zu meiner Wohnung hinauf.
    Drüben schien jemand zu kichern. Oder täuschte ich mich? Waren sie etwa … Zeigte er ihr gerade seinen Kaktus? Ich wollte mir das lieber gar nicht so genau vorstellen. Trotzdem lauschte ich in die darauffolgende Stille. Ich hörte nur, wie die alte Wanduhr in Mutters Zimmer tickte. Und wie mein Herz klopfte. Doch dann klopfte es an der Wohnungstür, und mir wäre fast das Herz stehen geblieben.
    Zitternd öffnete ich.
    »Sonja!« Sie trug eine fast durchsichtige Seidenbluse und dazu einen engen Lederrock, aufregend gemusterte Strumpfhosen und Stiefel. (Also, ein eindeutiges Beuteschema hatte Rainer nicht!)
    »Hi, du!« Stürmisch umarmte sie mich. »Da bist du ja wieder! Wie war dein Urlaub!?«
    »Also, das Golfressort an der Algarve wäre echt was für dich gewesen. Traumhafte Golfplätze, gepflegte Rasenqualität …« Ich versuchte mich an das zu erinnern, was die jungen Männer immer gesagt hatten. »Besonders die Greens, also wie mit der Nagelschere geschnitten!«
    Als ich ihr etwas zu trinken anbieten wollte und plaudernd vor ihr in die Küche schritt, um Prosecco aus dem Kühlschrank zu holen, schrillten bei mir plötzlich sämtliche Alarmglocken. Aber da war es bereits zu spät: Sonja hatte den Zettel mit Rainers Gedicht bereits gesehen. Er lag mitten auf dem Küchentisch.
    Manchmal
    muss man
    einen Teil von sich
    sterben lassen,
    um
    zu
    überleben.
    Sonjas Augen weiteten sich. Ich stand mit dem Rücken zum Kühlschrank und klammerte mich an seinen Griff. Sie sah mich fassungslos an.
    »Er schreibt dir – auch?« Ihre Frage traf mich völlig unvorbereitet.
    Ich schluckte trocken und grinste reuig. Ich fühlte mich wie kurz vor einer Exekution. Verdammt, erwischt! Mein Hirn war wie leer gefegt. Ich überlegte fieberhaft, womit ich sie ablenken konnte. In einer Art Übersprungshandlung öffnete ich den Kühlschrank und griff nach der Flasche. Ich versuchte, sie zu öffnen, glitt mit den Fingern an der kühlen Oberfläche ab und bekam vor lauter Anstrengung, den verdammten Korken aus dem Flaschenhals zu drehen, einen knallroten Kopf.
    »Ähm, also ab und zu … Er übt vielleicht an mir.« Ich hob beschwichtigend die Hand, tat das Ganze bescheiden als Bagatelle ab.
    »Du kriegst AUCH Liebesbriefe?« Sonjas Augen blitzten mich an.
    »Also, das ist nicht wirklich ein Liebesbrief … Eher eine Art – Abschiedsbrief«, murmelte ich und ließ den Kopf hängen. Dabei konnte ich Sonjas bohrenden Blick förmlich spüren. Oh. Das war genau das Falsche. Ein Geständnis quasi. Die Stille zwischen uns dehnte sich ins Unermessliche aus. Ausgerechnet jetzt hörte man Rainer hinter der Wand schnarchen. Es war grotesk! Wir hätten uns lachend in den Armen liegen sollen! Stattdessen starrten wir uns schweigend an.
    »Seit wann …«, stieß Sonja schließlich hervor.
    »Ähm – seit Jahren«, hörte ich mich sagen. Dabei hatte ich meiner Zunge ganz fest befohlen, zu sagen: »Das hier ist der erste!« Sie gehorchte mir einfach nicht.
    »Er schreibt dir seit Jahren?!« Sonja hatte weiße Flecken im Gesicht. Offensichtlich schien sie die Zusammenhänge jetzt zu begreifen.
    »Also früher … Ich meine, ganz früher, war er mal ein bisschen in mich verknallt.«
    Noch immer zerrte ich verkrampft an diesem Flachenkorken. Ich hätte mich erwürgen können! Warum hatte ich das nur gesagt!
    Sie starrte mich an. Ihr Gesicht hatte die Farbe der Wand angenommen.
    »Das ist schon ewig her«, stammelte ich. »Ich kann mich kaum noch daran erinnern.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. In dem Moment flog der Korken aus der Flasche, und klebriger Schaum ergoss sich über meine Finger.
    »Aber hier steht …« Sonja hatte die Botschaft auf den ersten Blick erfasst. »›Manchmal muss man einen Teil von sich sterben lassen, um zu überleben‹?«
    »Ja, das bezieht sich wahrscheinlich auf meine Mutter«, versuchte ich das Ruder herumzureißen. »Nein, ähm, ich habe ihn noch gar nicht richtig gelesen. Ich glaube, er meint Roman! Also, meine Beziehung zu ihm, sprich die Muttergefühle. Die

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