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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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rote Gymnastikbälle. »Das ist ja ’n Ding.«
    »Ja, stellt euch vor, der Manni hat Verbindungen zu Filmproduzenten, die schon in Florida und New York erfolgreich Pilates- DVD s produziert haben! Ich komme ganz groß raus!«
    »Nein!«, sagte ich staunend. Ich war wirklich platt.
    »Doch! Allererste Adresse!« Sonja konnte ein Jubeln kaum unterdrücken. Sie reckte siegesgewiss die Fäuste und rief: »Yeah, Nicola! Nimm das!«
    »Und – traust du dich?«
    »Ja, natürlich! Ich werde es der ganzen Welt beweisen! Meine Mutter wird sich im Grabe umdrehen! Ich und ein fettes Trampel! Das sagt sie nicht noch mal!«
    »Nein«, gab ich zu. »Vermutlich nicht.«
    »Und wenn, dann nur ganz leise. Zu den Maulwürfen.« Billi kicherte hinter vorgehaltener Hand.
    Wir lachten uns schlapp. Herumalbern und ordentlich Prosecco saufen – so liebte ich mein Mutti-Fitnessstudio in Butterblum-Nord!
    Sonja drehte leichtfüßig eine Pirouette. Mein Blick fiel auf ihr Fußkettchen und ihre grellrot lackierten Zehen. Wow!
    »Und wie kommt er ausgerechnet … auf dich?« Billi tätschelte ihr schlafendes Enkelkind.
    »Wie meinst du das?« Sonjas Augen flackerten bedenklich.
    »Na ja, ich meine, welches Publikum willst du damit er reichen?«
    »Billi«, mahnte ich und knuffte sie sanft in die Seite. »Alle, die fit sein wollen!«
    »Die ganz normale Hausfrau«, verteidigte sich Sonja. »Die was für sich tun will.«
    »Die mit den Wechseljahren kämpft«, beckmesserte Billi.
    »Kommt, Mädels!«, mahnte ich. »Wir fürchten uns alle vor dem Altwerden.«
    Wie gern hätte ich den Mädels nun endlich von Oliver erzählt, aber man kam in diesem Hühnerstall einfach nicht zu Wort.
    »Ich nicht!« Sonja traten die Tränen in die Augen.
    »Du am allermeisten!«, sagte Billi und lachte ungerührt.
    »Also, ich fürchte mich«, gab ich zu. »Ich fürchte mich vor dem Alleinsein und dem Austrocknen.«
    »Weil du keinen Sex hast!« Sonja tanzte unbeeindruckt weiter.
    »Nein«, sagte ich. »Leider.« (Lieber keiner als Rainer.)
    »Du denn?«, fragte Billi.
    »Wahrscheinlich bald.« Sonja kicherte.
    Mir schwante Schlimmes. Sie hatte doch nicht vor, diesen – Manni zu beglücken?
    Billi und ich wechselten einen besorgten Blick.
    »Ich fürchte mich auch«, gestand Billi. »Vor Depressionen und Dauertrauer.«
    »Ihr habt Familien«, sagte ich. Jetzt war es so weit. Ich holte tief Luft. »Und ich auch. Vielleicht begegnet mir bald mein Sohn!«
    »Hä?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du hast doch gar keinen Sohn!«
    »Und wenn doch?«
    Sie starrten mich an. »Also, Mädels. Was ich euch schon die ganze Zeit erzählen will: Ich habe vor Kurzem einen Anruf aus Hamburg …«
    »Jetzt wartet doch mal!«, unterbrach mich Sonja, die mir gedanklich immer noch nicht ganz folgen konnte. »Warum seid ihr denn so dagegen, dass ich eine Fitness- DVD mache?«
    »Ähm«, sagte ich und klappte den Mund zu.
    »Niemand hat etwas dagegen«, erwiderte Billi. »Aber mach sie doch im stillen Kämmerlein. Für deine Kundinnen.«
    »Du bist doch nur neidisch! Weil ich dann nämlich nicht nur siebzig oder achtzig Kundinnen erreiche, sondern siebzig- oder achtzig TAUSEND! «
    »Oder siebzig oder achtzig MILLIONEN «, spottete Billi ungerührt und zog ihr Strickzeug aus der Tasche. »Meine Verwandten in Unna kaufen die jedenfalls alle. Schaut mal!« Sie hielt ihr angefangenes Babyjäckchen hoch und ließ die Ärmelchen baumeln. »Ich komme an Rosa einfach nicht vorbei.«
    »Ich schenke sie meiner Mutter zum zweiundneunzigsten Geburtstag«, sagte ich nicht ungehässig. »Es wird Zeit, dass sie mal wieder ein bisschen Bewegung bekommt.«
    »Ihr seid gemein!« Sonja war das Blut aus dem Gesicht gewichen. »Nur weil ich weder einie pausbäckige Großmutter noch eine grauhaarige Bibliothekarin bin, müsst ihr euch noch lange nicht über mich lustig machen! Ich ARBEITE wenigstens an mir!«
    »Reg dich doch nicht gleich so auf!«, meinte Billi. »Ich arbeite auch an mir. Nur anders.« Sie begann zu stricken. »Ärmel brauchen schließlich ein Bündchen«, informierte sie uns. »Die mach ich dann in bleu. Man kann ja nie wissen, was noch kommt. Übrigens überlege ich, meinen Doktor zu machen. In Philosophie.«
    Oje. Das Gespräch lief in die völlig falsche Richtung.
    »Ich arbeite auch an mir!«, murmelte ich gekränkt. An der »grauhaarigen Bibliothekarin« hatte ich ganz schön zu knab bern. »Es kostet mich einigen Mut, euch zu sagen, dass ich einen So…«
    »Lange genug geredet,

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