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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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nicht.
    »Manni ist Roman«, sagte Rudi ernst. »Manni. Kosename. Roman.«
    Nein. NEIN! Er konnte mich doch nicht so vorsätzlich betrogen, ja wochenlang verarscht haben! (Excuse my French. ) »So ein Schwachsinn!«, brüllte ich Rudi ihn an. »Hör auf, mich zu verscheißern!« Erstaunlich, was für ein Vokabular mein Gehirn bei so einem Schock freisetzte!
    »Sei ruhig wütend, du hast jedes Recht dazu«, sagte Rudi betont ruhig. Jetzt kehrte er den Arzt heraus, den Profi, der gelernt hat, mit hysterischen Weibern umzugehen.
    Manni. Mein Herz fing an zu rasen. Manni war also … Es stimmte, ich hatte von Anfang an so ein seltsames Gefühl bei ihm gehabt. So, als wäre er nicht ganz echt. Und jetzt war er mein Sohn? Ich fühlte mich, als hätte ich einen Stein verschluckt. Er hatte also die ganze Zeit mit mir gespielt. Mich ausgetestet.
    Nein!, schrie es in mir. Das war nicht mein Sohn. Ich hatte doch dieses Bild gesehen! Manni sah vollkommen anders aus als Roman! Viel – jünger, schlanker, lässiger als dieser ernste Mann auf dem Schwarz-Weiß-Foto! »Manni ist blond und hat blaue Augen!« Die letzten Worte musste ich wohl laut ausgerufen haben, denn das Erste, was ich hörte, als mein Gehirn wieder Empfang hatte, war:
    »Dafür gibt es Kontaktlinsen. Und blonde Strähnen sind keine Hexerei. Außerdem hat er in den letzten Wochen zehn Kilo abgenommen. Er hat Probleme.«
    Ich sprang auf und lief sinnlos im Kreis. Sosehr ich mich auch bemühte, diese Informationen zu verdauen, es wollte mir einfach nicht gelingen. Wer hatte hier Probleme? »Aber … Aber er spricht mit rheinländischem Akzent!«
    »Weil seine Verwandtschaft mütterlicherseits aus dem Rheinland ist.«
    »Aber am Telefon hat er mit Hamburger Akzent gesprochen!«
    »Weil das auch ein bisschen zu seinem Plan gehört hat. Er ist ein Sprachtalent.« Mit dem Kinn wies er zu Rikki hinüber, die Lateinvokabeln paukte.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er WAR Roman! Natürlich! Drei Tage nach unserem Telefonat war er plötzlich im Fitnesscenter aufgetaucht! Von wegen Arktis! Ich dumme Nuss!
    »Aber … Warum? WARUM hat er mir das angetan?« Ich sprang auf und trat mit dem nackten Fuß gegen einen richtig großen Stein, was dem Stein sehr viel weniger wehtat als mir.
    »Weil er dich erst in Ruhe kennenlernen wollte.« Rudi griff nach meinem Arm, und wieder schüttelte ich seine Hand ab wie ein lästiges Insekt.
    »Weißt du, wie beschissen … wie unfair das ist?« Ich wirbelte herum. »Er hatte alle Zeit der Welt, sich die Frau, die ihn zur Welt gebracht hat, in Ruhe anzusehen. Und ich?« Ich musste schluchzen. »Seit dreißig Jahren kann ich vor Schuldgefühlen an nichts anderes denken, als dass ich mein Kind weggegeben habe!«, schrie ich mit bebender Stimme. »Dann meldet er sich plötzlich. Ich fange gerade an zu begreifen, dass er wieder in mein Leben getreten ist, als er behauptet, in die Arktis zu müssen. Für irgendeine halsbrecherische Aktion!«
    Die Tränen liefen mir nur so über die Wangen, und meine Nase tropfte. Zornig wischte ich Rotz und Wasser mit dem Hand rücken weg.
    »Ich denke Tag und Nacht an diesen Jungen, der gerade unter Lebensgefahr durchs ewige Eis irrt, mache mir die schrecklichsten Sorgen und Vorwürfe, weil ich ihn am Telefon schon wieder im Stich gelassen habe …« Mir entfuhr ein Hohnlachen. »Dabei planscht mein Herr Sohn hier im Starnberger See herum, hat sich bei meiner Freundin eingenistet, turtelt mit meiner anderen Freundin herum, obwohl er eigentlich deren Tochter begehrt! Nur ich, ich bin mal wieder völlig außen vor!«
    Ich sank wieder auf die grüne Holzbank. Brennnesseln malträtierten meine Beine, aber ich begrüßte den stechenden Schmerz.
    »Also noch mal. Für Anfänger«, wandte ich mich an Rudi. »Manni alias Roman alias Oliver geht mit dir segeln oder angeln oder was weiß denn ich und fragt dich, was er mit Sonja machen soll. Dabei erzählt er dir ganz nebenbei, dass er mein Sohn ist und fragt, wie er es mir beibringen soll.«
    »Genau. Als väterlichen Freund und Arzt. Ich bin der Einzige, der weiß, dass du ein Kind geboren hast. Und als dieser junge Mann so plötzlich bei uns aufgetaucht ist, dauerte es nicht lange, und mir schwante etwas. Siehst du denn nicht, wie ähnlich ihr euch seht?«
    »Nein«, entgegnete ich schwach.
    Sah Manni mir ähnlich? Nein. Aber Roman? Manni in runder, reifer, dunkelhaarig?
    »Warum sagt er es dir und nicht mir?«
    »Weil er inzwischen nicht mehr ein

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