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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Mohair! Ich kann sie jederzeit mit ins Fitnesscenter nehmen! Wir richten ihr eine Spielecke ein!«
    Das war auch typisch Sonja: spontan, großzügig, pragmatisch.
    Billi erzählte uns von ihren heimlichen Besuchen an der Uni und dass sie schon einen Doktorvater namens David Breuer gefunden habe; ein leidenschaftlicher Segler, der hier sein Boot habe und mit dem sie schon ein paarmal segeln gewesen sei.
    »Wie alt ist er?«
    »Och, so Mitte vierzig!«
    »Ein Mann in den besten Jahren!«
    »Frauen sind mit Mitte vierzig offiziell schon scheintot!«
    »Aber nicht wir!«
    Wir grinsten, als stichwortgerecht ein Zweimaster am Bootssteg anlegte. Leichtfüßig sprang Manni heraus und vertäute das Boot. Lachend zeigte er seine schneeweißen Zähne, als er mit geübtem Griff das Seil auffing, das Rudi ihm zuwarf. Wieder dachte ich an einen Werbespot, diesmal war es einer für Bier ohne Bierbauch. Ich musste mich zwingen, nicht ständig zu Manni rüberzuglotzen.
    Jetzt. Jetzt hatte er mir mitten ins Gesicht geschaut. Ich schluckte. Ich war doch nicht auch … Ach, Quatsch! Ein bisschen Restverstand war mir noch geblieben. Trotzdem spürte ich so ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch und zuckte zusammen, als sich eine nasse, kalte Hand auf meine Schulter legte.
    »Carin, hast du mal eine Minute?«
    Es war Rudi. Und er wollte mich unter vier Augen sprechen.

13
    H a! Auf keinen Fall würde ich ihm Billis Pläne verraten! Ich war eine loyale Freundin, das würde ich ihn spüren lassen. Bei mir würde er auf Granit beißen. Steifbeinig stakste ich neben ihm her ans andere Ende des Grundstücks, wo unter einer alten Linde eine grüne Bank stand.
    »Wie geht es dir?«, begann Rudi etwas unbeholfen das Gespräch, nachdem wir beide auf der Bank Platz genommen hatten. Ich hatte nur meinen langweiligen schwarzen Badeanzug an, was mir im Moment etwas peinlich war. (Ist das nicht albern, dass man sich vor seinem Gynäkologen schämt, obwohl man mehr anhat als sonst?)
    Rudi war braun gebrannt und durchtrainiert, soweit man das von einem etwa sechzigjährigen Mann behaupten konnte. Er trug eine Schirmkappe, eine coole, verspiegelte Sonnenbrille und eine sehr knappe rote Badehose. Macho!, dachte ich verächtlich. Warum stellst du jungen Dingern nach?
    »Mir geht es gut, und dir?«, gab ich eine Spur zu zickig zurück. Glaub ja nicht, ich vermittle hier zwischen dir und deiner Frau. Sie macht ihren eigenen Doktor, und dann siehst du alt aus, mein Lieber. Sie braucht dich nicht. Du brauchst sie!, arbeitete es in mir.
    »Mir geht es auch gut.«
    »Okay, war’s das?«
    »Es ist schön, dass ihr Frauen euch so gut versteht.«
    »Ihr Männer scheint euch ja auch gut zu verstehen.«
    »Ja.« Rudi schob die Kappe aus dem Gesicht und kratzte sich an der Stirn.
    »Und deshalb lockst du mich auf diese Bank?«
    »Nicht ganz. Ich möchte mit dir über Manni reden.«
    Oh. Das kam überraschend. »Über Manni? Was gibt’s denn da zu reden?«
    Oje. Bestimmt hatte er Rudi gebeichtet, dass wir ihn über redet hatten, Sonja zu umgarnen. Wahrscheinlich suchte er einen Verbündeten, der ihn davon erlöste.
    »Wie gefällt er dir?«
    »Gut«, gab ich knapp zurück. »Aber wenn du denkst, dass ich in ihn verliebt bin, irrst du dich.«
    »Das denke ich auch gar nicht.«
    »Also? Was dann?«
    »Manni hat mich um Hilfe gebeten, weil er euch allen was vorspielt und nicht weiß, wie er aus der Situation wieder rauskommen soll.«
    »Ich weiß. Das ist alles meine Schuld.«
    »Er glaubt, dass du ihn hassen wirst, wenn er die Wahrheit sagt.«
    »Nein«, sagte ich leise. »Das habe ich ihm ja selber eingebrockt. Es tut mir nur leid um Sonja.« Ich trat verlegen gegen einen Stein.
    »Wieso tut es dir leid um Sonja?«
    »Weil sie auf ihn steht.«
    »Sonja ist aber nicht seine Mutter«, sagte Rudi ernst und nahm die Sonnenbrille ab. Plötzlich sah er mir eindringlich in die Augen.
    Mir blieb das Herz stehen. »Ja, aber ich doch auch nicht!«, entfuhr es mir.
    »Und wenn du es doch wärst?«
    »Quatsch!«, begehrte ich auf. »Ich meine, Scheiße! Ich habe einen Sohn, ja. Aber der heißt Roman Stiller und ist in der Arktis!«
    »Das ist die offizielle Version, ja.« Rudi nahm meine Hand, aber ich entriss sie ihm.
    »Manni hat mich um Hilfe gebeten, weil er aus der Nummer allein nicht mehr rauskommt.«
    »Welche Nummer denn jetzt?«
    »Er ist dein biologischer Sohn.«
    Nein. Das konnte doch nicht sein! Roman Stiller war mein biologischer Sohn. Ich begriff das alles

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