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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wanderte zwischen uns hin und her. Am liebsten hätte ich laut gesungen: »Wir trinken aus einer Fläsch! Wir bezahlen aus einer Täsch!« (Kölner Karnevalsschlager.)
    »Ich hab zu Hause Ärger.« Roman zog die Nase hoch.
    »Meinetwegen?«
    »Das auch.«
    Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, was er am Telefon gesagt hatte: Sein Vater war entsetzt, dass er mich aufgespürt hatte.
    »Ich kann deinem Vater versichern, dass ich nichts von deiner Familie will«, sagte ich fest entschlossen. »Ich werde nicht bei euch unterm Weihnachtsbaum sitzen. Wenn du willst, präsen tiere ich ihm meinen – ähm – Lebensgefährten. Ich bin in – festen Händen.« Uff. Zu welchen Opfern Mütter bereit sind!
    »Pass auf, Carin, das ist jetzt alles ein bisschen viel auf einmal. Also erstens haben meine Frau Silke und ich uns – auseinandergelebt.«
    »Aber ihr kriegt euer drittes Kind!«
    »So was passiert.« Roman nickte, und seine Zerknirschung schien echt. »Zweitens habe ich mich in Vivian verliebt. Aber sie ist nicht der Grund oder Auslöser unserer Trennung. Drittens soll ich Sonja vorspielen, dass ich an ihr interessiert bin und mit ihr die Fitness- DVD drehen will.«
    »Tut mir leid«, warf ich zerknirscht ein. »Das schaffe ich sofort aus der Welt.«
    »Viertens«, fuhr Roman fort, »habe ich einen Riesenkrach mit meinem Vater.«
    »Meinetwegen«, sagte ich sofort wieder schuldbewusst.
    »Nicht nur, aber auch.«
    »Und das heißt?«
    »Das ist eine lange Geschichte und hat was mit Problem Nummer eins zu tun.«
    »Gibt es noch ein Fünftens?« Mir schwante nichts Gutes. Und es war auch nicht gut.
    »Fünftens möchte ich wissen, wer mein Erzeuger ist!«

14
    A lso gut, alle mal herhören, es gibt Neuigkeiten.«
    Rudi klopfte an seine Kaffeetasse, und sofort hörten alle auf, Apfelkuchen zu essen.
    Roman und ich standen da wie Hänsel und Gretel, die aus dem Wald gekommen sind und gerade erfolgreich die Hexe verbrannt haben.
    Verunsichert knetete ich meine Hände. Roman machte die gleiche Verlegenheitsgeste. In dieser Sekunde fiel mir auf, dass wir tatsächlich Ähnlichkeit miteinander hatten! Ich schaute zu ihm, er schielte zu mir. Seine Lippen zitterten. Meine Knie waren weich.
    »Ja, wie jetzt?«, sagte Vivian. Irritiert sah sie zu ihrer Mutter Sonja hinüber.
    »Also, wir müssen euch etwas sagen«, begann Roman.
    »Ja, was jetzt«, meinte Sonja und schaute Vivian verunsichert an.
    »Die Briefe waren nicht von Manni«, sagte Billi.
    Ich unterbrach sie durch eine heftige Geste. »Die Briefe sind jetzt überhaupt kein Thema.«
    »Nein?«, fragte Sonja erstaunt.
    »Nein«, sagte Roman.
    »Also, ich habe nämlich einen Sohn«, sagte ich. Alle starrten mich an. »Und der heißt Roman«, sagte ich. »Also ursprünglich Oliver.«
    »Oh, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß«, gluckste Tobi von der Fußballfront. Mit Wucht knallte er den Ball gegen das Garagentor. »Und wo isser?«
    »Hier.« Ich zeigte auf Manni.
    »Nee, ne?«, schrie Vivian.
    »Ich kapier das nicht«, sagte Sonja und wurde rot. »Die Briefe sind NICHT von Manni?«
    »Die Briefe sind jetzt kein Thema«, schrie ich sie an. »Es geht nicht immer nur um DICH! «
    »Wollt ihr euch nicht setzen?« Billi wies auf zwei freie Gartenstühle.
    »Also, wer fängt an?«, fragten Roman und ich gleichzeitig.
    »Ich«, sagten wir wieder gleichzeitig.
    »Okay, du.«
    »Nein, du.«
    »Nehmt euch ’n Zimmer«, rief Rikki genervt.
    »Untersteht euch!«, sagte Sonja und lachte schrill. »Die Briefe sind NICHT …?!« Sie sah sich verwirrt um, und Rudi legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    Vivian verdrehte die Augen, und Billi drückte ihr mitfühlend den Arm. »Also. Noch mal. Ihr seid also Mutter und Sohn.«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit dreißig Jahren.«
    »Also, wissen tun wir das seit zehn Minuten.«
    »Also ich seit sechs Wochen.«
    »Obwohl … Dass ich wieder einen Sohn habe, weiß ich seit Anfang Juli. Seit dem Tag, an dem meine Mutter vom Hocker gefallen ist. Ich wollte es euch schon die ganze Zeit erzählen, aber ihr hört ja nie zu.«
    »Sonja hört nie zu«, sagte Billi.
    »Das ist eine böswillige Unterstellung! Ich höre immer genau zu! Du sagst, du bist seit dreißig Jahren seine Mutter, er sagt, seit sechs Wochen. Dann heißt es wieder seit Anfang Juli, und eben hast du gesagt, seit zehn Minuten. Ich habe GENAU zugehört.«
    »Nur weiter!«
    »Das klingt alles seeeeeeehr logisch.«
    »Und wann kam der Heilige Geist ins

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