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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Mutter Schaden zufügen.« Der Bullige trat so fest gegen Mutters Rollstuhl, dass dieser quer durchs Wohnzimmer schoss und mit Karacho gegen die Balkontür knallte. Dort fiel er um und blieb auf der Seite liegen. Die Räder drehten sich rasselnd weiter.
    »Nein, um Gottes willen!« Es war wie im Horrorfilm.
    »Oder Ihnen!« Der mit der Sonnenbrille ließ plötzlich ein Klappmesser aufschnappen und hielt mir die Klinge unters Kinn. Mir stellten sich sämtliche Härchen auf.
    »Bitte nicht«, wimmerte ich und schielte zur Wohnungstür. Oder sollte ich vielleicht über den Balkon … Aber das war ausgeschlossen. Nie und nimmer würde ich gegen diese beiden Gauner ankommen. Noch nie hatte ich mich so hilflos gefühlt.
    »Dann pfeifen Sie dieses Pärchen zurück! Der Nuntius wünscht NICHT , jemals wieder von diesem Roman Stiller oder von seiner Verlobten belästigt zu werden!«
    »Ja, aber er hat ihr doch sogar eine Audienz …«, kam es zögernd über meine Lippen.
    »Das Mädchen ist eine Augenweide, und er ist ihrem Charme erlegen. Aber das war das erste und letzte Mal, dass die kleine Schlampe sich in den Vatikan gewagt hat!«
    »Ich kann nichts dafür. Ich wusste gar nicht, dass …«
    »Ist das KLAR? « Der Druck auf meine Kehle nahm zu. Ich spürte, wie der kalte Stahl schmerzhaft in meine Haut schnitt. Zutiefst beschämt stellte ich fest, dass mir Tränen der Demütigung über die Wangen liefen.
    So fühlte sie sich also an, die oft beschriebene Todesangst. Ich schloss schon mit meinem Leben ab, sah die schönen und weniger schönen Momente an mir vorüberziehen. Mutter würde mich nach ihrer Rückkehr aus München verblutet im Wohnzimmer vorfinden. Außer, die beiden würden sie auch … Ich konnte an nichts anderes mehr denken!
    In diesem Moment hörte ich das vertraute Kratzen des Schlüssels in der Wohnungstür. Das Messer verschwand ebenso blitzschnell von meiner Kehle, wie es dorthin gekommen war. Die Männer räusperten sich und strichen ihre Jacketts glatt.
    Entschlossen wischte ich mir die Tränen ab. Rainer! Geliebter Rainer! Wenn er das jetzt war, würde ich ihn heiraten, das schwor ich mir.
    Er war es. Umständlich half er meiner alten Mutter in den Flur. »So, liebe Paula, dann stellen wir jetzt mal die Krücken weg und ziehen dir den Mantel aus …«
    »Kind, bist du da?«
    »Kein Wort, oder Mutter tot!«
    »Oh!« Rainer stand rotwangig und keuchend in der Tür. »Haben wir Besuch?«
    »Ähm, ja, die Herren sind von der Autoversicherung!« Meine Stimme war ein bisschen zu schrill. Klick!, hörte ich das Klappmesser wieder zuschnappen, und die beiden Herren sprangen höflich auf, knöpften sich die Jacken zu und dienerten:
    »Guten Abend.«
    »Guten Abend, die Herren«, jubilierte meine Mutter. »So behalten Sie doch Platz, wir wollen gar nicht weiter stören!«
    »Doch!«, schrie ich. Meine Beine wurden zu Pudding. »Stört, soviel ihr wollt!«
    »Bitte?« Rainer sah irritiert von einem zum anderen.
    Ein verkrampftes Lächeln verzerrte meine Lippen. Die roten Flecken bedeckten erneut mein vormals leichenblasses Gesicht, und ich fächelte mir mit einem Bieruntersetzer Luft zu.
    »Eine Wechseljahresattacke!«, flüsterte Mutter Rainer verschwörerisch zu. »Ich hab’s dir ja gesagt!«
    »Carin?« Rainer blickte mich besorgt an. »Ist alles in Ordnung?!«
    »Oh Rainer, mein Liebster!« Ich warf mich ihm regelrecht an den Hals. »Wie schön, dass du wieder da bist!« Zur Bestätigung meiner Wiedersehensfreude drückte ich ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
    Rainer kicherte erfreut und tätschelte begeistert meinen Rücken. Mit einer Mischung aus Rührung und Stolz sagte er zu den Männern: »So was wünscht sich jeder Mann, wenn er nach Hause kommt.«
    »Sind sie nicht ein schönes Paar?!«, krächzte Mutter mit Rührungstränen in den Augen.
    »So eine Leidenschaft! Und das in ihrem Alter!«
    »Tja, wir hätten dann so weit alles besprochen …«
    Der Eine kratzte sich am Kopf. Ich hatte den hässlichen Verdacht, dass sie noch eine Botschaft loswerden wollten.
    »Ja, dann verfahren wir so wie angekündigt …« Der andere räusperte sich vielsagend. »Sie haben alles verstanden?«
    »Ja«, stammelte ich unter Tränen. »Alles verstanden.« Mir wurde ganz mulmig vor Angst.
    »Auf Wiedersehen.«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Das liegt ganz an Ihnen!«
    Peng! Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Ich fuhr mir nervös durchs Haar. Auf einmal wurde mir schrecklich kalt, und meine Zähne

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