Verwechslungsspiel in Griechenland
zu. “Wir essen frühestens in einer Stunde.”
Es dämmerte schon. Sie schlenderten am Meeresufer entlang, unterhielten sich gedämpft, hörten dem leisen Rauschen der Brandung zu, und Ria entspannte sich allmählich. In letzter Zeit war sie immer so nervös gewesen. Vielleicht wurde es besser, wenn Dimitrios wieder da war. Nikos und Poppy gingen Hand in Hand, und Ria beneidete sie um diese Vertrautheit. Wieder musste sie an Dimitrios denken, diesen großen, dunklen Fremden, den sie noch immer so wenig verstand.
Als sie langsam zur Villa zurückkehrten, hatte der Wind aufgefrischt, und am Himmel funkelten die ersten Sterne wie winzige Diamanten. Sie betraten das Grundstück durchs Gartentor. Nikos hatte gerade einen Scherz gemacht, der sie alle zum Lachen brachte. Plötzlich spitzten alle Hunde auf einmal die Ohren, fingen freudig zu bellen an und stürzten durch den Garten aufs Haus zu.
“Dimitrios ist wieder da”, meinte Nikos ruhig.
Ria klopfte das Herz bis zum Hals. Sie fühlte sich so nervös wie eine Fünfzehnjährige vor der ersten Verabredung mit einem Freund. Unwillkürlich blieb sie hinter Nikos und Poppy zurück.
Zuerst hörte sie ihn die Hunde für ihren Überschwang schelten. Dann erschien er an der Terrassentür. Den Arm hatte er um eine große, schlanke rothaarige Frau gelegt, deren engsitzendes schwarzes Kleid alles offenbarte, was sie zu zeigen hatte.
8. KAPITEL
“K ristie!”, rief Nikos überrascht aus und lief aufs Haus zu. Poppy blieb stehen, sodass Ria sie einholte. Gemeinsam beobachteten sie, wie Nikos die Fremde trotz ihrer schrillen Proteste hochhob und im Kreis herumwirbelte.
“Wer ist denn das?”, flüsterte Poppy beeindruckt. “Sieh dir bloß das Haar an! Und die Schuhe!”
Trotz der Wärme wurde Ria plötzlich kalt. Die rothaarige Frau schien Dimitrios sehr gut zu kennen. Lächelnd sah er zu, wie Nikos sie zu ihm trug, während sie sich anmutig wehrte.
“Benimm dich, Nikos!”, riet er ihm lachend. “Mit Kristie ist nicht zu spaßen! Das müsstest du inzwischen eigentlich wissen.”
“Ach, du!” Schmollend verzog Kristie den Mund, während Nikos sie an Dimitrios vorbei ins Haus trug.
Dieser blieb jedoch draußen stehen und schaute zu Ria und Poppy hinüber. “Kommt, ich stelle euch Kristie vor.”
Von drinnen hörte man schrilles Rufen. Poppy presste die Lippen zusammen, richtete sich auf und ging hinein. Als Ria ihr folgen wollte, legte Dimitrios ihr eine Hand auf den Arm und zwang sie, ihn anzusehen.
“Danke für alles, was du getan hast”, sagte er sanft. “Christina hat mir erzählt, dass du bis zum Umfallen gearbeitet hast.”
“Es gibt immer noch viel zu erledigen”, erwiderte Ria verwirrt. Sie hatte ganz vergessen, wie groß und wie überwältigend männlich er war.
“Wir haben Zeit genug.” Er fasste ihren Arm fester und schien weitersprechen zu wollen.
“Dimitrios … Liebling!” Kristies Stimme hatte einen ausgeprägten amerikanischen Akzent. “Du hast mich noch gar nicht deiner kleinen Freundin vorgestellt!” Kristie trat wieder auf die Veranda hinaus. Im Licht der vielen kleinen Lampen, die den Garten erleuchteten, funkelten ihre Augen grün.
Dimitrios machte sie förmlich miteinander bekannt und zog sie dann beide ins Haus.
“Wie geht es Ihnen?”, fragte Ria und lächelte verhalten.
“Oh, mir geht es wundervoll. Nicht wahr, Liebling?” Lachend drehte Kristie sich auf einem Bein zu Dimitrios um, sodass er sie in seinen Armen auffangen musste. “Sehen Sie?”
Ihr Blick stellte eine Herausforderung dar, die nur eine andere Frau verstand. Dimitrios schien nichts zu bemerken, denn er gab Kristie spielerisch einen Klaps auf den Po und schob sie sanft von sich.
“Benimm dich, du böses Weib, sonst bringe ich dir Manieren bei.”
“Oh, ja! Bitte!”
Poppy hob angewidert die Augenbrauen, was Ria jedoch nur vorübergehend tröstete, denn Kristie schob jedem der Männer besitzergreifend eine Hand unter den Arm und ging mit ihnen ins Esszimmer. Ria und Poppy blieben allein zurück.
“Was ist denn das für eine alte Schachtel?”, fragte Poppy bissig.
“Keine Ahnung!”, erwiderte Ria bedrückt. Obwohl sie Poppys Beschreibung sehr treffend fand, musste sie zugeben, dass Kristie auf ihre Art atemberaubend schön war. Sie war älter, als Ria zunächst gedacht hatte, etwa Mitte dreißig, aber ihre blasse Haut war makellos, ihre grünen Augen leuchteten wie Smaragde, ihr langes rotes Haar war natürlich gewellt, und ihre Figur war
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