Verwechslungsspiel in Griechenland
Frühstück serviert hatte.
Christina goss ihnen beiden Kaffee ein und zwang Ria, einige Schlucke zu trinken. “Gut, und jetzt lass uns der Sache auf den Grund gehen. Du darfst Kristie nicht zu ernst nehmen, Ria. Sie behandelt jede attraktive ungebundene Frau unter Sechzig so. Das hat nichts mit dir zu tun.”
“Christina, es liegt nicht nur an Kristie”, widersprach Ria bedrückt.
“An wem dann? An Dimitrios?” Als Ria erschrocken aufsah, schüttelte Christina sanft den Kopf. “Drängt er dich zu sehr? Geduld war noch nie seine Stärke.”
“Ob er mich drängt?”
“Na, du weißt doch sicher, was er für dich empfindet?”, fragte Christina etwas ungeduldig. Dann schien sie zu erkennen, dass Ria wirklich nicht verstand, worauf sie hinauswollte. “Du weißt wirklich nicht, wie gern er dich hat? Hast du nie bemerkt, wie sich sein Gesichtsausdruck verändert, wann immer er dich anschaut?” Nachdenklich sah sie Ria an. “Nein, anscheinend nicht.”
“Du irrst dich!”, antwortete Ria. “Sei Kristie hier ist, hat er sich nicht um mich gekümmert, und jetzt hat er sie sogar auf diese Reise mitgenommen. Manchmal glaube ich, dass er mich richtig hasst.” Ihre Unterlippe begannen zu beben.
“Liebe und Hass sind eng miteinander verwandt. Man kann sie sehr leicht verwechseln.”
“Dimitrios liebt mich nicht”, widersprach Ria traurig. “Er findet mich nicht einmal besonders nett. Er fühlt sich körperlich zu mir hingezogen, weil ich Caroline ähnlich sehe, das ist alles. Wir streiten dauernd.”
“Und du?” Christina beobachtete ihr Gesicht. “Was fühlst du?”
Ria sah ihr in die Augen, und der Wunsch, ihren geheimen Kummer mit jemand zu teilen, wurde überwältigend groß. “Ich liebe ihn.” Es erschreckte sie, die Worte laut ausgesprochen zu hören. “Aber bitte sag es ihm nicht. Es würde ihn nur in Verlegenheit bringen. Ich möchte nicht, dass er mich bemitleidet.”
“Ich werde es ihm bestimmt nicht verraten!”, versicherte Christina streng. “Das wirst du selbst tun. Sobald er nach Hause kommt.”
“Das kann ich nicht! Verstehst du das nicht, Christina? Er hat Kristie mit auf die Reise genommen, weil er mit ihr allein sein wollte. Benimmt sich so ein Mann, der eine andere liebt?”
“Woher willst du wissen, dass sie allein verreist sind? Hat Dimitrios dir das gesagt?”
“Nein”, gab Ria unsicher zu. “Ich habe einfach vermutet …”
“Hier wird ein bisschen viel vermutet, wenn du mich fragst. Das bringt immer Ärger mit sich, besonders wenn eine Frau wie Kristie im Spiel ist. Du musst mir glauben, Ria. Wenn Dimitrios Kristie wollte, hätte er sie schon vor Jahren haben können. Ich will nicht abstreiten, dass sie anfangs mehr als nur gute Freunde waren, aber Dimitrios hat bald das Interesse an ihr verloren. Leider gibt Kristie niemand so leicht her, den sie einmal besessen hat. Ich fürchte, das liegt in der Familie”, ergänzte sie ironisch.
Zum ersten Mal schöpfte Ria etwas Hoffnung. “Ich habe versucht, ihn zu hassen”, flüsterte sie heiser. “Es geht nicht. Selbst wenn er …” Sie schüttelte den Kopf. “Ich liebe ihn trotzdem.”
“Dann sag es ihm. Er ist sehr stolz, Ria, und er ist schon einmal tief verletzt worden. Er wird seine Gefühle nicht so ohne weiteres zeigen. Du musst ihm zu verstehen geben, was du für ihn empfindest.”
“Ich weiß nicht, ob ich das kann.”
Christina schaute sie lange und durchdringend an. “Das musst du selbst entscheiden. Es kommt einfach nur darauf an, wie sehr du ihn willst, nicht wahr?”
Der Tag erschien Ria endlos. Gegen Abend war sie so erschöpft, dass sie nicht mit den anderen aß, sondern sich in ihrem Zimmer ins Bett legte. Sofort fiel sie in tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen fühlte sie sich ausgeruht und kräftiger. Im Laufe des Tages wurde sie jedoch immer unruhiger und angespannter, bis sie sich kaum noch auf etwas konzentrieren konnte. Am späten Nachmittag brach sie schließlich allein zu einem langen Spaziergang auf. Auf dem Rückweg kam sie am Hafen vorbei, wo die bunt gestrichenen Fischerboote verlassen in der Abendsonne lagen, während sich die Schatten immer weiter über das stille Wasser ausbreiteten.
Ria kehrte durch den Garten zum Haus zurück. Die Luft duftete nach wilden Rosen und Geißblatt, und in einem der Baumwipfel sang einsam ein Vogel. Ria blieb stehen und lauschte ihm.
“Ich wusste doch, dass ich Sie hier finden würde”, hörte sie in diesem Augenblick Kristie
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