Verwegene Herzen (German Edition)
Mischung aus Ale und Kummer. Diese Unterbrechung würde etwas Ruhe bringen, einen Augenblick, in dem er an etwas anderes als an verbranntes Fleisch denken konnte. Aber selbst als Alice diese Wunden mit Salben und Verbänden bedeckt und er selbst aus dem Gästezimmer in die Küche gegangen war, konnte er diesen quälenden Anblick nicht vergessen.
Ein Mädchen brachte zwei Schüsseln mit warmer Suppe. Anmutig ließ Marian sich auf der anderen Seite des Tisches auf der Bank nieder. Sie nahm den Schleier ab und strich sich lose Strähnen aus dem Gesicht. Eine halbe Stunde lang hörte sie nur zu, während Will alles erzählte, angefangen von dem Tag damals auf der Straße nach Nottingham bis zu dem Angriff, dem Feuer und der Explosion.
„Du überraschst mich.“
Er verzog das Gesicht. „Inwiefern?“
„Ich verstehe deinen Wunsch, dich zu beweisen, deinen eigenen Weg zu finden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du bereit bist, für Geld solche Dinge zu tun. Du hast für den Sheriff gearbeitet?“
„Du meinst, ich bin nicht so kühn?“
„Nein, das ist es nicht. Es überrascht mich, dass du geglaubt hast, dein Gewissen würde dich davonkommen lassen.“ Sie betrachtete ihn aus ihren großen braunen Augen. „Aber woher konnte der Sheriff wissen, wo Megs Hütte steht?“
Er gähnte und reckte sich, um die steifen Muskeln an seinem Rücken zu entspannen. Irgendwo lauerte ein neuer Kopfschmerz – oder vermutlich war es noch derselbe, der ihn schon seit Wochen quälte und nun wieder zu entflammen drohte. Meg zu lieben hatte den Schmerz kurzfristig vertrieben. „Ich weiß es nicht. Sie können uns nicht verfolgt haben, nicht vier Tage lang, die seit unserer Flucht aus dem Schloss vergangen sind.“
„Und der Mönch kann es auf keinen Fall gewesen sein.“
„Nein, Tuck niemals. Aber irgendjemand – Himmel, ich kann einfach nicht klar denken.“
Marians Lächeln, bei dem ihre Augenwinkel sich zusammen mit den Lippen bewegten, hatte etwas Beruhigendes. „Denk deswegen nicht schlecht von dir. Das alles muss dir einiges abverlangt haben.“
Ein verhaltenes Lachen umspielte seine Lippen, so froh war er, dass er wieder zu dem alten kameradschaftlichen Tonfall mit der Frau seines Onkels zurückgefunden hatte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel.“
„Aber natürlich. Denk doch nur daran, was wir erlebt haben, um all das Unrecht, das in Nottingham geschehen ist, wiedergutzumachen.“ Sie schwieg einen Moment, und ein sehnsüchtiger Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Und es war nicht leicht, in Robin verliebt zu sein.“
Das Gefühl der Verbundenheit löste sich in Nichts auf. Sein Umgang mit Marian würde nie wieder leicht und selbstverständlich sein, nicht ehe er einiges mit Robin geklärt hatte.
„Ich war dir nicht gerade eine Hilfe“, meinte er.
Sie sah ihn an. „Auch ich bin daran schuld, was in diesen Monaten geschehen ist, genau wie Robin. Keiner von uns kannte den richtigen Weg, ich am wenigsten von allen.“
„Ich habe dich geküsst.“ Er rieb sich das Kinn, das von den Bartstoppeln rau war. „Ich habe dich benutzt, um ihm wehzutun.“
„Habe ich es anders gemacht? Habe ich deine Aufmerksamkeiten nicht begrüßt?“
„Was meinst du?“
„Robin war in London und auf dem Weg nach Frankreich. Ich hatte gerade ein Kind bekommen und war kein unerfahrenes junges Mädchen mehr.“ Sie lachte verlegen bei diesem Geständnis, ehe sie einen Schluck von der Brühe trank. „Du hast in mir die Erinnerungen an jene Zeit voller Abenteuer und Gefahren geweckt. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass dein Interesse mich – nicht in Versuchung geführt hätte.“
„Du hast mich gebeten zu gehen.“
„Ich war mir über vieles nicht sicher, aber ich wusste, dass ich die Versuchung von mir fernhalten musste.“
Als erlebte er die Erinnerungen einer anderen Person, eines jüngeren und kühneren Mannes, dachte er an ihren Kuss zurück. Er hatte Marian allein in einem abgeschlossenen Garten getroffen, ihr klares Elfengesicht kaum beleuchtet vom Mondlicht. Tränen waren über ihr Gesicht geströmt. Ihre Schönheit hatte sich seiner Erinnerung eingeprägt.
Er hatte nicht gefragt, warum sie weinte, hatte nur ihre Arme umfasst und sie geküsst. Hätte er auch nur einen Gedanken an ihre Bedürfnisse verschwendet, hätte er sich in den vergangenen zwei Jahren weitaus weniger geschämt. Doch er hatte genommen, was er begehrte, zu seinem eigenen Vergnügen und um seinen Teil zu bekommen von Robins
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