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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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bezweifelte sie, dass sie ihn noch hintergehen könnte. Und wenn sie ihn belog, würde sie damit alles, was er für sie getan hatte, in den Schmutz ziehen.
    „Auf Anraten seines Onkels Adelard studierte mein Vater einen Alchemisten namens Al-Rhazi, der vor Hunderten von Jahren, lange vor Christi Geburt, gelebt hat. Er teilte die Welt der Alchemie entsprechend in Kategorien ein, die er Körper nannte: Säuren, Salze, Steine und Metalle. Nach dem, was mein Vater vorlas, entschied ich, zu den Metallen zu gehören.“
    Will lachte leise. „Ich würde deinen Körper niemals für Eisen halten, Meg.“
    „Nicht meinen Körper, aber meine Seele“, warf sie ein. „Al-Rhazi schrieb, dass Metalle beschlagen und geformt werden können. Sie können scharf sein und glatt, immer formbar. So wollte ich sein, etwas Dauerhaftes. Jetzt fühle ich mich wie ein Stein, etwas das zwar beschlagen werden kann – aber dann nicht geformt wird, sondern zerbricht.“
    Er rückte von ihr ab, drehte sich auf die Seite und stützte einen Ellenbogen neben ihrem Kopf auf. Dann streichelte er ihre Wange und wischte ihre Tränen fort. „So siehst du die ganze Welt, nicht wahr? Mit diesen Vorstellungen und Fragen?“
    „Ich kann nicht anders.“
    „Du teilst alles in Kategorien ein und erwartest jedes Mal dieselben Ergebnisse. Regelmäßigkeit“, sagte er. „Du suchst nach Mustern, sogar bei dir selbst.“
    „Mit Menschen geht das nicht, oder?“
    „Nein. Du zerbrichst nicht, Meg. Du passt dich an und veränderst dich. Ich habe es schon gesehen.“ Er beugte sich näher zu ihr und küsste sie, behutsam und zärtlich. „Und du, Meg, passt am wenigsten von allen in irgendeine Kategorie.“
    Oben auf dem Aussichtsturm ging Marian zu Will und stellte sich neben ihn. Wahrscheinlich wollte er allein sein, aber sie hatte nicht die Absicht, ihn in seinen aufgewühlten Gedanken versinken zu lassen.
    Aus reiner Gewohnheit ließ sie den Blick über das Anwesen in Richtung Osten schweifen. Ein Teil von ihr wollte, dass Robin nach Hause kam, zurück in ihre Arme. Und er sollte hier sein, um seinen Neffen in diesen dunklen Stunden zu begleiten. Aber der andere Teil, ein feiger Teil, wollte zwar, dass Ihr Gemahl in Sicherheit war – aber weit weg. Eine Art Eigensucht, die sie in drei einsamen Jahren entwickelt hatte, verabscheute Komplikationen. Ihr Wiedersehen würde nicht so glücklich verlaufen, wie sie sich vorgestellt hatte.
    „Wie geht es dem kleinen Robert?“
    Sie holte tief Luft und tadelte sich im Stillen. Die Menschen, die sie so sehr liebte, brauchten Stärke, nicht Selbstsucht.
    „Er ist schon im Bett. Du hast ihn müde gemacht.“
    „Es wird ihm guttun, wenn sein Vater zurückkehrt.“
    Während der Nachmittagsstunden hatte Marian zugesehen, wie Will ihren Sohn im Garten umherführte, ihn schaukelte und mit ihm Fangen spielte. Ihrem Spiel zuzusehen schnürte ihr die Kehle zu. Ja, es bereitete ihr Freude mitzuerleben, wie die ungleichen Cousins, die durch eine Generation voneinander getrennt waren, miteinander herumtollten. Und wenn er lächelte und lachte, erschien Will beinahe sorglos, eine glücklichere Version des jungen Mannes, an den sie sich von früher erinnerte.
    Aber es hätte Robin sein sollen, der hier mit ihrem Sohn lachte.
    In vieler Beziehung, vom Klang seiner Stimme bis zu der Art, wie er sich hielt, ähnelte Will seinem Onkel Robin. Das Ausmaß dieser Ähnlichkeit faszinierte sie. Hatte er sich verändert? Oder hatte sie einfach nur verstanden, wie es geschehen konnte, dass er ihr den Kopf verdrehte? Sie vermisste ihren Mann mit einer Heftigkeit, die Wills Besuch nur noch gesteigert hatte. Denn durch ihn hatte sie erkannt, wie sehr sie Robin liebte. Nur Robin.
    „Ich habe eine Botschaft für dich“, sagte sie. „Ein Reiter hat sie eben erst gebracht.“
    Will drehte sich zu ihr um, die Brauen hochgezogen. Ein Windstoß zauste ihm das Haar. Er nahm ihr das Pergament aus der Hand und hielt es so, dass der Wind ihm nichts anhaben konnte. Nachdem er das Siegel erbrochen hatte, sagte er: „Es ist von Dryden. Endlich.“
    „Möchtest du vorlesen?“
    Er überflog die Seite. „Erfreut habe ich von Eurer sicheren Rückkehr nach Loxley Manor gehört. Ihr sollt wissen, dass Ada in Sicherheit ist und sich in meiner Obhut erholt. Kommt sie holen, sobald Ihr so weit seid.“
    „Meg wird sich freuen über diese Neuigkeiten.“
    Er nickte, doch etwas Düsteres legte sich auf sein Gemüt und trübte seine Stimmung. Unter dem

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