Verwegene Herzen (German Edition)
ein paar mehr Bäume, würde ich dir zeigen, wie sehr.“
Sie lächelte verführerisch. „Du sorgst dich um meine Tugend, mein Gemahl.“
„Nur bis wir im Haus sind.“
„Dann lass uns gehen.“
Eines der Pferde wieherte. Robin sah zu den beiden Tieren und lachte. „So wie du das Pferd geritten hast, glaubte ich, es wäre ein Schlachtross, das den besten Krieger in den Kampf trägt.“
Rasch warf sie einen Blick auf den ungesattelten Ackergaul und zuckte die Achseln. „Als ich dich vom Turm aus sah, dauerte es mir zu lange, darauf zu warten, dass mein Pferd gesattelt wurde. Ich nahm das Erstbeste, das ich finden konnte.“
„Du bist nicht der Engel, den ich mir vorgestellt hatte“, sagte er. „Du bist ein gerissener Angreifer.“
„Lass es mich dir beweisen.“
Sie zog seine Unterlippe zwischen ihre Zähne und drängte ihre Hüften gegen ihn. Das Stöhnen, das er hörte, musste sein eigenes gewesen sein, aber sein Bewusstsein schien weit entfernt zu sein von dem Mann, dessen Frau sich gerade auf offenem Feld mit gespreizten Beinen auf ihn setzte.
„Marian“, stieß er hervor. „Genug davon.“
Ihre Brüste wölbten sich unter dem bestickten Mieder, als sie ihm einen letzten Kuss gab, ein Abschied und ein Versprechen auf mehr zugleich. Sie setzte sich auf. Der kalte Wind überzog ihre Wangen mit einem leuchtenden Rosa. Sie strich sich ein paar vorwitzige Locken aus dem Gesicht. „Soll mir recht sein“, sagte sie. „Deine Rüstung ist sehr hinderlich bei der Liebe.“
„Du könntest mir helfen, sie abzulegen.“
Er setzte sich hinter ihr auf sein Pferd und hüllte sie beide in seinen pelzgefütterten Umhang. Marian schmiegte sich in seine Arme. Ihr Pferd folgte am Zügel geführt hinter ihnen.
„Robin?“
„Ja, meine Liebe?“
„Will ist nach Hause gekommen.“
Unter dem Umhang schien es kühler zu werden. „Will Scarlet?“
„Ja.“
„Er ist zurückgekommen?“
„Ja. Vor einigen Tagen.“
„Das hätte ich nicht erwartet.“ Seine Stimme klang belegt. Mit einem Mal überlagerte ein heftiger Schmerz seine Zufriedenheit. Das Gefühl, versagt zu haben, mischte sich mit dem von Enttäuschung. Will Scarlet. Mochte Gott ihn beschützen – und zur Hölle mit ihm.
„Warum? Was will er?“
„Du hast recht mit deiner Vermutung, dass er nicht ohne besonderen Grund zurückgekommen ist.“ Sie richtete sich auf, vermied es jedoch, ihm in die Augen zu sehen. „Er ist verheiratet.“
„Wie bitte?“
„Ich war genauso überrascht“, sagte sie. „In der letzten Zeit hat es in Nottingham Ärger gegeben mit dem derzeitigen Sheriff. Soldaten haben die beiden in Megs Hütte angegriffen. Sie wurde schwer verletzt, und Will kam hierher, um Hilfe zu suchen.“
„Die du ihm gewährtest.“
Empört sah sie ihn an. „Aber natürlich.“
„Und er hat keinen Grund genannt, warum er fortgegangen ist?“
„Glaubst du, ich habe eine Erklärung verlangt, ehe ich meine Hilfe anbot?“ Sie fühlte sich in seinen Armen jetzt an wie ein Holzstück.
„Nein, aber eine Erklärung von ihm wäre nur höflich gewesen.“
„Robin, seine Frau lag bewusstlos in seinen Armen. Um ihretwillen kam er hierher. Ich habe nicht an euren Streit gedacht, und ich habe es auch nicht getan, um dich zu ärgern.“
„Wo ist er jetzt?“
„Vermutlich bei Meg.“ Sie zögerte wieder, während der Wind einzelne Strähnen aus ihrem Zopf löste. „Sie ist blind.“
„Durch das Feuer?“
„Nein. Sie ist es schon seit vielen Jahren.“
Das Pferd brachte sie immer näher zum Haus und wandte sich jetzt den Stallungen zu, während Robin die Zügel achtlos in seiner Hand hielt. Er schüttelte den Kopf. „Will ist zurückgekehrt und hat eine blinde Frau geheiratet. Ich habe wohl sehr viel verpasst!“
Sie grub die kalten Finger in sein Haar und rieb die verspannten Muskeln an seinem Nacken. „Es scheint so.“
„Ich vermute, ich werde heute Abend mit ihm sprechen müssen.“
„Es ist spät“, sagte sie. „Lass sie ruhen. Und das solltest du auch tun. Wir haben morgen noch Zeit genug für eine Versöhnung.“
Ihr Optimismus verschaffte ihm keine Erleichterung. Die Aussicht, die Kluft zu überwinden, die ihn von seinem ungetreuen Neffen trennte, besaß für ihn keinen Reiz. Sie hätten ebenso gut durch eine ganze Welt voneinander getrennt sein können. Dass Will Marian und den kleinen Robert im Stich gelassen hatte – dieser Gedanke ließ ihm keine Ruhe; es war ein Verrat, den er nicht verzeihen konnte.
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