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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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schiefergrauen Oktoberhimmel wirkten seine Augen wie zwei fremdartige Edelsteine. Er presste die Lippen zusammen. Dann schob er das Blatt in seinen Gürtel und zog den pelzgefütterten Umhang fester um sich.
    Auch wenn er keine Rüstung trug, so kämpfte er doch in einer Schlacht.
    „Will, wie geht es ihr?“
    Er rieb sich mit zitternden Händen über das Gesicht. „Die verbrannte Haut hat sich gelöst. Was darunter liegt, scheint gesund zu sein, aber noch wund. Die Heilung wird lange dauern.“
    „Hat sie Fieber? Entzündungen?“
    „Nein“, entgegnete er. „Das Buch, das sie gerettet hat, enthält mehr als nur die Forschungsergebnisse ihrer Familie. Es dient außerdem als Arzneibuch. Alice beklagt sich über die heidnischen Gebräue, aber die Medizin, die darin beschrieben steht, hilft gegen Infektionen.“
    „Hat sie wieder Gefühl in den Händen?“
    Er schüttelte den Kopf. Dann betrachtete er seine verbundenen Handgelenke. „Es sind keine milden Heilmittel, Marian. Glaub mir, ich weiß das. Aber sie zuckt nicht einmal. Alice und ich können die Verbände wechseln und neue Salben auftragen, während sie schläft. Sie rührt sich nicht dabei. Ich verstehe das nicht.“
    „Und ihre Stimmung?“
    Er fuhr herum, wie ein verwundetes Tier, das liebkost werden will. Dann wandte er den Blick ab.
    „Verzeih mir, Will“, sagte sie.„Du weißt, mein Eifer, Hilfe anzubieten, kann dazu führen, dass ich unhöflich werde.“
    Er lächelte gequält. „Ich habe es gehasst, wenn du dich zwischen Robin und mich gestellt hast.“
    Marian errötete und hielt ihr Gesicht in den Wind. Sie war es nicht gewohnt, gescholten zu werden. „Ich habe es nur gut gemeint.“
    „Ja, das stimmt“, sagte er. „Doch ein eigensinniger Junge wie ich war weit davon entfernt, das zu erkennen.“
    „Und ich habe kein Recht, diese Fragen zu stellen. Verzeih mir.“
    „Dies ist dein Zuhause, Marian. Es gibt keinen Grund für dich, mich um Verzeihung zu bitten. Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, ehrlich.“
    „Was bedrückt dich dann?“
    „Ich verliere sie.“ Seine Worte klangen wie ein Flehen. Sie spürte seinen Schmerz beinahe körperlich. „Sie spricht kaum mit mir. Und wenn sie es tut, dann raubt die Traurigkeit ihr die Kraft.“
    Marian senkte den Kopf und presste die Hand an den Mund. Wills Frau beeindruckte sie mit ihrer Kraft, die sie trotz ihrer Verletzungen zeigte, doch es fiel ihr schwer, sich an Megs Augen zu gewöhnen, die sich ständig bewegten und niemals auf etwas Bestimmtem ruhten. Ihre Zurückhaltung, ihre starre Haltung, sie war keine einfache Persönlichkeit. Marian hoffte, dass die Zeit und mehr Vertrautheit ihr Misstrauen überwinden würden, denn Will hatte eine Frau gefunden, die seiner Liebe wert war.
    Ihr Blick fiel auf das weiße Leinen an seinen Handgelenken und die Schiene an seinem Daumen – beides sichtbarer Beweis für seine Hingabe. „Warum hast du sie geheiratet?“
    Er runzelte die Stirn. „Wie bitte?“
    „Ich wunderte mich nur darüber, wie plötzlich ihr geheiratet habt. Liebst du sie?“
    „Ja.“
    „Liebt sie dich?“
    Er bedachte sie mit einem Blick, der einen kampferprobten Ritter verunsichert hätte. Doch Marian besaß genug Kraft, um seinen Blick zu erwidern und ihm standzuhalten. Sie kannte ihn beinahe so gut, wie sie Robin kannte, auch wenn seit seinem Abschied mehrere Jahre vergangen waren. Und genau wie Robin war Will ein sehr dickköpfiger Mann.
    Er atmete aus, und sein Atem bildete eine kleine Wolke in der kalten Luft. „Ich weiß es nicht genau.“
    „Was hast du dir von so einer überstürzten Tat erhofft?“
    „Ich glaubte, meine Zuneigung würde die Kluft zwischen uns verkleinern.“
    „Oder ihre Dankbarkeit.“
    Er rieb sich den Nasenrücken. „Ich wollte das Richtige tun.“
    „Weil Robin das auch getan hätte? Und weil dein Vater deine Mutter verschmähte?“
    „Bei allen Heiligen, Marian. Es reicht jetzt.“
    „Nein, nicht einmal annähernd. Du vergisst, was ich alles von dir weiß.“
    Bedrückt blickte er zum Horizont. „Du meinst, ich wollte eine Belohnung, weil …“
    „Weil du alles für sie aufgegeben hast? Ja, ich glaube, das wolltest du.“
    „Ich habe eine weise Entscheidung getroffen.“
    „Nein, dein Herz hat die Entscheidung getroffen. Und ein Herz entscheidet stets nur aus Selbstsucht.“ Sie schüttelte den Kopf und erschauerte, als der Herbstwind sich in ihrem Umhang verfing und ihr die Röcke um die Beine wehte. „Aber jetzt geht es

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