Verwegene Herzen (German Edition)
in seiner üblichen lässigen Anmut. „Alles, was nicht anstrengend ist, macht mir Spaß, und nichts ist einfacher, als eine blinde Frau zu überraschen.“
Meg rieb sich die Oberarme. „Ich habe einmal eine Schlange in mein Bett gelassen, dabei hätte ich sie in Stücke hacken sollen.“
Er war jetzt näher gekommen, stand auf der anderen Seite des breiten Arbeitstisches und lachte. „In jener ersten Nacht gab es kein Bett. Und das Einzige, in das du mich eingelassen hast, war deine enge kleine Spalte.“
„Reizend gesagt, Hugo.“ Bei seinen groben Worten hätte sie zusammenzucken müssen, doch sie empfand nur Verärgerung. Und Langeweile. Ihre ungute Verbindung hatte viel zu lange gedauert. „Ich habe leider keine Zeit, mir noch mehr anzuhören, außerdem würde ich dir ohnehin kein Wort glauben.“
„Will Scarlet würdest du eher glauben?“
„Kaum.“
„Und doch vermutest du, dass er dir hilft, Ada zu finden.“
„Im Moment schon.“ Sie ging um den Tisch herum zu den Regalen, eng an das Holz gepresst. „Es dient seinen eigenen Zwecken, mir zu helfen. Ich beabsichtige, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, solange es mir nützlich erscheint, aber ich traue ihm nicht.“
„Du holst ihn nur zwischen deine Beine. Ich verstehe. Du bist nicht gerade dafür bekannt, sachlich zu bleiben, wenn dein Körper einen Mann begehrt.“
Sie unterdrückte die mahnenden Stimmen in ihrem Kopf. „Sag, was du willst, Hugo. Ich habe zu arbeiten.“
„Ah ja, deine kostbare Arbeit.“ Er stieß einen Krug zu Boden. Meg zuckte zusammen. Der durchdringende Geruch von Teer erfüllte die Luft. „Nichts als Unsinn, sage ich.“
„Du gehst wohl besser.“
„Warum sollte ich? Du wirst gesucht. Es heißt, der Sheriff ist hinter dir her, nun, da er weiß, dass Ada keine Alchemistin ist.“
„Wer hat ihm das gesagt? Du?“
„Du bist hier in Charnwood berüchtigt. Das weißt du. Vielleicht hat sich jemand etwas zu sehr gelangweilt oder wurde zu hungrig, daher hat er beschlossen, die Geschichte zu verkaufen. Vielleicht waren es diese armen Kerle, deren Hütten du abgebrannt hast. Für eine Weile ist es dir gelungen, der Aufmerksamkeit zu entgehen, aber der Wald hat immer noch Augen und Ohren.“
Er schlenderte näher heran und stand jetzt neben ihr bei den Regalen. Seine Stimme war nur noch ein verschwörerisches Flüstern. „Oder …“
„Was?“
„Ada. Sie ist nicht das stärkste Mädchen in England, wie du weißt. Oder die Verlässlichste, wenn es darum geht, dich zu schützen.“
„Damit kennst du dich aus.“
„Wie kommst du darauf, sie würde einer – sagen wir – verschärften Befragung standhalten?“
Bei seiner Andeutung schlug ihr Herz schneller. Nicht nur wegen der Vorstellung, dass Sheriff Finch eine weibliche Gefangene quälte. Meg hätte Hugo mit seinen böswilligen Anschuldigungen die Tür vor der Nase zuschlagen sollen, doch der Gedanke, Ada könnte sie verraten, hielt sie zurück. Ada hatte es schon einmal getan.
„Und du würdest mich für ein Lösegeld verraten, nicht wahr?“
„Ich? Natürlich nicht. Meg, ich habe an nichts dergleichen gedacht. Will Scarlet dagegen …“
Sie erschauerte. „Was ist mit ihm?“
Versonnen spielte er mit einem Ende ihres Ärmels, jenem, den sie am Morgen versengt hatte. Er berührte sie nicht, versuchte vielmehr, sie einzuschüchtern. „Von der Geschichte über Robin Hood hast du nicht viel gehört, während du dein ausgesprochen langes Schläfchen gehalten hast.“
„Nein“, sagte sie und entzog ihm ihren Ärmel. „Was ich seither gehört habe, erscheint zu seltsam, um wahr zu sein.“
„Vermutlich hast du recht.“ Er trat zum Tisch. Meg hörte, wie er aus einem Bierkrug mit großen Schlucken trank. Dann schmatzte er. „Robin of Loxley heiratete Lady Marian Du Bois. Sie waren sehr verliebt. Als Robin in den Krieg zog, blieb Marian mit Scarlet zurück, ihrem tapferen Beschützer. Ein paar Monate später verließ er das Anwesen und kehrte nie wieder zurück.“
Mit gerunzelter Stirn gelang es ihr, fehlende Stücke zusammenzusetzen. „Warum erzählst du mir das?“
„Die Gerüchte besagen, dass Finch seine Männer zu Marian schicken wird, wenn Scarlet dich nicht ausliefert. Wie es scheint, wird dein Kerl alles tun, damit diese Frau in Sicherheit ist.“
Sie hatte keinen Grund, diesem wertlosen Dieb zu trauen, doch ihr Herz schlug wieder schneller, und sie atmete schwer. Seit er sie an der Landstraße gerettet hatte, hatte Scarlet immer
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