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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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und Wimmern machte aus dieser unwirklichen Szene einen Albtraum.
    Als sie ruhiger wurde, ließ sie die Arme sinken, noch immer heftig zitternd. Mit einer ungeduldigen Bewegung warf sie dann ihre dunkelgrüne Kapuze auf den Waldboden. Sie legte den Kopf zurück, sodass das lange Haar ihr wie ein Wasserfall aus dunklen Locken bis zur Taille reichte.
    Dann begann sie, sich zu drehen. Der schmutzige Saum ihres Kleides streifte Gras und Schlamm. Ihre gleichmäßigen Bewegungen folgten dem Wogen der Bäume, und der bleiche Mond schien auf ihr Gesicht.
    Will war ein wenig in Sorge über das, was sie da tat, sah aber fasziniert zu. Sie hielt ihre weiten Röcke und begann, von einer Seite zur anderen zu schwingen, dann drehte sie sich wieder, formte Kreise voller Energie und Kraft. Immer schneller drehte sie sich, bis sie auf die Blätter stürzte. Dort blieb sie schweratmend sitzen.
    Er seufzte, bewegte seine verletzte Schulter, doch der Schmerz in seinem Kopf rührte nicht nur von der Verwundung. So zusammengekauert wirkte sie wie ein Kind, nicht größer und nicht tapferer, ein zitterndes, verlassenes Kind. Doch irgendwo in diesem Geschöpf gab es eine starke Frau.
    „Warum dreht Ihr Euch?“
    Aufgeschreckt fuhr sie herum. „Habt Ihr mich beobachtet?“
    Er trat in die Mitte der kleinen Lichtung, schob sein Schwert zur Seite, setzte sich neben sie und verkreuzte die Beine. „Beruhigt Euch.“
    „Nein. Ich kann es nicht ertragen, wenn ich – wenn ich …“
    „Im Nachteil bin“, ergänzte er. „So wie in jenem Moment, da Ihr bemerktet, dass Jacob und ich über Euch sprachen.“
    „Ja.“
    „Verzeiht mir. Ich wollte nicht – ich hätte Euch selbst fragen sollen.“ Ohne auf seine Schulter zu achten, ließ er sich auf den Rücken sinken. „Ihr habt meine ganze Aufmerksamkeit. Mehr kann ich nicht bieten.“
    Sie zupfte an einem Blatt, bis nur noch der Stiel und ein paar Adern übrig waren. „Einmal, als ich mich so drehte und mir schwindelig wurde, glaubte ich, Farben zu sehen.“
    „Habt Ihr sie seither noch einmal gesehen?“
    „Nein. Aber ich versuche es weiter.“
    Ihre Stimme klang so voller Schmerz und Hoffnung zugleich, dass er jedes ihrer Worte wie einen Stich empfand. Ihre Verletzlichkeit machte es ihm unmöglich, den Wunsch zu unterdrücken, sie zu beschützen. All die Ablehnung, die er empfunden hatte, schmolz dahin.
    „Seid ehrlich zu mir“, bat er. „Hättet Ihr Hugo gegenüber so etwas auch zugegeben?“
    „Nein.“
    „Und warum nicht?“
    „Er hätte mich ausgelacht.“
    „Vergesst das nicht, Meg“, sagte er. „Denkt zwei Mal darüber nach, ehe Ihr mich mit diesem Bastard auf dieselbe Stufe stellt.“
    Er setzte sich auf und berührte sie jetzt fast mit seinen Lippen. Er könnte sich vorbeugen. Sie könnte ihm entgegenkommen. Vielleicht könnten sie gemeinsam lachen. Jede Bewegung würde sie zusammenführen. Wieder einmal. Die Aussicht darauf brachte sein Blut in Wallung, in freudiger Erwartung und in Zorn. Er wollte diese Frau nicht begehren und das Gefühl verspüren, sie beschützen zu wollen. Aber genau das tat er. Er tat es mit einer Heftigkeit, die jenseits aller Vernunft lag. Die Vorstellung, sie noch einmal zu küssen, war süß – so süß wie der Zucker auf ihrer Zunge.
    „Warum habt Ihr das getan?“ Warm spürte er ihren Atem auf seiner Zunge. „Weshalb habt Ihr für den Sheriff gearbeitet?“
    Verwirrung und ein Anflug von Bedauern ließen ihn zurückweichen. Wie kompliziert das alles war. Und er hasste jeden Moment dieses Durcheinanders.
    „Nottingham ist korrupt“, sagte er. „Und man verbirgt es nicht einmal. Ich hatte es satt, vom Geld begüterter Freunde zu leben, aber ich wollte auch nicht in Armut leben. Finch bezahlt jene Männer gut, die seine Version von Recht und Gesetz vertreten.“
    „Und was ist mit Ada?“
    „Carlisle sagte uns, der Sheriff suchte einen verlässlichen Alchemisten. Jedem, der einen beschaffen könnte, würde eine Belohnung winken sowie die Möglichkeit, einer von Finchs Leibwächtern zu werden.“
    Sie runzelte die Stirn. „Die Möglichkeit?“
    „Das war meine Aufgabe auf der Straße nach Nottingham.“ Die Erinnerung ließ ihn erschauern – wie er die Anspannung und das Unbehagen gefühlt hatte kurz vor dem Überfall. „Ich stand seit fast einem Jahr in Finchs Diensten. Ich sollte meine Loyalität als Teil seines persönlichen Kaders beweisen, unter Carlisles Führung. Jetzt glaube ich, dieser ganze Test diente nur dazu, ein Netz

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