Verwegene Herzen (German Edition)
zu weben, um denjenigen Dummkopf darin zu fangen, der sich über den Mord an Lord Whitstowe beschwerte – und ihm das Verbrechen zuzuschieben.“
„Euch.“
„Ja.“
„Ihr habt das alles für Geld getan.“
„Ja“, sagte er langsam. „Und ich bin nicht besonders stolz darauf.“
„Ihr fühlt Euch schuldig?“
„Macht keinen Heiligen aus mir, Meg.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Daran würde ich niemals denken, zumal ich Eure Hilfe mit gefälschten Smaragden erkauft habe. Bei allen Heiligen – ich verstehe Euch nicht.“
„Mich versteht Ihr nicht? Ihr seid ein ewiges Rätsel. Ihr seid ebenso furchtlos wie ängstlich.“
„Dazu habe ich allen Grund.“
„Warum – weil Ihr blind seid? Glaubt Ihr wirklich, dies hier wäre einfacher, wenn Ihr sehen könntet?“
„Das wäre möglich.“ Sie ließ die Überreste eines zerrissenen Blattes fallen und nahm sich ein anderes. „Doch, so wäre es. Denn dann könnte ich sehen, dass Ihr mich anschaut.“
„Wen sollte ich sonst anschauen?“
Sie legte den Kopf schräg und sah aus, als fühlte sie sich nicht gut. Endlich begriff er.
„Oh, es geht um Hugo, nicht wahr? Hugo und Eure Schwester.“
„Woher wisst Ihr das?“
„Ich hörte es, als er Euch küsste.“ Er holte tief Luft, und Zorn stieg in ihm auf.„Bei allen Heiligen, Meg. Was haben sie getan?“
Es schien, als sähe sie sich suchend um.„Nach Vaters Tod begann er, mich in der Hütte zu besuchen. Nach dem, wie man mich behandelt hatte, gefiel es mir, wie er die Erwartungen der Gesellschaft mit seinen Diebereien täuschte. Außer Ada hatte ich niemanden auf der Welt, und so hatte ich außerdem noch Hugo. Ich war glücklich. Wir – irgendwann … Er und ich, wir haben – weil ich es wollte …“
Zunächst sprach sie immer leiser, dann verstummte sie.
Will wünschte sich nichts sehnlicher als zwei Minuten allein mit Hugo; er würde sogar bereitwillig auf eine Waffe verzichten. Mit bloßen Händen würde er diese Strafe vollziehen. Aber die Verbitterung folgte seinen Gewaltfantasien unmittelbar auf dem Fuße. Hatte er sich denn besser benommen als dieser Dieb?
Meg rieb sich mit dem Handrücken die Nase. „Er hielt sich an keine Regeln, und ich war dumm genug zu glauben, er würde für mich eine Ausnahme machen. Er saß mit meiner Schwester und mir im selben Zimmer und tat freundlich mit ihr. Er liebäugelte mit ihr, und ich konnte nicht sehen, was sich direkt vor meiner Nase abspielte.“
„Wie habt Ihr die Wahrheit herausgefunden?“
„Ich habe sie im Wald vor der Hütte entdeckt. Sie haben mich ausgelacht, weil ich so gutgläubig war. Ada lachte mit ihm zusammen über meine Blindheit. Als ich mich ihnen zeigte, ergriff Hugo die Flucht, und Ada gestand mir ihr Verhältnis.“
„Hat es ihr leid getan?“
„Sie gab mir die Schuld. Sie sagte, mich zu versorgen hätte sie einsam gemacht, sodass sie genauso gut auch hätte blind sein können. Das war der Zeitpunkt, da ich sie überredete, für mich die Smaragde zu verkaufen.“
Enttäuschung zerrte an seiner Geduld. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie jedes erdenkliche Gefühl gegen ihn ausgespielt, und doch konnte er immer noch nicht echte Gefühle von Manipulation unterscheiden. Offensichtlich war es nicht unter ihrer Würde, ihre Schwester mit derselben Verachtung und Missachtung zu behandeln.
Er spürte einen bitteren Nachgeschmack im Mund. „Überredet? Oder genötigt?“
„Sie war es mir schuldig! Lasst Eure Enttäuschung nicht an mir aus“, sagte sie, und ihre Worte klangen beißend. „Wenn Ihr alles mit Eurem Onkel geklärt habt, versöhne ich mich mit Ada.“
„Also werdet Ihr noch eine Weile getrennt bleiben.“
„Dann soll es so sein.“
„Aber warum durchquert Ihr das halbe Land, um sie zu retten? Warum?“
„Ich liebe sie.“ Er wollte widersprechen, doch sie hob abwehrend die Hände. „Sie ist alles, was ich habe. Ich weiß, ich kann ihr nicht trauen, aber ich möchte, dass alles wieder so wird, wie es einmal war. Ehe Hugo kam.“
„Und darauf richtet Ihr Eure Hoffnungen?“ Er schüttelte den Kopf und verlieh seinem Zorn Ausdruck, indem er die Hände zu Fäusten ballte. „So einfach ist das Leben nicht, das könnt Ihr mir glauben. Manchmal können wir nicht zurückgehen.“
„Und was sollte ich Eurer Meinung nach stattdessen tun? Schließlich seid Ihr Will Scarlet – der Mann, der absolut sicher weiß, was seine Aufgabe auf Erden ist.“
„Was soll das heißen?“
Nachdem sie ihre
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