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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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bringen.»
    Wenn der Handschlag des Fahndungsberaters auch nur ein wenig fester gewesen wäre, hätte er mir die Knochen gebrochen. Sein dichtes graues Haar sah aus wie eine Drahtbürste. «Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr.   Hunter. Bereit für den großen Tag?»
    «Das sage ich Ihnen hinterher.»
    «Kluger Mann. Aber es passiert ja nicht jeden Tag, dass jemand wie Jerome Monk beschließt, auf der Seite der Guten zu arbeiten, oder?»
    «Wenn er das wirklich vorhat», sagte Sophie mit einem Blick zu Terry. «Ich wüsste mehr, wenn ich zu ihm gedurft hätte.»
    Geht das schon wieder lo
s, dachte ich, als Terrys Unterkieferanfing zu mahlen. «Das haben wir doch alles schon durch. Du kannst das Team begleiten, das Monk eskortiert, aber es wird keinen direkten Kontakt geben. Wenn dir das nicht passt, dann klär das mit Simms.»
    «Er ruft mich nie zurück.»
    «Weshalb wohl.»
    «Aber das ist doch lächerlich! Ich könnte Monks Absichten einschätzen, ich könnte beurteilen, ob sein Sinneswandel echt ist, aber stattdessen   …»
    «Die Entscheidung ist gefallen, Monk redet mit niemandem, und im Moment ist unsere Priorität, dass er uns die anderen Gräber zeigt.»
    «Du meinst Simms’ Priorität!»
    «Ich meine, die Priorität der Ermittlung, und ich dachte eigentlich, du wärst ein Teil davon. Wenn du nicht mehr willst, dann sag Bescheid!»
    Die Sehnen in Terrys Hals waren hervorgetreten, während die beiden sich anstarrten. Lucas sah genauso betreten aus, wie ich mich fühlte. Zum Glück kam in dem Moment Roper. Der Constable schaute erst Terry und dann Sophie an. Ihm war nichts entgangen.
    «Was?», blaffte Terry.
    «Der Transport hat sich gerade gemeldet. Sie sind in zehn Minuten hier.»
    Terrys Wut ließ etwas nach. Er straffte die Schultern. «Okay.»
    «Einen Moment», protestierte Sophie. «Was ist mit   …»
    Doch Terry war bereits über die Bretter davongestapft. Roper lächelte Sophie schmierig an. Über seinen Schneidezähnen konnte man sein blasses Zahnfleisch sehen. «Nicht ärgern, Schätzchen. Er hat eine Menge um die Ohren.»
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, als er hinter Terry hereilte. Lucas rieb sich verlegen den Nasenrücken.
    «Äh, ich muss dann auch los.» Er zögerte und schaute Sophie unschlüssig an. «Es geht mich ja nichts an, aber ich würde mich nicht so aufregen. Das wird noch ein harter Tag.»
    «Und gerade deshalb sollte man mir helfen, meinen Job anständig zu machen.»
    Lucas schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders. «Passen Sie einfach auf sich auf. Monk ist gefährlich. Halten Sie Abstand.»
    Für einen Augenblick dachte ich, dass Sophie auch den Fahndungsberater anblaffen würde, doch dann rang sie sich ein Lächeln ab. «Ich kann ganz gut auf mich aufpassen.»
    Falls Lucas das anders sah, behielt er seine Gedanken für sich. Er nickte mir zu. «Dr.   Hunter.»
    Wir schauten ihm hinterher. Sophie atmete geräuschvoll aus. «Gott, manchmal hasse ich diesen Job.»
    «Das sagen Sie jetzt nur», versuchte ich sie aufzumuntern.
    «Wetten Sie nicht darauf. Ich kann einfach nicht verstehen, warum Monk plötzlich unbedingt helfen will! Und bitte sagen Sie nicht, sein schlechtes Gewissen habe sich gemeldet.»
    «Vielleicht will er Berufung einlegen und hofft, dass sich dadurch sein Strafmaß verringert.»
    «Er muss noch mindestens fünfunddreißig Jahre absitzen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er so weit im Voraus plant.»
    «Glauben Sie, dass er fliehen will?», fragte ich.
    Ich hätte nicht gewagt, Terry diese Frage zu stellen, dersowieso schon genug Druck hatte, weil er genau das verhindern musste. Der riskanteste Teil einer Gefangenenüberführung ist der Transit, und jeder wusste, wozu Jerome Monk fähig war. Dennoch war es schwer vorstellbar, dass er hier draußen, umgeben von unzähligen Polizisten und angesichts eines in der Nähe bereitstehenden Hubschraubers, einen Fluchtversuch unternehmen würde.
    Sophie stopfte die Hände in die Taschen und verzog frustriert das Gesicht. «Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, aber mir wäre wohler, wenn er uns wenigstens irgendeinen Anhaltspunkt gegeben hätte, wo die Gräber sind. Aber nein, er besteht darauf, sie uns persönlich zu zeigen! Und Simms geht auch noch darauf ein! Er ist so darauf fixiert, die Bennett-Zwillinge zu finden, damit er die Ermittlung abschließen kann, dass er sich von Monk die Bedingungen diktieren lässt. Das ist völlig bescheuert. Aber auf mich hört ja

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