Verwuenscht und zugenaeht
Nächstes suchen wir eine passende rosa Glasur und weiÃen Zuckerguss in Tuben aus, den wir für die Blüten verwenden können. Ich hole noch eine Packung Geburtstagskerzen und schleife Ann zu den Kühlregalen, weil wir noch Eier und Milch brauchen.
Mein Rücken tut weh. Ich habe das Gefühl, schwere Gewichte vor mir herzutragen, und es ist nicht gerade einfach, nach den Lebensmitteln zu greifen, ohne mit dem Atombusen irgendwo anzustoÃen. Das macht keinen SpaÃ.
Genauso wenig, wie den BH der eigenen Mutter zu tragen. Ich habe einen aus dem Trockner gefischt, also ist er zumindest sauber, aber es kommt mir trotzdem eigenartig vor.
Zum Schluss schleppe ich Ann zur Bekleidungsabteilung. Sie war ja schon von den Lebensmitteln begeistert, aber beim Anblick der vielen Klamotten ist sie völlig aus dem Häuschen.
»Das kann man alles kaufen?«
Sie hält eine rosa Bluse mit V-Ausschnitt und Blümchenmuster hoch.
»Ja, und wenn du das Teil kaufst, geben sie dir auch gleich einen Strick dazu, damit du dich aufhängen kannst.«
Ann wirft mir einen skeptischen Blick zu. Dann zuckt sie die Schultern und hängt die Bluse zurück an den Ständer. Wie lange es wohl noch dauert, bis sie auch meinen Sarkasmus übernimmt? Ich gebe ihr bis morgen.
Der BH meiner Mum hat KörbchengröÃe C. Wahrscheinlich brauche ich sogar D, denn ich habe das Gefühl, jeden Moment aus allen Nähten zu platzen. Aber ich weigere mich, irgendein Teil zu kaufen, auf dem ein D steht. Stattdessen suche ich den weitesten BH mit KörbchengröÃe C heraus, den ich auftreiben kann, und lege noch einen Sport- BH in den Einkaufswagen. Vielleicht schaffe ich es damit, meine Oberweite nicht ganz so riesig erscheinen zu lassen.
Zur Sicherheit hole ich mir noch etwas Verbandsmaterial. Wenn ich meine Brüste zusätzlich abbinde, wirken sie bestimmt weniger ⦠aufdringlich.
Als wir den Supermarkt verlassen, habe ich vierundvierzig Dollar meines Geburtstagsgeldes und Mums zwanzig Dollar ausgegeben. Das warâs dann mit Pizza zum Abendbrot. Armer Chase, er wird sich wieder mit irgendeinem Mikrowellenfraà begnügen müssen.
Von meinen letzten sechs Dollar kaufe ich ein paar Cheeseburger, die Ann und ich auf dem Rückweg verschlingen.
Hoffentlich klappt das mit der Torte. Denn wie ich heute schmerzlich gemerkt habe, kann es ziemlich teuer werden, alles zu bekommen, was man sich immer gewünscht hat.
A nn und ich holen Messbecher, Löffel und ein paar groÃe Schüsseln aus dem Schrank. Ich schalte MTV ein, wo ausnahmsweise sogar mal Musikvideos gespielt werden. Katy Perry trällert gerade einen ihrer vergnügten Popsongs und hüpft unerträglich fröhlich über den Bildschirm.
Ann ist von unserem Backvorhaben richtig begeistert. »Ich habe noch nie eine Torte gebacken«, flötet sie und reiÃt die Arme in die Luft. Dabei stöÃt sie gegen eine der Backmischungen, die vom Küchentresen fliegt und mit einem Klatschen auf dem Fliesenboden landet. Zum Glück war der Karton zu.
»Bleib locker«, sage ich, hebe die Packung auf und öffne sie.
Lächelnd zieht sie die Schultern hoch wie ein kleines Kind, das ausgeschimpft wird. »Aber das ist so toll! Als du elf geworden bist, durfte ich deine Geburtstagstorte bewundern. Du hast mich genau daneben auf den Küchentresen gelegt. Ich glaube, sie war selbst gebacken und sah aus wie eine Schildkröte.«
Ich runzle die Stirn. »Ich hatte eine Torte, die wie eine Schildkröte aussah?«
Ann nickt freudestrahlend. »Mit grüner Glasur und vielen Streuseln. Sie sah unglaublich lecker aus.«
»Ãh, stimmt«, erwidere ich. Was hätte ich auch sonst sagen sollen? Ann hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis, im Gegensatz zu mir. Ich wechsle das Thema. »Okay, die weiÃe Mischung kommt in diese Schüssel und die gelbe in diese. Wir müssen aufpassen, dass sich keine Klümpchen bilden, ich weià nämlich nicht, wo Mum das Sieb hat.«
Mum hat die ganze Küche selbst geplant und mit unzähligen Geräten ausgestattet, denn es gab Zeiten, in denen sie gern gekocht hat. Ich liebte es, stundenlang mit ihr in der Küche zu stehen und richtige Feinschmeckermenüs zu zaubern. Mein Bruder und mein Dad mussten dann mit verbundenen Augen am Tisch Platz nehmen und alles probieren. Meistens taten sie so, als würde ihnen das gar nicht passen. Sie protestierten
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