Verwuenscht und zugenaeht
Meerjungfrau zu verwandeln, dränge ich ihn, schneller zu gehen.
Allem Anschein nach darf ich ab jetzt nicht mehr mit Wasser in Berührung kommen. Zumindest solange die Wirkung der Wünsche anhält.
Am liebsten würde ich mein früheres Ich umbringen.
A m Dienstag bin ich geschlagene zwanzig Minuten nur damit beschäftigt, Gras für das blöde Pony zu pflücken. Ich muss endlich anfangen, es mehr zu füttern, sonst trampelt es noch den ganzen Schuppen nieder. Ich rupfe so viel Gras wie möglich und werfe es dem Pony hin. Gummikarotten sind alle.
Ann hilft zwar mit, ist mit den Gedanken aber ganz woanders. Sie quasselt die ganze Zeit über The Real World , eine Reality-Show, die zurzeit auf MTV läuft.
Als ich mich in Biologie auf meinen Platz setze, habe ich Grasflecken an den Knien meiner Jeans und es läutet bereits zum Unterricht, sodass mir keine Zeit bleibt, mit Nicole zu reden. Ich hätte sie gern mit der Tatsache konfrontiert, dass sie mich gestern Abend aus einem fadenscheinigen Grund einfach per SMS versetzt hatte. Ganz zu schweigen von der Sache mit Ben im Einkaufscenter, wo sie doch angeblich mit ihm verabredet war.
Ich habe das Duschen heute Morgen ausfallen lassen, weil ich noch keine Lösung für mein kleines Wasserproblem gefunden habe. Auf keinen Fall möchte ich noch einmal riskieren, mich in Arielle zu verwandeln. Ich habe mir nur das Gesicht gewaschen und mindestens ein halbes Deo verbraucht. Meine Haare sehen schrecklich aus.
Und es kommt noch schlimmer. Wir schreiben einen unangekündigten Test. Er umfasst mindestens fünfzig Fragen und dauert die ganze Unterrichtsstunde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn komplett verhauen habe.
Nicole scheint davon weit entfernt zu sein, denn sie gibt ihren Test als Erste ab und verlässt den Klassenraum mit dem Klingelzeichen. Mir fehlen noch die letzten zehn Fragen und ich gebe meine Blätter nur widerstrebend ab.
In der Mittagspause ist meine Laune im Keller. Während der Mathestunde war ich wieder krampfhaft damit beschäftigt, Ben auf Abstand zu halten. Wahrscheinlich denkt er, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Eigentlich sollte ich froh darüber sein, weil er mir dadurch vielleicht von selbst aus dem Weg gehen wird. Aber es versetzt mir trotzdem einen Stich.
Zu allem Ãberfluss habe ich schon wieder Kaugummikugeln in meinen Taschen. Ich werfe sie in den Mülleimer und gehe zur Mensa. Als mir zwei Klassenkameradinnen entgegenkommen, bemerke ich, wie die eine ihre Freundin mit dem Ellbogen anstöÃt und in meine Richtung nickt.
Die andere formt mit den Lippen ein deutliches Oh mein Gott , dann greift sie sich an den Pulli, zieht ihn nach vorn und ahmt damit meine Oberweite nach.
Ich beschleunige meine Schritte und drücke die Heftmappe an meine Brust. Ein schwacher Versuch, die Tatsache zu kaschieren, dass mein Busen fast die GröÃe von Rhode Island hat.
Jetzt können mir nur noch ein riesiger Burrito und drei Dosen Limo helfen. Ich will gerade die Tür zur Mensa aufdrücken, als ich Nicole durch die Scheibe sehe.
Sie sitzt an ihrem Tisch.
Am Tisch der Cheerleader.
Ein Salatteller steht schon vor ihr und sie nickt, als Breanna Mills etwas sagt.
Wie erstarrt bleibe ich stehen und beobachte sie. Die anderen Schüler drängeln sich an mir vorbei und strömen in die Mensa. Zum Glück bemerkt niemand, was gerade in mir vorgeht.
Endlich erwache ich aus meiner Starre. Ich trete von der Tür zurück, setze mich auf eine Bank und denke über Nicole nach. Ich weià nicht mehr, wer sie ist. Sie kleidet sich anders, sie geht aus, sie lacht und amüsiert sich groÃartig â ohne mich .
Es gab Zeiten, in denen sie die Mensa ohne mich nicht einmal betreten hätte. Sie war so schüchtern, dass sie lieber davor auf mich wartete, als den täglichen SpieÃrutenlauf allein durchzustehen. Meistens saà sie dann auf derselben Bank wie ich jetzt.
Irgendwie freue ich mich aber auch für sie. Ich wusste immer, dass sie beliebt sein könnte, wenn sie die anderen nur an sich heranlieÃe. Nicole musste erst aus ihrem Schneckenhaus gelockt werden. Das war gar nicht so einfach, denn sie hatte immer Angst davor, sich auf andere einzulassen. Sie hat sich lieber hinter ihrem langen Haar versteckt und gehofft, dass niemand sie ansah, denn sie schämte sich für ihre Pickel.
Doch jetzt hat sich das Blatt gewendet und sie ist zu einer kleinen
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