Verwuenscht und zugenaeht
nimmt erst mal ganz unverhohlen ihren Po unter die Lupe.
Langsam werden die Gespräche wieder aufgenommen. Ich entdecke aber immer noch ein paar Mädchen, die mich argwöhnisch mustern und tuscheln.
Janae ist so etwas wie ihre Königin. Sie werden auf keinen Fall etwas gegen sie oder mich sagen, oder?
»Kayla«, ruft Ann und winkt mich herüber. »Wir brauchen noch einen Mitspieler.«
»Oh, äh, nein danke.«
Ann stemmt eine Hand in die Hüfte und zieht eine Augenbraue hoch. »Keine Widerrede. Schwing deinen Arsch hier rüber.«
Hat sie wirklich gerade »Arsch« gesagt? Widerwillig gehe ich zu ihr, denn wenn Ann durch das ganze Zimmer brüllt, erregt das nur noch mehr Aufmerksamkeit.
»Er ist dein Spielpartner«, sagt sie und nickt einem Elftklässler zu, den ich aus der Schule kenne. Er lächelt kaum merklich. Ob ihm klar ist, dass er den Kürzeren gezogen hat?
Ich halte ihm meinen Arm hin und er streift das Bändchen mit der Fernbedienung über mein Handgelenk. Seine Finger berühren meine Haut und als sich unsere Blicke kreuzen, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Verdammt. Er ist süÃ. Dunkle Haare, dunkle Augen.
Natürlich starren diese Augen jetzt in meinen Ausschnitt.
Ich widerstehe dem Verlangen, tief einzuatmen, denn das würde meinen Busen nur unnötig betonen. Stattdessen wende ich mich Ann zu. »Was spielen wir?«
»Tennis. Ein Doppel natürlich«, antwortet Anns Spielpartner. Er hat strubbeliges blondes Haar und erinnert mich an Shaggy aus Scooby-Doo. Ich finde, er hat so einen künstlerisch angehauchten, tiefgründigen Touch. Und unter den Haaren, die über seine Stirn hängen, verstecken sich tolle haselnussbraune Augen. Ich bin ziemlich sicher, dass sich sein Name auf Mill reimt, so was wie Phil ⦠Bill ⦠Will. Ich glaube, wir hatten schon mal Sport zusammen.
Ann gestaltet ihre eigene Mii-Figur, die rote, abstehende Haare hat. Sie ist so begeistert bei der Sache, dass ich lachen muss. Ich wähle einen Mii namens Tim â vermutlich der von Janaes Bruder â, anstatt einen neuen für mich anzulegen.
Das Tennismatch beginnt und ich verhaue gleich den ersten Aufschlag. Ich lache nervös und versuche es erneut. Diesmal schlage ich so fest zu, dass Ann nicht schnell genug reagieren kann. Sie holt mit der Fernbedienung aus, verfehlt den Ball jedoch.
»Hey!«, rufe ich triumphierend und reiÃe die Hände in die Höhe. Mein Spielpartner schlägt ein. Ich fühle mich wie ein kleines Kind und grinse ihn an.
»Seht euch die Zuschauer an«, sagt Will oder Brill oder Frill und zeigt auf die Mii-Figuren am Rand des Tennisfeldes, die wie wahnsinnig auf und ab hüpfen, weil wir ein gutes Spiel abgeliefert haben.
Das irritiert mich zuerst so sehr, dass ich den Ball beim nächsten Schlag verfehle. Mein Teampartner springt hoch und die Fernbedienung in seiner Hand saust gefährlich nah an meinem Gesicht vorbei. Aber sein Mii trifft den Ball.
Ann kreischt und versucht ihn zurückzuschlagen, doch sie hat keine Chance.
»Guter Schlag«, sage ich zu ihm. »Ãh, ich heiÃe übrigens Kayla.«
»Todd«, erwidert er mit einem Nicken. Er hat etwas zu viel Gel in seinem dunklen Haar. Nicht so viel wie Ken, aber etwas weniger hätte es auch getan. »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagt er und fegt den Ball auf dem Bildschirm zurück über das Netz.
Thrill, Pill oder Grill schmettert ihn direkt auf meinen Mii zurück und ich erwische ihn gerade noch. Die Zuschauer wackeln aufgeregt mit den Köpfen, als Ann an der Reihe ist. Der Ball fliegt in hohem Bogen über das Netz und landet in unserem Spielfeld, ohne dass Todd oder ich ihn erreichen können.
»Wir sind echt schlecht«, sage ich und grinse Todd an.
»Da muss ich dir zustimmen«, sagt er und verfehlt auch den nächsten Ball.
Wir spielen weitere zwanzig Minuten und ich bin schockiert, als mir klar wird, dass ich mich richtig amüsiere. Es klingt vielleicht blöd, aber jedes Mal wenn Todd mich mustert, bin ich ganz aufgeregt. Er ist zwar nicht Ben, aber seine Blicke schmeicheln mir trotzdem.
Jemand fragt mich vom Sofa aus nach der Geschichtsaufgabe, die wir gerade heute abgeben mussten, und ich lasse mich über den Unabhängigkeitskrieg und alle Daten und Schlachten aus, die mir einfallen. Dummerweise bin ich dadurch so abgelenkt, dass ich zwei
Weitere Kostenlose Bücher