Verwuenscht und zugenaeht
weitere Bälle verpasse.
Vielleicht ist es falsch gewesen, die anderen die ganze Zeit zu meiden. Ich muss ja nicht gleich mit jedem befreundet sein, aber es bringt mich auch nicht um, wenn ich das Ganze ein wenig lockerer angehe und meinen Spaà habe. Es ist ja nicht so, als würde dabei das ganze Universum implodieren. Ich meine, niemand springt mir an den Hals oder so. Und angesichts der Tatsache, dass ich nicht gerade nett zu ihnen war, ist es schon ziemlich cool, dass die meisten sich mir gegenüber höflich verhalten.
Ich höre die Türklingel und Janae erhebt sich von der Couch, auf der sie Hof gehalten hat.
Todd und ich verlieren haushoch. Anns Lernphase war wieder einmal unheimlich kurz und sie rockt das Tennisspiel.
Todd und ich geben unsere Fernbedienungen weiter und ich mache mich auf die Suche nach meinem verwaisten Malzbier, als ich plötzlich dem neuen Partygast gegenüberstehe.
»Was machst du denn hier?«, frage ich und starre Nicole an. Ich hoffe, sie sieht mir meinen Schreck nicht an. Wie immer wirkt sie makellos. Sie trägt einen gerippten rosafarbenen Pullover und eine Hüftjeans mit ausgestellten Beinen. Ihre groÃen blonden Locken hüpfen munter bei jedem Schritt. Sie passt genau in Janaes Clique.
Wahrscheinlich gehört sie auch schon dazu.
»Ich wollte dich gerade dasselbe fragen.« Sie legt den Kopf schief und wirft mir einen gereizten Blick zu.
Ich antworte ihr nicht und sie sagt auch nichts weiter. Stattdessen geht sie zur Couch und setzt sich direkt neben Janae, während ich mich auf einen kleinen Hocker in der Küche zurückziehe.
Ich habe das Gefühl, die Luft im Raum hat sich elektrisch aufgeladen. Es knistert regelrecht. Die anderen beginnen wieder miteinander zu tuscheln. Es fällt mir schwer, so zu tun, als würde ich das nicht mitbekommen. Krampfhaft starre ich in mein Malzbier, als wären darin die Geheimnisse des Lebens oder zumindest die Antworten für den Zulassungstest zum College zu finden. Das nur zu vertraute unbehagliche Gefühl ergreift wieder Besitz von mir.
Ein Mädchen kommt aus dem Wohnzimmer in die Küche, als würde sie die Grenze zwischen zwei Städten überqueren: Supercity und Loserville.
Ich glaube, sie heiÃt Kelsey. Sie nimmt sich einen Teller und füllt ihn mit Tortilla-Chips aus einer Schüssel. »Die anderen sagen, du hast Implantate.«
Habe ich mich verhört? Ich blinzle ein paar Mal. Sie sieht mich nicht an, aber sie spricht eindeutig mit mir. Ich knabbere an meiner Unterlippe und zwinge mich, nicht auf meine Brust hinabzusehen. »Das stimmt nicht.«
»Ich weiÃ, das habe ich ihnen auch gesagt.«
Ãberrascht sehe ich zu ihr auf.
»Ich meine, es ist doch ziemlich bescheuert, das überhaupt zu denken, oder?«
Ich nicke. »Absolut.«
Ich hätte nie gedacht, dass dieses Mädchen, das ich kaum kenne, eine Verbündete sein könnte.
»Ist doch ganz klar. Wenn du dich unters Messer gelegt hättest, wärst du mit Sicherheit ein paar Tage nicht zur Schule gekommen. Ich würde es auch gern mal mit ein paar Präparaten versuchen, aber ich weià nicht, was wirklich funktioniert. Was benutzt du?«
Oh. Das habe ich jetzt nicht erwartet. »Steroide«, erwidere ich knapp.
Sie richtet sich auf. »Wirklich?«
Ich nicke mit völlig ernsthaftem Blick. »Ja! Der Oberlippenbart ist zwar eine ziemliche Plage und neulich habe ich versehentlich die Tür des Kühlschranks aus den Angeln gehoben, aber diese Dinger sind es echt wert.«
Ich deute mit beiden Händen auf meine Oberweite und Kelsey sieht mich entsetzt an. Sie weicht langsam ins Wohnzimmer zurück, als wäre ich kurz davor, sie anzuspringen, und behält mich dabei die ganze Zeit wachsam im Auge.
Sie flüstert etwas in das Ohr einer Freundin und nickt dann in meine Richtung.
Ich rutsche unruhig auf dem Hocker hin und her. Ann lacht im Wohnzimmer, während Bill oder Will oder Phil einen Arm um sie legt. Mit einem Mal fallen Kaugummikugeln aus meiner Tasche. Ich habe keine Ahnung, woher die plötzlich kommen, aber es müssen ein paar Dutzend sein. Sie schlagen klackernd auf dem Boden auf und kullern in sämtliche Richtungen.
Die Türklingel läutet erneut und Janae steht auf. »Die hebst du besser wieder auf«, sagt sie und stolziert aus dem Raum. Im Flur bleibt sie einen Moment stehen, kommt zurück und sieht mich aus schmalen
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