Verzaubert in Florenz
sie leise.
“Willst du nicht ein bisschen mit Pina Ball spielen, bis Miss Fleming ihren Tee getrunken hat?”, schlug Luca seiner Nichte lächelnd vor.
Alessa verzog das Gesicht, nickte dann jedoch gehorsam. “Aber später musst du mit mir spielen, Luca.”
“Versprochen.” Er sah der Kleinen nach, als sie über den Rasen hüpfte. Seine blauen Augen waren von Trauer überschattet.
Georgia gab sich einen Ruck. “Signor Valori, ich möchte mich nicht in Ihre Familienangelegenheiten mischen, aber andererseits will ich Alessa auch nicht unwissentlich wehtun. Deshalb bitte ich Sie, mir etwas mehr über ihre Mutter zu erzählen.”
“Gut.” Luca schenkte sich Kaffee nach. “Maddalena starb vor sechs Monaten, kurz nach ihrem Umzug in die Villa Toscana. Sie war zehn Jahre älter als ich, müssen Sie wissen, zwar körperlich zart, dafür aber eine starke Persönlichkeit mit einem ausgeprägten Willen. Als sie mit dreiundvierzig Jahren noch einmal schwanger wurde, war ihr Arzt sehr beunruhigt.” Er schwieg und schien zu überlegen, dann meinte er: “Ich bin sicher, dass Marco nichts dagegen hat, dass ich Ihnen das erzählt habe.”
“Alessa hat mir bereits gesagt, dass ihre Mutter mit einem kleinen Jungen im Himmel sei”, sagte Georgia und sah auf ihre verschränkten Hände. “Es war … herzzerreißend.”
“Das ist genau das richtige Wort.” Er räusperte sich. “Maddalenas Tod hat uns allen das Herz gebrochen. Natürlich hat Marco am meisten gelitten. Ein Ehemann, der seiner Frau in einer solchen Lage nicht helfen kann, fühlt sich in jedem Fall schuldig.” Lucas Stimme bekam einen rauen Klang. “Meine Schwester wollte unbedingt einen Sohn haben, und das endete in einer Tragödie.”
“Das tut mir alles schrecklich leid …” Georgia versagte die Stimme, und ihre Augen wurden feucht. Sie sah den Ausdruck von Überraschung in Luca Valoris blauen Augen und drehte rasch den Kopf weg. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, das nur von Alessas fröhlichem Lachen unterbrochen wurde.
“Miss Fleming, ich habe beschlossen, Marco nichts zu sagen”, erklärte Luca schließlich.
Georgia blickte ihn verblüfft an. “Glauben Sie, es wäre ihm nicht recht, dass ich mehr über den Tod seiner Frau weiß?”
“Sie haben mich missverstanden. Ich wollte nur sagen, dass ich ihm nichts von Ihrem Schwager berichten werde.”
Sie erstarrte. “Signor Valori, da gibt es auch nichts zu berichten.”
“Tut mir leid, aber ich bin anderer Meinung”, widersprach er mit seidenweicher Stimme.
Sie setzten ihr Streitgespräch nicht fort, da Franco, der Gärtner, aus dem Haus auf sie zukam und mitteilte, dass die englische Signorina am Telefon verlangt werde.
“Wenn man vom Teufel spricht”, murmelte Georgia und stand auf.
Luca erhob sich ebenfalls und musterte sie scharf. “Teufel?”
“Damit sind nicht Sie gemeint”, versicherte sie ihm. “Bitte entschuldigen Sie mich, und sagen Sie Alessa, ich würde gleich zurück sein.”
Georgia eilte mit Riesenschritten ins Haus. Franco führte sie in ein kleines Arbeitszimmer am hinteren Ende der Halle und ließ sie allein. Georgia atmete einmal tief durch.
Wie erwartet war Charlotte am Apparat. “Ein bisschen Beeilung, du Schlafmütze”, begrüßte ihre Schwester sie. “Wo treibst du dich denn herum, dass du so lange brauchst, um ans Telefon zu kommen?”
“Ich war draußen im Park. Du solltest sehen, wie schön es hier ist. Ein Juwel von einem Haus, mit Swimmingpool und eigenem Bach!” Georgia klärte ihre überraschte Schwester über die Identität des Mannes aus dem Flugzeug auf, beschrieb ihr die schreckliche Fahrt von Florenz zur Villa Toscana im Wagen eines Formel-1-Asses und erzählte ihr als Krönung des Ganzen von Luca Valoris Verdacht, Tom wäre ihr Liebhaber.
Charlotte brach in schallendes Gelächter aus. “Hast du ihn denn nicht aufgeklärt und ihm von James erzählt?”, fragte sie, als sie wieder sprechen konnte.
“Natürlich! Aber er wusste bereits von James, und aus unerfindlichen Gründen wurde er noch wütender, als er erfuhr, dass Tom mein Schwager ist. Doch genug von mir. Geht es dir besser?”
Charlotte, so war zu hören, fühlte sich blendend, fand das Bauernhaus, in dem sie wohnten, unbeschreiblich romantisch, hatte neben sich einen ungeduldigen Tom, der wissen wollte, worüber sie so lache, und eine Telefonkarte, die gleich abgelaufen sein würde.
“Wir werden dich nächste Woche noch mal anrufen, ehe wir zurückfliegen.
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