Verzaubert in Florenz
Und, Georgia, sorg dafür …”
Die Leitung war tot. Auf dem Rückweg in den Park empfand Georgia plötzlich ein wenig Heimweh. Zu ihrer Erleichterung wartete draußen nur Alessa auf sie. Luca Valori war nirgendwo zu sehen.
“Mein Onkel muss noch etwas schreiben”, sagte das kleine Mädchen und fragte neugierig: “Mit wem hast du telefoniert?”
“Mit meiner Schwester. Sie macht hier mit ihrem Mann Urlaub. Nun ja, nicht direkt hier, aber nicht weit weg. Hast du Lust, mich jetzt durch den Park zu führen? Zu all deinen Lieblingsplätzen?”
Alessa stimmte eifrig zu, stolz und glücklich, Georgia den Bach zu zeigen, der sich leise plätschernd durch den Park schlängelte, dann den Küchengarten, wo alle möglichen Arten von Gemüse und Kräutern unter Francos kundiger Hand gediehen. Kameliensträucher und andere exotische Blumenbüsche, die Georgia nicht kannte, spendeten den Steinskulpturen Schatten, die überall im Park standen. Dazwischen leuchteten Beete mit Hortensien und Geranien.
In der vom Haus aus nicht zu sehenden hintersten Ecke des Parks, halb verdeckt von Zypressen, stand ein altes, verwahrlostes Sommerhäuschen auf Pfählen. Alessa kletterte die gefährlich aussehenden Holzstufen hinauf und öffnete die Tür zu einem stickigen Zimmer, das nach Sonne und Staub roch und in dem einige schon recht mitgenommen aussehende Korbmöbel standen. Durch die Fenster hatte man einen Blick auf das in einiger Entfernung liegende Kloster.
“Hier bin ich am liebsten”, sagte Alessa und ließ sich auf einen der Stühle fallen. “Aber Papa hat mir verboten, allein hierher zu gehen.”
Georgia verstand, weshalb. “Wir werden künftig zusammen herkommen. Wenn du willst, verlegen wir ab und zu den Englischunterricht hierher.”
Alessas ausdrucksvolles kleines Gesicht hellte sich auf. “Wirklich? Papa dachte, du würdest mich in seinem Arbeitszimmer unterrichten.”
“Wenn er das wünscht, werde ich das natürlich tun. Aber wenn du den Unterricht lieber in deinem Zimmer oder im Wintergarten oder hier hättest, werden wir deinen Vater um Erlaubnis dafür bitten, ja?”
Das Kind stimmte begeistert zu und drückte sein Zutrauen zur neuen Englischlehrerin dadurch aus, dass es auf dem Rückweg wie selbstverständlich ihre Hand ergriff. Dass es so leicht sein würde, Alessas Zuneigung zu gewinnen, hatte Georgia nicht zu hoffen gewagt. Und Luca Valori scheint nicht zu beabsichtigen, Marco Sardi irgendwelche Geschichten über Tom und mich aufzutischen, überlegte sie, während sie mit dem vergnügt plappernden Kind an der Hand zum Haus zurückging. Wirklich großzügig von Signor Valori, mich bei seinem Schwager nicht anzuschwärzen, dachte Georgia spöttisch und nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit nochmals ein ernstes Wort mit dem aufbrausenden ehemaligen Rennfahrer zu reden.
Die Gelegenheit dazu ergab sich früher als erwartet. Elsa teilte dem enttäuschten Kind nämlich mit, dass Signor Sardi erst am späten Abend zurückkommen würde.
“Aber er wird dir ganz bestimmt noch Gute Nacht sagen”, versuchte Elsa die Kleine zu trösten und wandte sich dann lächelnd an Georgia. “Er hat mich beauftragt, Sie in seinem Namen in der Villa Toscana willkommen zu heißen, Miss, und Signor Valori gebeten, sich beim Abendessen um Sie zu kümmern. Falls es heute Abend bei ihm zu spät wird, will er Sie morgen früh begrüßen, ehe er ins Büro fährt.”
“Danke, Elsa.” Georgia rang sich ein Lächeln ab. Unter anderen Umständen hätte sie sich auf ein Dinner mit einem so gut aussehenden Mann wie Luca Valori gefreut. Aber da ihm ihre Gesellschaft so offensichtlich zuwider war, würde das Essen mit ihm wahrscheinlich eine einzige Tortur werden. Sie erwog, Elsa zu bitten, ihr ein Tablett aufs Zimmer zu schicken, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Wahrscheinlich war es als Privileg zu werten, dass die junge Englischlehrerin mit der Familie speisen durfte. Zudem wollte sie dem Hauspersonal nicht durch Sonderwünsche mehr Arbeit aufbürden. Und auf keinen Fall sollte Luca Valori sich einbilden, er hätte die Schlacht gewonnen.
Unwillkürlich musste sie lächeln, als sie Alessa nach draußen folgte, um noch ein wenig mit ihr zu spielen. Ihre Freundinnen zu Hause in England würden sie glühend beneiden, weil sie mit Gianluca Valori zu Abend essen durfte, dem berühmten Rennfahrer, der während seiner kurzen Laufbahn neben Größen wie Mansell, Alesi und dem brillanten und später verunglückten Ayrton Senna auf dem
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