Verzaubert in Florenz
im Betrieb unabkömmlich waren. Aber kommendes Wochenende werde ich einen Ausflug nach Florenz machen.” Georgia hörte eine Weile den begeisterten Schilderungen ihrer Schwester zu, ehe sie diese unterbrach, um ihr Grüße an ihre Eltern aufzutragen. Gleich darauf war Charlottes Telefonkarte aufgebraucht.
Georgia drückte auf die Schlusstaste, zog die Antenne ein und legte das Telefon auf den Tisch. Dann eilte sie zur Tür, doch ihr Plan, unbemerkt zu verschwinden, schlug fehl.
Luca war gerade noch rechtzeitig zurückgekommen. “Georgia!”
Zögernd drehte sie sich um und sah ihm ins angespannte, ernste Gesicht.
“Ich wollte mich bei Ihnen für mein Benehmen entschuldigen”, sagte er rau.
Georgia fühlte sich auf einmal ungeheuer müde.
“Haben Sie mir nichts zu sagen?” Er kam näher.
“Ich bin zu müde, um Italienisch zu sprechen”, erwiderte sie erschöpft auf Englisch. “Deshalb sage ich nichts weiter als Gute Nacht.”
“Bitte”, bat er in derselben Sprache. “Sie sollten vor allem wissen, dass ich Sie nicht … nicht überfallen wollte.”
“Das weiß ich”, antwortete sie überrascht. “Man kann es auch kaum einen Überfall nennen.”
“Vielleicht habe ich nicht das richtige Wort gefunden”, meinte er missmutig.
“Sie wollten mir zeigen, wie unwiderstehlich Sie sein können”, sagte sie kühl und strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht.
Er straffte sich. “Ich wollte Ihnen beweisen, dass es möglich ist, mit … mit anderen Männern zu schlafen.”
“Anderen Männern?”, fragte sie empört.
“Dio! Ich meine, mit einem Mann, der nicht Tom Hannay ist und auch nicht dieser Verlobte von Ihnen.”
“Sein Name ist James. Und bevor Sie mich noch mehr beleidigen, wechseln wir lieber wieder ins Italienische”, sagte Georgia rasch. “Um die Dinge ein für allemal klarzustellen: Tom ist der Mann meiner Schwester. Ich mag ihn, mehr nicht. James ist der Mann, den ich liebe.” Entsetzt wurde ihr klar, dass Letzteres nicht stimmte.
“Das glaube ich Ihnen nicht.”
Georgias Augen blitzten zornig. “Ob Sie es mir glauben oder nicht, spielt keine Rolle. Für mich zählt allein Signor Sardis Meinung.”
Luca maß sie mit einem feindseligen Blick. “Denken Sie etwa, er hätte nichts dagegen, wenn er von Ihrer Affäre mit dem Mann Ihrer Schwester wüsste?”
“Es gibt keine Affäre. Aber meinetwegen erzählen Sie ihm, was Sie wollen.” Georgia drehte sich auf dem Absatz um, doch Luca packte sie am Handgelenk und zwang sie, ihn anzusehen.
“Haben Sie Tom Hannay gesagt, dass er in einem sehr ungünstigen Moment angerufen hat? Aus einer so paradiesischen Stimmung des Glücks und der Leidenschaft unsanft herausgerissen zu werden von der Stimme des Mannes …” Er zuckte in der für ihn typischen Art die Schultern und zog Georgia an sich, doch sie widersetzte sich seiner Umarmung.
“Und jetzt ist offenbar auch der falsche Moment”, sagte er grimmig und ließ sie los.
Georgia blickte ihm direkt in die Augen. “Aus vielerlei Gründen wird es keinen richtigen Moment mehr geben.”
“Wieso nicht? Wollen Sie etwa bestreiten, dass Sie auf mich leidenschaftlich reagiert haben?”
“Nein. Aber ich habe nicht die Absicht, noch einmal derart den Kopf zu verlieren. Ihr Schwager hat mich eingestellt, damit ich Alessa unterrichte, und es war sehr dumm von mir, mich zu einer solchen Unbesonnenheit hinreißen zu lassen. Obendrein bezichtigen Sie mich auch noch einer Affäre mit Tom.” Ihr versagte die Stimme. “Er ist der Mann meiner Schwester, und ich verbitte mir Ihre Verdächtigungen. James würde sich ebenfalls dagegen verwahren, wenn er da wäre.”
Ihre Handflächen waren feucht, und ihr Mund war trocken, und sie hoffte, Luca würde nicht bemerken, welche Anstrengung es sie kostete, ihn von der Sinnlosigkeit seiner Bemühungen um sie zu überzeugen. Sie schloss ihre kleine Ansprache mit einem “Gute Nacht”, und ging langsam zur Tür. Gegen ihren Willen wünschte sie sich, er würde ihr folgen und sie in die Arme nehmen. Doch Luca Valori rührte sich nicht vom Fleck, und so blieb Georgia nichts weiter übrig, als hoch erhobenen Hauptes das Zimmer zu verlassen.
Als Georgia und Alessa am nächsten Morgen den Wintergarten betraten, saß dort nur Marco Sardi am Frühstückstisch.
“Luca hat mir die beiden Briefe für Sie gegeben, Georgia. Er ist heute schon früher zum Betrieb gefahren, weil ein neuer Motor für den Supremo getestet werden soll”, sagte Marco und
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