Verzaubert in Florenz
sie stechende Kopfschmerzen verspürte.
“Ah, Sie sind wach”, sagte eine freundliche Männerstimme auf Italienisch.
Georgia brachte nicht die Energie auf zu antworten. Sie nickte nur, was sie sofort bereute. Eine kühle, trockene Hand griff nach ihrem Handgelenk und fühlte ihr den Puls.
“Ganz ruhig, Miss Fleming. Bitte öffnen Sie die Augen.” Sie gehorchte und erblickte einen schlanken grauhaarigen Mann in einem dunklen Anzug. Er lächelte aufmunternd. “Lassen Sie sie offen.” Er leuchtete ihr mit einer kleinen Taschenlampe in jedes Auge und fragte dann, ob sie sich krank fühle.
Georgia überlegte kurz. “Nein”, sagte sie dann auf Englisch. “Nicht direkt. Mir tut nur der Kopf weh.”
“Er wurde von einem großen Stück Holz getroffen.”
Auf einmal erinnerte sich Georgia wieder an ihren Sturz und fuhr hoch.
“Alessa!”, keuchte sie. “Geht es ihr gut? Wo ist sie? Wo bin ich?”
“Alessa geht es ausgezeichnet, Miss Fleming. Sie liegt wohlbehalten in ihrem Bett und schläft.” Der Mann lächelte und drückte sie sanft in die Kissen zurück. “Ich bin Claudio Fassi und Arzt, und das hier ist bloß ein anderes Zimmer in der Villa Toscana, das im Erdgeschoss liegt. Luca hat Sie lieber hierher gebracht, statt Sie die vielen Stufen nach oben zu Ihrem Zimmer zu tragen.”
“Luca?”, wiederholte Georgia schwach.
“Ja. Er wartet ungeduldig vor der Tür. Gemeinsam mit Signor Sardi.” Dr. Fassi lächelte beruhigend. “Sie haben allen einen großen Schrecken eingejagt, doch zum Glück sind Sie nicht ernsthaft verletzt. Eine Beule am Kopf und ein verstauchter Knöchel, aber mit Sicherheit keine Gehirnerschütterung. Es besteht also keine Notwendigkeit, Sie, wie von Luca gewünscht, ins Krankenhaus einzuliefern.”
Georgia fiel es schwer, klar zu denken, und sie benötigte lange, um zu begreifen, was der Arzt, der offenbar Englisch verstand, aber nicht sprach, ihr auf Italienisch gesagt hatte.
“Und Sie wissen genau, dass es Alessa gut geht?”, fragte sie besorgt. “Ich erinnere mich jetzt wieder. Sie war im Sommerhäuschen eingeschlossen – im padiglione.”
“Alessa geht es gut. Wirklich.” Er lächelte ihr aufmunternd zu. “Und Sie scheinen sich auch allmählich zu erholen, Miss Fleming. Ihr Italienisch kommt wieder zurück.”
Gequält drehte sie den Kopf zur Seite. “Es war alles meine Schuld.”
“Dass die Treppe zusammenbrach? Wohl kaum! Signor Sardi macht sich schwere Vorwürfe, weil er sie nicht schon längst hat reparieren lassen.”
“Aber die Puppe, die ich Alessa mitgebracht habe, ist doch an allem schuld. Die Kleine ist ins Sommerhäuschen gelaufen, um sie zu holen, und wurde eingeschlossen.” Unter Georgias geschlossenen Lidern quollen Tränen hervor. “Tut mir leid.” Sie schniefte. “Ich weiß auch nicht, weshalb ich weine.”
“Sie waren in großer Sorge und haben dann einen Schock erlitten. Da tun einige Tränen ganz gut.”
“Seltsam, hier sagt jeder:
Piangi
. Weine. Bei uns Briten heißt es immer: Weine nicht.”
Dr. Fassi lächelte freundlich. “Bei Ihnen gibt es aber auch ein Sprichwort, das lautet: ‘Wenn du in Rom bist, mach es wie die Römer!’ So, und jetzt bestelle ich bei Elsa eine Kanne mit Tee und lasse Ihnen ein paar Tabletten gegen Ihre Kopfschmerzen da. Nehmen Sie heute Abend zwei und weitere nur noch, wenn es unbedingt nötig ist.”
Georgia dankte ihm mit schwacher Stimme, wartete, bis sich die Tür hinter ihm schloss, und presste dann leise schluchzend das Gesicht in die Kissen. Plötzlich hörte sie eine vertraute heisere Stimme ihren Namen rufen. Sie wandte den Kopf und sah Luca und Marco an ihrem Bett stehen.
Marco Sardi, das Gesicht noch bleicher als sonst, griff nach ihrer Hand. “Georgia, bitte verzeihen Sie mir. Ich wusste, dass die Treppe reparaturbedürftig war, habe es aber vergessen.”
“Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es war ein Unfall.” Sie trocknete sich mit einem Papiertaschentuch, das auf dem Nachttisch lag, die Augen. “Sie hatten in letzter Zeit wirklich andere Sorgen, als sich um das Sommerhäuschen zu kümmern.”
“Sie sind eine sehr freundliche junge Dame, aber für meine Nachlässigkeit gibt es keine Entschuldigung”, entgegnete er ernst. “Mir blieb der Schreck erspart, Sie stürzen zu sehen. Doch Luca kam vor mir nach Hause und fand Alessa weinend in Francos Armen und Sie bewusstlos unter einem Stapel Holz begraben.” Ein Beben ging durch seinen Körper, und Luca legte ihm
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