Verzaubert in Florenz
sich im Sturm biegenden Bäume und hoffte mittlerweile, Luca würde bleiben, wo er war – wo immer das sein mochte.
Zwischendurch glaubte sie, ein Motorengeräusch zu hören, konnte aber nicht feststellen, ob es sich um Lucas Supremo handelte. Allmählich ließ das Unwetter nach. Georgia versuchte sich auf ihren Krimi zu konzentrieren, was ihr schließlich auch gelang, da die Identität des Täters preisgegeben wurde.
Gerade als der Kommissar die letzten Rätsel löste, klopfte es heftig an der Tür. Georgia zuckte zusammen und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Mit klopfendem Herzen riss sie die Tür auf. Draußen stand Pina im Nachthemd und stammelte mit entsetztem Gesicht unzusammenhängende Worte. Es dauerte eine Weile, bis Georgia begriff, was los war. Sie wurde blass.
“Nein, Pina, Alessa ist nicht bei mir. Sie muss bei ihrem Vater sein.”
Verzweifelt rang das Mädchen die Hände. “Nein. Signor Marco ist nochmals nach Valorino gefahren, als der Regen aufhörte, um wichtige Papiere zu holen. Alessa ist auch nicht in seinem Zimmer. Ich habe nachgesehen.”
“Gut.” Georgia riss sich zusammen und griff nach ihrem Morgenmantel. “Zieh dir etwas über, Pina, dann werden wir beide systematisch nach ihr suchen. Irgendwo muss sie ja sein. Vielleicht ist sie nach unten in die Küche gegangen, um sich etwas zu essen zu holen.”
Aber Alessa war nirgendwo im Haus zu finden. Während Pina hysterisch schluchzend Elsa und deren Sohn Franco weckte, rannte Georgia nach draußen zum Pool und schaltete die Lichter an. Sie musste sich zwingen, in das Becken zu sehen, und atmete erleichtert auf, als sie feststellte, dass es leer war. Sie eilte zurück ins Haus und verlangte Taschenlampen.
“Vielleicht hat Signor Marco seine Tochter im Auto mitgenommen”, mutmaßte Franco hoffnungsvoll.
Georgia bezweifelte das entschieden, bat Elsa, Pina etwas zur Beruhigung zu geben und Wasser für heiße Getränke aufzusetzen. Dann befahl sie Franco, hinter dem Haus und im Gemüsegarten zu suchen, während sie selbst sich den vorderen Teil des Parks vornehmen würde. Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
“Das Sommerhaus!”, sagte sie zu Franco.
“Signorina?”
Georgia deutete mit ihrer Taschenlampe in die entsprechende Richtung und suchte verzweifelt nach dem italienischen Wort. “Il padiglione, il padiglione!”, rief sie und eilte den Kiesweg entlang zu der entlegenen Ecke des Parks, wo hinter einer Gruppe von Zypressen das Sommerhäuschen lag.
Georgia lief die von der Nässe schlüpfrigen, morschen Holzstufen hinauf, dicht gefolgt von Franco. Sie versuchte die Tür zu öffnen und rief: “Alessa!” Von innen kam eine leise Antwort, und Georgia rüttelte wild an der Tür, die sich nicht öffnen ließ.
Sanft schob Franco sie beiseite und stieß die Tür mit einem kräftigen Fußtritt auf. Eine kleine Gestalt stürzte sich Georgia in die Arme.
“Ich habe gerufen … aber … niemand ist gekommen. Die … Tür ging nicht … mehr auf”, schluchzte das verängstigte Kind, während Franco laut ein Dankgebet sprach und dann Georgia erklärte, dass ein Windstoß die vom Regen aufgequollene Tür zugeschlagen haben musste und sie sich wahrscheinlich hinterher nicht mehr habe öffnen lassen.
“Geben Sie mir Alessa, Signorina”, sagte er. “Ich werde sie die Treppe hinuntertragen.”
“Luisa! Luisa!”, schrie das Kind, und Georgia leuchtete den Raum mit der Taschenlampe ab und entdeckte in einer Ecke die Puppe.
“Bist du ihretwegen zurückgekommen, mein Schatz? Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte sie dir doch geholt!” Georgia beleuchtete für Franco die Treppe, damit er Alessa heil nach unten brachte. Erst als die beiden auf festem Boden standen, begann sie ebenfalls hinunterzusteigen. Sekundenlang lenkte das Geräusch eines sich nähernden Wagens sie ab, und sie verfehlte eine Stufe.
Taumelnd fasste sie nach dem Geländer und schrie auf, als plötzlich die Treppe unter ihr zusammenbrach. Mit den Händen griff sie ins Leere und stürzte in einem Durcheinander von splitterndem Holz nach unten. Sie spürte, wie sie am Boden aufprallte, fühlte einen heftigen Schlag gegen den Kopf und verlor das Bewusstsein.
6. KAPITEL
G eorgia erwachte in einem Zimmer, das sie noch nie gesehen hatte. Keine Rosentapete an den Wänden, sondern elfenbeinfarbene Seide. Und sie lag in einem Himmelbett mit korallenroten Damastvorhängen, die von goldenen Quasten zusammengehalten wurden. Schnell machte sie die Augen wieder zu, weil
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