Verzaubert in Florenz
wovon er sprach.
“Jetzt habe ich Sie verlegen gemacht.” Luca musterte sie scharf. “Das war nicht meine Absicht.”
“Nein, selbstverständlich nicht.” Sie lächelte schuldbewusst. “Manchmal, wenn ich müde bin, lässt meine Denkfähigkeit nach, und ich habe Schwierigkeiten, alles zu verstehen. An der Schule in Venedig spreche ich hauptsächlich Englisch, während ich hier ausschließlich Italienisch reden muss, bis auf die Unterrichtsstunden mit Alessa.”
“Ich spreche Englisch”, sagte er, “jedoch nicht so gut wie Sie Italienisch, Georgia. Außerdem unterhalte ich mich mit Ihnen lieber in meiner Muttersprache, weil ich Ihren Akzent ganz entzückend finde. Und nicht nur Ihren Akzent, wie Sie wissen”, setzte er mit Nachdruck hinzu.
Georgia stand schnell auf. “Es ist Zeit, Gute Nacht zu sagen.”
Luca sah sie an und erhob sich langsam, ohne den Blick von ihr zu wenden. “Wieso? Haben Sie Angst vor mir?”
“Nicht direkt Angst. Ich bin nur”, sie hielt seinem Blick stand, während sie nach dem richtigen Wort suchte, “vernünftig? Nein, vorsichtig. Ja, das ist es”, fuhr sie langsam fort, bemüht, sich so präzise wie möglich auszudrücken. “Ich bin vorsichtig, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.”
Luca kam näher, die Lider halb geschlossen. “Wollen Sie behaupten, dass Sie wegen Ihres Soldaten immun gegen mich sind? Oder ist nicht eher Tom Hannay der wahre Grund?”
Georgia blitzte ihn mit ihren dunklen Augen empört an. “Würden Sie bitte mit diesem Unsinn über Tom aufhören?”
“Ich weiß nur zu gut, dass es kein Unsinn ist”, widersprach er heftig. “Aber ich besitze auch die Macht, Sie dazu zu bringen, ihn zu vergessen. Ihn und alle übrigen Männer, einschließlich Ihres James.” Mit einer jähen Bewegung zog er sie in die Arme und drückte sie so fest an sich, dass sie das harte Pochen seines Herzens an ihrer Brust spüren konnte. “Sagen Sie mir, dass ich Ihnen völlig gleichgültig bin, wenn Sie das können!”
Georgia war nicht fähig, auch nur ein einziges Wort zu sagen, sei es nun auf Englisch oder Italienisch. So plötzlich in Luca Valoris Armen zu liegen und nur noch von dem Wunsch besessen zu sein, er möge sie küssen, hatte ihr gänzlich die Sprache verschlagen.
Luca stieß ein triumphierendes Lachen aus und neigte quälend langsam den Kopf. Sie zitterte, als er schließlich routiniert den Mund auf ihren presste. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen, und Luca hörte auf, den erfahrenen Verführer zu spielen. Sie gerieten beide außer Atem, ihre Körper drängten sich aneinander, von dem gleichen brennenden Verlangen durchflutet, das sie unwiderstehlich zueinander hinzog.
Zum ersten Mal in ihrem Leben verlor Georgia völlig die Kontrolle über sich, wurde von einem Rausch erfasst, der sie vergessen ließ, wo sie war. Erst das schrille Klingeln des Telefons brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Mit einem unterdrückten Fluch löste sich Luca von ihr. Nach Atem ringend und am ganzen Körper bebend, versuchte sie sich wieder in den Griff zu bekommen.
Luca nahm das auf einem kleinen Tisch liegende Handy und zerrte an der Antenne. “Valori”, meldete er sich brummig und lauschte einen Moment lang. Sein Gesicht verzog sich grimmig, und zu Georgias Überraschung antwortete er auf Englisch.
“Natürlich. Ich werde sie rufen. Einen Augenblick bitte.” Er drückte Georgia recht unsanft das Telefon in die Hand. “Für Sie”, sagte er wütend und stürmte dann zur offenen Tür hinaus.
Georgia bemühte sich, einige Male ruhig durchzuatmen, ehe sie sich meldete. “Hallo?” Sie erkannte ihre Stimme kaum wieder.
“Georgia, bist du das? Hi, hier ist Tom. War das der feindselige Italiener?”
“Ja”, antwortete sie und sank auf den nächstbesten Stuhl. “Das war er. Was macht Charlotte?”
“Sie steht direkt neben mir und kann es kaum erwarten, mit dir zu reden.”
“Rück zur Seite, Tom”, sagte seine Frau ungeduldig. “Georgie?”
“Hallo, Charlotte.”
“Ist alles in Ordnung mit dir? Du klingst so seltsam.”
“Alles bestens”, log Georgia. “Und bei dir?”
“Ebenfalls. Ich bin jetzt genauso braun wie du und von den Einheimischen kaum mehr zu unterscheiden. Gestern haben wir uns zu einem Besuch Sienas aufgerafft. Eine wunderbare Stadt! Tom ist auf diesen Turm gestiegen, aber ich bin lieber unten geblieben. Hast du dir schon etwas angesehen?”
“Nein. Letztes Wochenende bin ich hiergeblieben, weil Alessas Vater und Onkel
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