Verzaubert in Florenz
wichtig.”
“Oh doch, es hebt mein Selbstvertrauen”, widersprach Georgia.
“Signora Valori ist eine sehr liebenswürdige Dame. Sie brauchen keine Angst vor ihr zu haben.”
Georgia lächelte ironisch. “Ich habe keine Angst. Es ist mir nur peinlich, ihr gegenüberzutreten.”
Elsa nickte ihr aufmunternd zu und ging, um Luca zu holen. Er kam sofort, blieb jedoch nach einem Blick in Georgias kaltes, abweisendes Gesicht stumm. Schweigend hob er sie hoch und trug sie in den Wintergarten, wo Emilia Valori würdevoll auf einem Stuhl thronte.
Die vornehme alte Dame wirkte etwas überrascht, als Luca mit Georgia auf den Armen den Wintergarten durchquerte, seine süße Last auf einem Stuhl neben dem Tisch absetzte und ihr einen weiteren Stuhl für den Fuß zurechtrückte. “Nonna, das ist die junge Dame, die Alessa Englischunterricht erteilt.”
“Guten Tag, Signora”, sagte Georgia errötend. “Ich habe mir den Knöchel verstaucht.”
Luca presste die wohlgeformten Lippen aufeinander, als ihm seine Großmutter einen fragenden Blick zuwarf. “Die Verletzung hat sie sich bei dem gestrigen Unfall zugezogen, von dem ich dir erzählt habe, nonna”, erklärte er barsch. “Nicht im Umgang mit mir.”
“Ich bin sehr erleichtert, das zu hören. Und nun mach uns bitte miteinander bekannt, wie es sich gehört.”
Georgia kam sich vor wie in einem zweitklassigen Theaterstück, als Luca sie seiner Großmutter formell mit vollem Namen vorstellte, als würden sie sich zufällig bei einem Teekränzchen begegnen.
“Sie sprechen unsere Sprache sehr gut, Miss Fleming”, lobte Signora Valori und wies auf das Silbertablett vor ihr auf dem Tisch. “Möchten Sie Tee oder Kaffee?”
“Sie darf keinen Kaffee trinken”, mischte sich Luca ein.
“Kaffee, bitte”, sagte Georgia, die seinen Einwand geflissentlich überhörte, und die alte Dame schenkte lächelnd Kaffee in eine Tasse und gab, ohne Georgia zu fragen, einen Löffel Zucker dazu.
“Das wird Ihnen guttun”, meinte sie und wandte sich an ihren grimmig blickenden Enkel. “Ich denke, du lässt uns jetzt besser allein, Luca.”
“Nonna”, begann er, doch Signora Valori schüttelte den wohlfrisierten Kopf.
“Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen.”
Luca blieb vor Georgia stehen. “Das war nicht meine Absicht, verstehst du?”
Sie sah ihn stumm an. Er zuckte die Schultern, verbeugte sich knapp vor den beiden Frauen und ging in den Park hinaus.
“Jetzt wird er wieder in seine gefährliche Maschine steigen und in halsbrecherischem Tempo über die Autobahn rasen, um seine Wut und Scham abzureagieren.” Signora Valori seufzte und richtete den Blick ihrer blauen Augen auf Georgia. “Nun, Miss Fleming, ich habe meinen Enkel aus dem Zimmer kommen sehen, das Sie seit Ihrem Unfall bewohnen. Niemand war zu der Zeit im Haus, deshalb möchte ich wissen, ob Sie ihn eingeladen haben.”
“Nein, das habe ich nicht”, sagte Georgia ausdruckslos.
Signora Valori musterte sie nachdenklich. “Haben Sie Gianluca Anlass gegeben, zu glauben, seine Annäherungsversuche seien Ihnen willkommen?”
Es dauerte einige Augenblicke, bis Georgia verstand, was die alte Dame meinte. Sie hob trotzig das Kinn. “Falls das heißt, ob ich Ihren Enkelsohn attraktiv finde, muss ich Ihre Frage bejahen.” Sie seufzte. “Der bei dem Unfall erlittene Schock hat vorübergehend meine Denkfähigkeit beeinträchtigt, das gebe ich zu. Wir waren hinterher beide etwas durcheinander und haben uns geküsst. Insofern könnte man mir einen Vorwurf machen. Aber als er ohne Umschweife sagte, er möchte mein Liebhaber werden, habe ich ihm gesagt, es sei unmöglich.” Georgia biss sich auf die Lippe. “Ich konnte nicht ahnen, dass er meine Weigerung als Herausforderung empfinden würde.”
“Dann hat er also mit Ihnen geschlafen?”, fragte Signora Valori ruhig.
Georgia sah sie entsetzt an. “Hat er Ihnen das erzählt?”
“Nein. Er hat sich geweigert, den Grund für seine Anwesenheit in Ihrem Zimmer zu nennen. Sie haben nur meine Befürchtungen bestätigt. Nun, Miss Fleming, darf ich fragen, was Sie von Gianluca als Wiedergutmachung erwarten?”
“Absolut nichts, vielen Dank”, antwortete Georgia. “Es sei denn, Sie könnten ihn dazu überreden, bis zu meiner Abreise nach England aus der Villa Toscana auszuziehen.”
“Das lässt sich sicher arrangieren.” Signora Valori runzelte die Stirn. “Aber vielleicht finden Sie nach einer Weile, dass das nicht genug
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