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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Oh! Mir kam es so vor, als würde jeder –« Er brach ab, weil ihm auffiel, wie eindringlich ich ihn ansah. Plötzlich riss er die Augen weit auf. »Du meine Güte!« Er nickte langsam, während ihm anscheinend die Bedeutung dessen dämmerte, was er im Begriff war, zu sagen. »Mir kam es so vor, als würde jeder in der Welt der Zauberkunst mit diesem Burschen zu tun haben.«
    »Du meine Güte«, wiederholte ich. Barclay und ich sprangen gleichzeitig auf. »Das ist es! Das ist die Verbindung!«
    »Magic Magnus?«, fragte Max und erhob sich ebenfalls. Ich lief zum Whiteboard, schnappte mir einen Marker und schrieb unter die Namen von Golly und Clarisse:
Zugang zur Kiste: MAGIC MAGNUS .
    »Wir müssen zu Duke und Delilah!«, sagte Barclay. »Wir müssen herausfinden, ob die beiden ebenfalls mit Magnus zu tun hatten.«
    »Ja!«, rief ich zustimmend. »Und Lysander, ich entschuldige mich für sämtliche abfälligen Kommentare über Hieronymus.«
    »Tatsächlich?«
    Ich nickte. »Ich hätte ihn ernster nehmen sollen. Er vermutete bereits vorhin, der Täter wäre ein normaler Mensch mit Zugang zu den Requisiten.« Meine Entschuldigung bereits vergessend, sagte ich: »Wo steckt der verdammte Kerl eigentlich? Nie ist er da, wenn man ihn braucht.«
    »Sapperlot!«, rief Max plötzlich.
    Ich blickte zu ihm. Er betrachtete nicht mehr die Tafel, sondern schwankte mit ausgebreiteten Armen auf die Ladentür zu, als versuche er etwas zu berühren, das er nicht sehen konnte.
    »Sapperlot?«, wiederholte Barclay.
    Lysander stand von seinem Stuhl auf und sah sich mit einem Mal höchst beunruhigt im Laden um. »Was
ist
das?«
    »Was ist
was?
«, fragte Barclay.
    »Max?«, sagte ich.
    »Pst!«, erwiderte Max.
    »Ach du grüne Neune!« Lysander begann schwer zu atmen. »Ist das … Es passiert gerade eben, nicht wahr? In diesem Moment.«
    Allein bei dem Gedanken daran drehte sich mir fast der Magen um. Barclay und ich sahen uns verzweifelt an. Doch nur einen kurzen Augenblick später beruhigte sich Max, schaute benommen in unsere Richtung und rieb sich über die Stirn. Es schien ihm nicht gutzugehen. Lysander schnaufte geräuschvoll und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Esther?«, flüsterte Barclay.
    »Nein«, antwortete ich und schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gespürt.«
    »Ich auch nicht.«
    »Max?«, fragte Lysander.
    Der alte Zauberer holte tief Luft und nickte dann. »Ja. Es ist erneut geschehen.« Unsere Blicke trafen sich. »Irgendwo in der Stadt ist jemand verschwunden.«
     
    »Ich möchte in meiner offiziellen Funktion zum Ausdruck bringen, dass ich das für keine gute Idee halte«, murmelte Lysander.
    »Gut. Wird ins Protokoll aufgenommen«, erwiderte ich. »Und jetzt Schluss mit der Trödelei. Lassen Sie uns in den Laden einbrechen!« Ich entwickelte mich in rasantem Tempo zu einer hartgesottenen Kriminellen.
    Nach einer heftigen Debatte hatten wir vier beschlossen, nach Mitternacht in den Zauberladen einzubrechen. Nein, genau genommen hatten das drei von uns entschieden. Der vierte, Lysander, beteiligte sich nur unter Protest.
    Wir wussten, dass Magnus zu mindestens zwei der Kisten Zugang hatte, die während des Verschwindens benutzt worden waren. Außerdem, wie ich meinen Komplizen an diesem Abend verriet, war ich bei ihm in der oberen Etage auf merkwürdige Gestalten gestoßen. Beim ersten Mal hatte ich einen kurzen Blick auf eine seltsame Frau erhaschen können. Beim zweiten Mal war ich dort sogar drei Personen begegnet – von denen eine in eine riesige Schlange gewickelt war. Obwohl ich anfangs davon ausging, hatten sie sich nicht gerade wie Angestellte verhalten, vielmehr reagierten sie sehr erschrocken. War es wegen mir? Oder wegen etwas Unheimlicherem, wie zum Beispiel dem rothaarigen Kerl mit dem Goldzahn, der nur Sekunden später mit einem Speer bewaffnet die Treppe heraufgeschossen kam? Magnus hatte mir an jenem Tag deutlich zu verstehen gegeben, dass ich Lopez gegenüber diese Leute nicht erwähnen sollte. Wer also waren sie? Verschwundene, von denen wir nichts wussten? Opfer einer anderen üblen Machenschaft? Lakaien des Bösen?
    Hieronymus hatte gesagt, wir sollten nach einem gewöhnlichen Menschen suchen, Max und Lysander hingegen waren beide überzeugt, dass das Verschwinden mystischer Natur war. Sie vermuteten, dass sich Magnus nur für einen Normalsterblichen ausgab und über große Fähigkeiten der Irreführung und Illusion verfügte. Allem Anschein nach war er in Wahrheit ein echter

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