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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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»Die meisten Männer haben es nicht nötig, ihre Küsse
als Strafandrohung zu gebrauchen.«
    »Weshalb?
Ich habe Damen gekannt, die sie als Belohnung empfanden!«
    »Hielten
Sie die auch gefangen, oder waren sie mehr zu Ihrem Vergnügen gut?«
    »Ich kann
Ihnen versprechen, dass mir keine von ihnen so viel Vergnügen bereitet hat wie
Sie.« Er tupfte mit dem Löffel einen Tropfen Pudding von ihrer Unterlippe ab.
    Es machte
sie verrückt, ihm so nahe zu sein und doch nur den Schattenriss seiner Züge zu
erkennen. Sie hätte es unerträglich finden müssen, auf dem Schoß eines Fremden
zu sitzen, aber irgendwann zwischen ihrer ersten Begegnung und dieser, hatte
er aufgehört, ein Fremder zu sein. Eventuell war er nichts weiter als ein
Phantom aus Schatten und Materie, aber er war ihr so vertraut wie das Gefühl
von Papas Haarbüscheln und Kittys Schnaufen im Dunkeln.
    »Ich habe
das Schiff gesehen«, platzte sie heraus. Sie wollte unbedingt den Sog
zerstreuen, der das Verschmelzen jedes Atemzugs zu einem Kuss bewirkte.
    Nun war er
an der Reihe zu erstarren. »Ach, und das hat Ihnen den Appetit verdorben?«
    »O ja. Ich
kann mir nicht erklären, weshalb ein Mann mit Ihren Mitteln es nötig haben
sollte, die zu bestehlen, die so wenig besitzen.«
    »Vielleicht
betrachte ich es nicht als Diebstahl. Vielleicht erleichtere ich sie nur um
etwas, das ihnen niemals rechtmäßig gehört hat.«
    »Wenn Sie
von den tausend Pfund sprechen, die existieren nicht! Sie haben nie existiert.«
    Der
spöttische Tonfall, der sie rasend machte, kehrte in seine Stimme zurück.
    »Und
weshalb sollte ich Ihnen das glauben, Miss Wilder? Vor kurzem haben Sie auch
nicht an die Existenz von Drachen geglaubt.«
    »Das tue
ich immer noch nicht. Und Sie bestätigen mich nur darin.«
    »Dann
glaube ich nicht an die Jungfräulichkeit, oder sind Sie etwa bereit, diesen Beweis anzutreten?«
    Gwendolyn
konnte eine derartige Provokation nicht erwidern. Sie nahm nur ihren Kopf
zurück, um das Funkeln seiner Augen im Dunkeln zu erkunden.
    Er
erbeutete eine der goldenen Strähnen, die unter ihrer Nachthaube hervorlugten,
und wickelte sie um seinen Finger. Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren
Flüstern. »Sie hier zu haben ... so ... haben Sie eine Ahnung, was das in einem
Mann wie mir auslöst?«
    »Die Beine
schlafen Ihnen ein, wie?«, wagte Gwendolyn zu bemerken.
    Er war eine
Weile lang ganz still, dann brach er in verrostetes Gelächter aus. Lachend
packte er sie und schritt zum Bett. Er legte sie nicht hin, sondern warf sie
eher auf die Matratze. Sie verkroch sich am Kopfende, weil sie glaubte, er
habe vor, ihr zu folgen.
    Stattdessen
sank er neben sie hin, spreizte seine Handflächen gegen das Kopfende und
klemmte sie zwischen seine Arme. »Essen Sie, Gwendolyn Wilder«, befahl er, das
Gesicht ganz nah an ihrem, »denn wenn Sie nicht jeden Bissen auf dem Tablett
aufessen, komme ich mit Tuppers Haggis zurück. Und dann werden Sie bereuen,
dass Sie sich nicht für meine verdammten Küsse entschieden haben!«
    Eine
Sekunde später war er fort. Und Gwendolyn fragte sich, ob es ihr nicht jetzt
schon Leid tat.

12
    Der nächste Tag brach drückend schwer
an. Gwendolyn aß unter Tuppers Aufsicht pflichtbewusst jeden Bissen, obwohl
ihr das Essen wie Sägespäne schmeckte. Sie war sich nicht sicher, ob ihr
umzingeltes Herz einem weiteren Mitternachtsbesuch des Drachen standhalten
konnte.
    Selbst
Tupper schien an diesem endlos langen Tag etwas zerstreut. Statt wie üblich zu
schwatzen, verbrachte er die meiste Zeit damit, sehnsüchtig zur Tür zu starren,
als sei er der Gefangene. Nachdem sie eine Waldschnepfe und eine Schale
erlesener Eidechsen heruntergewürgt hatte, warf sie Tupper raus. Sie zog es
vor, lieber früh zu Bett zu gehen, als sich einem weiteren seiner bemühten
Konversationsversuche auszusetzen.
    Sie war vom
Tisch aufgestanden, um die letzte Kerze auszublasen, als sich die ersten
Klänge des Dudelsacks durch das Gitter woben. Fröstelnd kletterte sie ins Bett
und lehnte sich mit angezogenen Knien an die Kopfleiste. Obwohl sie wusste,
dass die Finger des Spielmanns nur zu menschlich waren, beschwor das Wehklagen
in ihr Geister der Trauer und des Bedauerns herauf.
    Ein paar
versonnene Minuten lang erlaubte ihr die ungeschliffene Schönheit der Musik,
den Drachen zu vergessen und an einen langen, sehnigen Jungen zu denken, dem
unbezähmbare
Locken in die smaragdgrünen Augen fielen. Diese Burg war sein Zuhause gewesen,
und hätte nicht jemand

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