Verzaubertes Verlangen
der Fotografin , entgegensehen.«
Er nickte. »Ja, ich glaube, ich habe etwas in dieser Richtung gesagt.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, Sir, aber ich muss Sie fragen, warum im Namen von allem, das heilig ist, Sie etwas so Unüberlegtes und Hirnverbranntes getan haben? Ganz ehrlich, was haben Sie sich nur dabei gedacht?«
Er musterte sie einen Moment lang. Dann kam er mit wenigen ausholenden Schritten durchs Zimmer und baute sich vor dem Schreibtisch auf, so dass er einschüchternd über ihr aufragte.
»Ich habe mir dabei gedacht, Mrs. Jones, dass Sie mein Leben bedeutend komplizierter gemacht haben und sich nebenbei höchstwahrscheinlich in Lebensgefahr gebracht haben. Das habe ich mir dabei gedacht.«
Sie sank gegen die Rückenlehne des Schreibtischsessels. »Ich verstehe nicht.«
»Was verstehen Sie nicht: Das Wort kompliziert oder das Wort Lebensgefahr ?«
Das Blut schoss ihr in die Wangen. »Ich verstehe die Bedeutung des Wortes kompliziert nur zu gut, besonders in diesem Zusammenhang.«
»Ausgezeichnet. Wir machen Fortschritte.«
Sie runzelte die Stirn. »Was meinten Sie damit, dass ich mich in Lebensgefahr befände?«
»Jener Aspekt der Sache ist ebenfalls recht kompliziert.«
Sie legte ihre zitternden Hände auf die Schreibtischunterlage. »Vielleicht wären Sie so freundlich, es mir zu erklären, Sir.«
Er atmete tief durch, drehte sich um und ging zurück zum Fenster. »Ich werde es versuchen, aber es ist eine lange Geschichte.«
»Ich schlage vor, dass Sie ohne Umschweife zum Kern der Sache kommen.«
Er blieb stehen und schaute hinaus in den winzigen Garten. »Erinnern Sie sich an die Nacht, als Sie Arcane House durch den Geheimtunnel verlassen haben?«
»Ein solches Erlebnis vergisst man nur schwer.« Ihr kam ein Gedanke. »Was mich, da Sie offensichtlich noch am Leben sind, zu der Frage bringt, wessen Leiche es war, die man im Museum gefunden hat? Die Leiche, die von der Haushälterin und dem Gärtner als Gabriel Jones identifiziert wurde.«
»Es war einer der Einbrecher, die Sie in jener Nacht im Wald erspäht hatten. Ich muss mit Bedauern berichten, dass der zweite Mann flüchten konnte, auch wenn es ihm nicht gelungen ist, sich des Gegenstands zu bemächtigen, den er und sein Spießgeselle stehlen wollten. Besagter Gegenstand ist nämlich recht schwer. Es hätte zwei Männer gebraucht, um ihn zu tragen.«
»Der Artikel in der Zeitung erwähnte, dass es im Museum ein Unglück gegeben hätte«, sagte sie. »Irgendeine schwere Antiquität aus Stein sei angeblich auf das tragische Opfer gefallen, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Ja, ich glaube, so lautete die Meldung.«
»Ich verstehe nicht. Warum hat Willard den toten Einbrecher als Sie identifiziert?«
»Die Bediensteten von Arcane House sind bestens unterwiesen«, antwortete Gabriel ausdruckslos. »Und werden sehr gut bezahlt.«
Die Bediensteten hatten gelogen, erkannte sie. Abermals lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Ihr war, als watete sie tiefer und tiefer in ein sehr dunkles, tückisches Gewässer. Sie wollte wirklich nicht mehr über die Geheimnisse der Arcane Society hören. Doch ihrer Erfahrung nach zog selige Unkenntnis eines möglichen Problems meist eine Vielzahl unangenehmer Konsequenzen nach sich.
»Kann ich davon ausgehen, dass es kein Feuer gegeben hat und dass auch keine Stücke der Sammlung zerstört wurden?« , fragte sie.
»Es gab kein Feuer und alle Stücke der Sammlung befinden sich in bestem Zustand, allerdings wurden viele zur Sicherheit in die Krypta gebracht.«
»Was wollten Sie denn damit erreichen, in der Presse zu verbreiten, Sie wären umgekommen?«, fragte sie.
»Die Absicht war, uns etwas Zeit zu erkaufen und den Schurken, der diese beiden Männer nach Arcane House geschickt hatte, zu verwirren. Das ist eine altbewährte Strategie.«
»Ich hätte gedacht, es sei Aufgabe der Polizei, Schurken zu fangen.«
Er wandte seinen Kopf um und schenkte ihr ein rätselhaftes Lächeln. »Sie wissen doch inzwischen sicher genug über die Eigentümlichkeiten der Arcane Society, um zu verstehen, dass den Mitgliedern nichts ferner läge, als die Polizei in Angelegenheiten der Gesellschaft zu verwickeln. Den Schurken ausfindig zu machen, ist meine Aufgabe.«
»Warum hat die Gesellschaft gerade Sie mit dieser Aufgabe betraut?«, fragte sie argwöhnisch.
Sein Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. »Man könnte sagen, dass ich das Problem geerbt habe.«
»Ich verstehe nicht.«
»Glauben Sie
Weitere Kostenlose Bücher