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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sich Tavig zuwandte, ertappte sie ihn bei einem Blick auf seinen Cousin, der deutlich machte, dass auch er dieser Meinung war.
    Tavig legte behutsam eine Hand auf ihre schmerzende Wange. »Du bist viel übler zugerichtet als ich«, murmelte Moira und rang sich ein kleines Lächeln ab.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist«, erwiderte er.
    »Ihr beide solltet eure Wunden versorgen lassen«, erklärte die krumme Annie resolut. Sie stand auf, nahm Tavig am Arm und zog ihn zum Tisch.
    »Was ist mit Sir Bearnard?«, fragte Moira, während sie den beiden folgte. »Er fängt an, sich zu bewegen.«
    »Offenbar habe ich ihn nicht so schwer getroffen, wie ich dachte«, meinte Mungan und warf einen finsteren Blick auf Bearnard, bevor er sich auf seinem Stuhl niederließ. Una setzte sich neben ihn. »Angus«, rief er einem seiner Leute zu. »Ich glaube, Robertson sollte eine Weile an einem sicheren Ort verwahrt werden.«
    »Auch meine Wunden müssen versorgt werden«, schrie Bearnard schmerzerfüllt. »Nicol, warum stehst du bei unserem Feind?«
    Nicol zuckte nur die Schultern und setzte sich neben Una. »Er ist jetzt mein Verwandter, nicht mein Feind.«
    »Verräter!«, kreischte Bearnard, als ihn zwei von Mungans Männern aus der Großen Halle schleiften. »Ihr Verräter! Dafür werdet ihr mir büßen! Verflucht noch mal, Nicol, ich bin dein Vater!«
    Er überhäufte alle mit wüsten Drohungen und Beschimpfungen und wehrte sich so heftig, dass es den Männern nicht gelang, ihn wegzuschaffen. Nicol, Tavig und Mungan betrachteten die Szene so finster, dass Moira befürchtete, der Streit würde wieder aufflackern. Sie hoffte nur, dass die eifrigen Bemühungen der krummen Annie Tavig auf seinem Platz halten würden. Bearnard mochte ein gebrochenes Handgelenk haben, doch er hatte bereits unter Beweis gestellt, zu welchen schändlichen Taten er fähig war.
    Als sie befürchtete, Tavig würde sich gleich erneut auf den Kerl stürzen, erhob sich Mungan, schlenderte gemächlich zu Bearnard und begann, leise auf ihn einzureden. Bearnard wurde aschfahl, und sein Kampfgeist verließ ihn. Als ihn seine Bewacher nun aus der Halle schleiften, blieb er stumm, und sein erschrockener Blick haftete auf Mungan, bis die Tür der Großen Halle hinter ihm zufiel. Mungan kehrte leise pfeifend zum Tisch zurück. Er gab Una einen kleinen Kuss, dann setzte er sich wieder auf seinen Platz.
    »Was hast du zu ihm gesagt?«, wollte Tavig wissen. Er schickte Annie, die sich noch immer an seinen Wunden zu schaffen machte, weg. »Es reicht, meine Gute«, meinte er. »Mir geht es wieder recht gut. Mungan, du hast etwas zu dem Hundesohn gesagt, das ihm alle Kräfte raubte. Ich bin neugierig, spann uns nicht so auf die Folter.«
    »Aye, ich würde es auch gern wissen«, meinte Una und strahlte ihren Gemahl bewundernd an.
    Mungan lächelte. »Als Erstes gab ich ihm zu bedenken, dass sich niemand empören würde, wenn er einfach verschwände. Das war zwar nur eine Vermutung, doch ganz offenkundig hat er es für möglich gehalten. Ich erwähnte, dass mein Gedächtnis nicht besonders gut ist und ich gelegentlich tatsächlich vergessen habe, dass in meinem Verlies noch ein Gefangener schmorte. Dann erklärte ich ihm, viel Lärm, wie er ihn gerade gemacht hatte, bereite mir üble Kopfschmerzen, und dann weiß ich oft nicht, was ich tue. Ich bekundete mein tiefes Bedauern über diejenigen, die meinen Aussetzern schon zum Opfer fielen. Offenkundig fand Sir Bearnard meine Geschichten ein wenig beunruhigend.«
    »Aye, darauf würde ich wetten«, murmelte Tavig. »Aber er wird dich sicher durchschauen, wenn ihm nichts passiert.«
    »Nun, ich werde ihm nicht erlauben, mich zu durchschauen. So richtig wehtun werde ich dem Mistkerl nicht, aber an meinen Geschichten wird er nicht zweifeln.« Er tätschelte Unas Hand. »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe, er wird lebendig davonreiten, aber er wird nie wieder die Faust ballen, wie er es bisher getan hat.«
    »Wie willst du das bewerkstelligen?«, fragte Una. »Er war sein ganzes Leben lang gewalttätig.«
    »Liegt es ihm im Blut?«, fragte Mungan und beäugte Nicol ein wenig misstrauisch.
    »Nay, das glaube ich nicht.« Una verzog das Gesicht und sah Nicol fragend an. »Was meinst du?«
    »Nein«, pflichtete Nicol ihr bei. »Unsere Verwandten haben mir immer gesagt, unser Vater sei der Einzige, der sich so aufführt. Offenbar hat er schon recht früh gelernt, dass er den Leuten Angst machen kann, und das hat ihm gefallen. Sein

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