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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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ins Wasser gefallen seid?«
    »Das waren der Sturm und eine morsche Reling. Der Kapitän sollte öffentlich ausgepeitscht werden dafür, dass er sich so wenig um die Wartung seines Schiffes kümmert.«
    »Es war jedenfalls das Schicksal, das mich dazu gebracht hat, nach Euch ins Wasser zu springen und zu versuchen, Euch zu retten.«
    »Das war Wahnsinn, der blanke Wahnsinn; idiotischer Edelmut, der schon so manchen Mann ins Grab gebracht hat.«
    Er drehte sich um und grinste. »Edelmut? Danke für das Kompliment.«
    »Ihr dankt mir dafür, dass ich Euch des Wahnsinns bezichtige?«
    »Aber Ihr habt mich auch edelmütig genannt.«
    »Beides lässt auf mangelnden Verstand schließen, finde ich.« Sie schüttelte den Kopf, als er ihr nur zuzwinkerte und sich wieder in Bewegung setzte, wobei er sie mit sanfter Hand mitzog.
    »Während ich darauf wartete, dass Ihr Euch von Eurem kleinen Schwimmausflug erholtet, erkannte ich, dass unsere Leben verknüpft sind. Ich habe Euch betrachtet, wie Ihr auf dem Strand lagt, und als ich mich um Euch gekümmert habe, sah ich plötzlich alles ganz klar.«
    »Klar? Ich habe Wasser hochgewürgt, ich war mit Sand und mit durchweichten Lumpen bedeckt und habe heftig geflucht. Das war bestimmt kein Anblick, um in einem Mann Hochzeitsgedanken zu wecken. Ich war ein jämmerliches, tropfnasses Häuflein Elend. Mehr könnt Ihr nicht gesehen haben.«
    »Nay, ich habe weitaus mehr gesehen. Das ist mein Fluch«, murmelte er.
    Sie runzelte die Stirn. »Versucht Ihr, mir zu verstehen zu geben, dass Ihr hellsichtig seid?«
    »Nein, richtig hellsehen kann ich nicht. Ich habe keine Erscheinungen, wenn Ihr das meint.« Er starrte auf den Boden, denn er wollte ihr nicht ins Gesicht sehen, während er seine seltsame Gabe eingestand. »Aber ich weiß bestimmte Dinge. Manchmal bin ich mir einfach sicher, welche Dinge in meinem Leben und auch im Leben anderer geschehen werden. Als ich Euch aufs Deck kommen sah, war ich mir sicher, dass das großen Ärger bedeutete. Ich war mir sicher, dass Ihr Euch nicht an die Reling lehnen solltet und dass die Reling bersten würde.«
    »Das hätte doch aber auch der reine Zufall sein können, eine Vermutung oder ein Verdacht.«
    »Es war weitaus stärker. Ich kann Dinge in meinem Kopf sehen, aber es sind, wie gesagt, keine richtigen Erscheinungen. Es sind eher nur Bilder, geboren aus der Gewissheit, die mich plötzlich überfällt und nicht mehr loslässt. An jenem Tag, an dem sich die Morde ereigneten, die mir angelastet werden, wusste ich, dass meinen Freunden Unheil drohte. Ich stürmte zu ihnen, um sie zu warnen, doch schon auf dem Weg dorthin wusste ich, dass ich zu spät kommen würde. Ich sah sie tot. Vor meinem inneren Auge sah ich sie ermordet daliegen. Ich habe nie die Zeit, das Schicksal in andere Bahnen zu lenken, doch diesmal hat mich meine Ahnung immerhin davor bewahrt, meinem Cousin geradewegs in die Falle zu laufen.«
    Moira wusste nicht recht, was sie von seinem Geständnis halten sollte. Im Grunde lehnte sie die Vorstellung ab, dass man solche Ahnungen haben konnte, doch andererseits hielt sie es durchaus für möglich; schließlich hatte sie selbst eine sonderbare Gabe, warum also nicht auch er? Doch das eine wusste sie: Seine Gabe gefiel ihr ganz und gar nicht, egal, ob er sie nun tatsächlich besaß oder sie sich nur einbildete.
    »Wenn das stimmt, und Ihr wirklich nicht scherzt, wenn Ihr von Hochzeit redet, habt Ihr mir soeben einen weiteren triftigen Grund geliefert, nicht Eure Braut zu werden. Abgesehen davon, dass Ihr zum Tod durch den Strang verurteilt seid, natürlich«, fügte sie hinzu.
    Tavig blieb stehen und musterte sie gekränkt. Wie so viele andere lehnte also auch sie seine seltsame Gabe ab. »Ihr habt Angst.«
    »Nein. Angst und ob ich Euch glaube oder nicht hat wenig damit zu tun. Seht mich doch an.« Sie deutete auf ihren Kopf. »Habt Ihr nicht gesehen, welche Farbe meine Haare haben? Sie sind rot.«
    »Aye, ein herrliches Rot. Leuchtend rot, aber nicht zu grell.« Er trat näher und fuhr mit der Hand über ihren langen, dicken Zopf. »Ein seidener Vorhang aus Feuer. Warm, weich und in einem Ton, der Euch wirklich ausgezeichnet steht.«
    Sie war berührt von seinem Kompliment und angenehm erregt durch seine Nähe, bemühte sich jedoch, beim Thema zu bleiben. »Wisst Ihr denn nicht, was man über rote Haare sagt? Sie weisen auf ein heißblütiges, aufbrausendes Gemüt hin. Es heißt, dass Judas rote Haare hatte, und Rot gilt als

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