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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sie es versuchte, lief sie Gefahr, dass Tavig ihre seltsame Gabe entdeckte. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie nach einer solchen Heilung vollkommen erschöpft und geschwächt war. Falls Tavig also nicht erriet, dass sie mit ihren Händen heilen konnte, würde er zumindest äußerst begierig sein zu erfahren, warum ihre Füße zwar sehr viel besser aussahen, sie jedoch kaum einen Schritt mehr tun konnte.
    Moira schüttelte den Kopf, als sie zum Lager zurückkam und feststellte, dass Tavig ihren Unterschlupf bereits abgebaut und angefangen hatte, ein Frühstück zuzubereiten. Wenn sie doch nur mehr über ihre seltsame Fähigkeit wüsste! Vielleicht würde sie dann auch nicht mehr so viel Angst haben, dass es andere herausfinden könnten. Aber leider war ihre Gabe ihr selbst ein ziemliches Rätsel und jagte ihr manchmal sogar Angst ein, es war also kein Wunder, dass andere darüber erschraken. Obwohl auch Tavig mit einer Gabe geschlagen war, die viele Menschen für Teufelswerk hielten, konnte sie sich durchaus vorstellen, dass ihm ihre Gabe Angst machen würde. Ihr wurde klar, dass sie ihm auch deshalb ihr Geheimnis nicht anvertrauen wollte, weil sie befürchtete, dass sich dann ein wachsamer Blick bei ihm einschleichen würde. Schon bei dem Gedanken, er könnte sich von ihr entfernen und sie meiden, graute es ihr.
    »Aber, aber, meine Liebe, seid Ihr etwa noch immer verdrossen, weil ich Euch einen winzig kleinen Morgenkuss gegeben habe?«, fragte er, als sie sich zu ihm ans Feuer gesellte.
    »Nay, auch wenn mir schleierhaft ist, wie Ihr das, was Ihr getan habt, als winzig kleinen Morgenkuss bezeichnen könnt. Und dabei noch wie das reinste Unschuldslamm wirkt.«
    »Ihr haltet mich also für ein Unschuldslamm?«
    »Witzbold. Ihr wisst ganz genau, was ich von Euch halte. Ich habe nur gesagt, Ihr wirkt wie eins.« Sie nahm die Hafergrütze entgegen, die er ihr reichte, und murmelte: »Danke, Schuft.«
    »Eure Meinung von mir schwankt schwindelerregend.«
    »Und Ihr seid eitel, wenn Ihr glaubt, dass ich mir die Mühe gebe, mir überhaupt eine Meinung von Euch zu bilden.«
    Er kicherte, und Moira musste grinsen. Sie war überrascht, wie rasch sie wieder zu der Schlagfertigkeit zurückgefunden hatte, die ihren Vormund immer so wütend gemacht hatte. Das, was ihr Vater stets liebevoll als ihr Temperament bezeichnet hatte, war also nicht völlig abgestorben, es hatte sich nur zurückgezogen und war verstummt. Auch wenn sie nicht überrascht war, dass Bearnard es ihr nicht aus dem Leib geprügelt hatte, obwohl sie es manchmal befürchtet hatte, staunte sie doch, wie schnell es wieder zutage getreten war.
    Während sie die Schüsseln säuberte und verstaute, beschloss sie, dass sich ihr wiedergekehrtes Temperament angenehm anfühlte. Ihre momentane Lage barg zwar Gefahren und Unannehmlichkeiten, doch sie hatte sich noch nie so frei, ja fast fröhlich gefühlt. Es würde nicht leicht sein, zu einem Leben mit Sir Bearnard zurückzukehren. Schon allein bei dem Gedanken daran erzitterte sie angstvoll.
    Sie blickte rasch auf Tavig, der gerade das Feuer löschte. Wahrscheinlich war es besser, nicht zu oft über Sir Bearnard nachzudenken, denn sonst würde sie immer empfänglicher für Tavigs Gerede, das Schicksal walten zu lassen und ihn zu heiraten. Ihr Leben bei den Robertsons war so trist, dass sie Gefahr lief, all die guten Gründe, sich von Tavig fernzuhalten und nicht nach dem zu greifen, was er ihr anbot, über Bord zu werfen. Jetzt, nachdem sie erfahren hatte, wie viel besser es ihr ging, wenn der Schatten von Bearnards schwerer Faust nicht mehr über ihr schwebte, würde es ein Leichtes sein, jeglichen gesunden Menschenverstand beiseitezuschieben und bei Tavig zu bleiben. Sie nahm sich fest vor, sich ab sofort weitaus häufiger daran zu erinnern, warum es gefährlich war, eine Partnerschaft mit Tavig in Erwägung zu ziehen.
    Doch in der kurzen Zeit, in der sie mit ihm zusammen war, wollte sie ihre wiedergefundene Freiheit in vollen Zügen genießen. Sie wusste nur zu gut, dass sie sie danach vielleicht nie mehr kosten durfte. Tavig hatte wahrscheinlich keine Ahnung, welches Geschenk er ihr machte, aber sie war ihm sehr dankbar.
    »Seid Ihr bereit, Mädchen?«, fragte er und schulterte den Beutel mit ihren Vorräten.
    »Aye.« Sie seufzte ein bisschen theatralisch, als sie ihm folgte. »Zu schade, dass wir keinen kürzeren Weg finden oder das Fliegen lernen können. Ich nehme an, Ihr habt keinen Cousin, der ein bisschen

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