Verzehrende Sehnsucht
ich, dass das Gesinde ganz froh ist, mich mal für eine Weile los zu sein."
"Schlüsselgewalt kann manchmal ganz schön lästig sein", stimmte er zu. "Und das Wetter in den letzten Tagen war in der Tat grässlich."
"Ich dachte immer, die Waliser sind an Regen gewöhnt", entgegnete sie. Ihr Lächeln bezauberte ihn. Ihm war, als wenn hinter einer Sturmwolke die Sonne hervorträte – so lieblich und freundlich war ihr Lächeln.
"Wir mögen daran gewöhnt sein, Mylady. Und die sonnigen ungetrübten Tage sind in Wales in der Tat seltener als hier zu Lande. Aber das bedeutet auch, dass wir sonnige Tage mehr zu schätzen wissen. Ich versichere Ihnen, dass ich den heutigen Tag in vollen Zügen genießen werde."
"Ihr Pferd scheint ein wenig unruhig zu sein, Sir Blaidd."
Blaidd streichelte Aderyn Dus kräftigen Hals. "Ja, da habt Ihr Recht. Er braucht einen guten Galopp, um wieder ausgeglichen zu sein."
Sie legte den Kopf ein wenig schief. Ihr Lächeln wurde wehmütig. "Wenn Ihr mit Laelia ausreitet, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass Ihr galoppieren werdet."
"Das habe ich schon gehört. Ich hoffe, später noch Gelegenheit dazu zu haben."
Sie nickte und betrachtete wieder sein Pferd. "Das ist wirklich ein sehr schönes Tier, Sir Blaidd. Darf ich?" fragte sie. Als er nickte, ging sie auf Aderyn Du zu und streichelte ihm die Nüstern.
"Er hat mich ein kleines Vermögen gekostet, das gebe ich gern zu, aber er ist es wert", sagte Blaidd voller Besitzerstolz.
Aderyn Du ließ sich normalerweise nicht von Fremden berühren, aber Beccas anmutiges Streicheln genoss er mit vollkommener Ruhe. Währenddessen starrte Blaidd wie gebannt auf Lady Rebeccas schlanke behandschuhte Finger, die vorsichtig und einfühlsam über den weichen Kopf des Pferdes fuhren.
"Wie heißt er denn?"
Blaidd richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Beccas wache leuchtende Augen. "Aderyn Du."
"Das ist Walisisch, nicht wahr?"
"Ja. Es bedeutet schwarzer Vogel. Weil man den Eindruck hat, er würde fliegen, wenn man auf ihm reitet. Versteht Ihr?"
Sie lachte und klang fröhlich. Blaidd fand ihr Lachen sogar noch schöner als ihre Augen. "Das passt zu ihm." Sie deutete nickend auf ihr Pferd. "Das ist Claudia. Ich habe ihr diesen Allerweltsnamen nicht gegeben", beeilte sie sich zu erklären, als befürchtete sie, dass Blaidd sie für geschmacklos halten könnte. "Sie ist auch sehr schnell."
"Welchen Namen hättet Ihr Eurer Stute denn gegeben?"
Lady Rebecca dachte einen Moment nach. Sie runzelte die Stirn, als sie sich konzentrierte, und schürzte die vollen Lippen. Einen Moment später erhellte ein strahlendes Lächeln ihr Antlitz, und ihre Augen leuchteten. "Firebrand."
Ach du lieber Himmel, dachte Blaidd, wenn sie mich so anlächelt, so erfreut und glücklich, dann möchte ich sie sofort wieder in die Arme ziehen und küssen, bis keiner von uns beiden mehr Luft zum Atmen hat.
"Pünktlich an Ort und Stelle!" ertönte plötzlich eine Stimme.
Blaidd wurde so abrupt aus seinen Träumen gerissen, dass er sich einbildete, er hätte Becca tatsächlich hier auf dem Hof geküsst. Er drehte sich um und erblickte Lord Throckton, der die Stufen von der Halle hinunterlief. Der Mann trug eines seiner üblichen kostbaren Gewänder, das offensichtlich mit Wolfspelz gefüttert war.
Blaidd überspielte sein Unbehagen mit einem Lächeln. "Ich habe gerade Eure Festung bewundert."
Lord Throckton bedeutete dem Stallknecht, der die Zügel des braunen Wallachs hielt, zu ihm zu kommen. Dann schaute er hoch zur Burgmauer. "Wir sind noch nicht ganz fertig. Aber ich habe einfach nicht genügend Geld, um alles auf einmal fertig zu stellen. Nicht bei den Steuern dieses Jahr, nicht wahr? Ich bin sicher, dass Eurem Vater die Steuererhöhung ebenfalls zu schaffen macht. Ist es nicht so?"
"Ja", antwortete Blaidd ehrlich.
"Mehr Geld für die Krone. Weniger für mich. Also muss ich bis zum nächsten Jahr warten, um das Seitentor und auch einige der Zinnen auf der Mauer wieder in Stand setzen zu lassen. Das ist zwar schade, aber was soll man machen?"
Blaidd zuckte mit den Schultern. Es freute ihn merkwürdigerweise, dass der Mann nicht so reich war, wie er zuerst vermutet hatte. Seltsam!
"Laelia wird gleich hier sein", verkündete Lord Throckton. Er zwinkerte Blaidd zu. "Ihr wisst ja, wie Frauen so sind."
Einige Frauen, dachte Blaidd bei sich, als er entdeckte, dass Lady Rebecca wortlos auf das Tor zuging und ihren Vater keines Blickes würdigte.
"Wo ist Euer Knappe? Will
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