Verzeihung, sind Sie mein Koerper
vonstatten gegangen. Die Mutter hatte nur Augen für den Krebs und er nur für sie. Ich forderte den Repräsentanten der Krankheit auf, sich langsam und kontinuierlich der Mutter zu nähern. Mutter und Krebs strahlten sich gegenseitig an und sanken sich schlieÃlich in die Arme.
Ich versuchte noch mittels der kataleptischen Hand herauszufinden, ob der Krebs für jemand anderen stand. Aber nein â es war der Krebs höchstpersönlich, um den es für die Mutter ging.
Das war für die Tochter eine schwere Nachricht. Und doch konnte sie ab diesem Augenblick die Mutter anders begleiten. Sie starb bald in groÃem Frieden.
Man kann die Botschaft einer solchen Aufstellung im Nachgespräch abmildern und das Ganze als eine mögliche Tendenz der Mutter, sich mit ihrer Krankheit gut zu arrangieren, auffassen. In diesem Fall aber »wussten« es alle. Hier stand die Wahrheit der Mutter ungeschminkt im Raum. In so einem Fall ist es angebracht, der Sicht der Tochter zu folgen und sie dort zu unterstützen, wo sie es braucht, für welchen Weg der Betrachtung auch immer sie sich entscheidet. Die Tochter erkannte in der Aufstellung die Wahrheit ihrer Mutter und richtete sich danach. Aufstellungen enthalten keine Todesurteile, sondern zeigen Tendenzen auf. Wie diese Tendenzen sich im Leben der Menschen, um die es geht, gestalten werden, bleibt ihr Geheimnis. Und so soll es auch betrachtet und vermittelt werden.
Schwangerschaften und Aufstellungen
Immer wieder kommen Frauen in meine Praxis, die sich ein Kind wünschen und nicht schwanger werden. In den dazugehörigen Aufstellungen werden Familientraumata und Blockaden gelöst. Einige der Frauen sagen im Nachhinein, dass die
Aufstellung ihre nachfolgende Schwangerschaft ausgelöst hat, viele andere bekommen kein Kind. Natürlich empfangen Frauen leichter, wenn die Seele Last abwirft und ihr Körper entspannt und freier ist. Aber das ist, nach meinen bisherigen Erfahrungen, kein Gesetz, eher ein wohlwollender Zufall. Die Frauen, die kein Kind bekommen, nehmen Informationen über ihre weiblichen Ahnen und ihre eigene Weiblichkeit aus der Aufstellung mit, und diese Informationen sind sehr kostbar.
»Ich mache ein Mädchen aus mir«
Frau E. kam in meine Gruppe mit einer linksseitigen Nervenentzündung, die von der Schulter bis in die linke Zehe reichte und trotz guter ärztlicher Betreuung immer wieder aufflammte. Im Vorgespräch wurde klar, dass sie als Mädchen unwillkommen war in ihrer Familie, die sich einen Buben als Nachfolger im Familienunternehmen gewünscht hätte. Frau E. ist eine feminine Frau und sie führt inzwischen mit sehr gutem Erfolg das Unternehmen. Trotzdem finden sich noch Spuren ihres schwierigen »Starts« in diesem System. Sie kämpft nach wie vor gegen das Phantom an, ein Bub sein zu müssen. Die immer wieder auftauchenden körperlichen Störungen an der linken Seite bestätigen diese Tatsache. (Siehe Liste der Körperzuordnungen im Anhang.)
Frau E. hat jahrelange Erfahrung mit Aufstellungen, sie ist sozusagen eine »professionelle Klientin«. Daher mutete ich ihr zu, mit ihr ein neues Format auszuprobieren. Sie stimmte zu und stellte wie folgt:
â Fokus,
â das an die Krankheit gebundene Körperbewusstsein, kurz: das gebundene Bewusstsein,
â das freie Bewusstsein, das sich von den Einengungen des
Lebens wenig beeinträchtigen lässt.
Â
Es interessierte mich, wie das gebundene und das freie Bewusstsein agieren, wenn der Fokus erst später hinzukommt, sie sich also ohne das »Ich« der Klientin begegnen. Welche Möglichkeiten wird andererseits das »Ich« wahrnehmen, wenn es auf die Bühne tritt. Wird es imstande sein, den Weg in Richtung Heilung einzuschlagen? Und welche Unterstützung wird es von den beiden Bewusstseinsebenen bekommen?
Zu Beginn der Aufstellung fühlt sich das gebundene Bewusstsein verkrampft, wie in sich hinein verdreht und sehr unsicher, das freie Bewusstsein sehnt sich aus dem Fenster hinaus, möchte fliegen.
Nun kommt der Fokus hinzu. Das gebundene Bewusstsein entspannt sich etwas und das freie Bewusstsein wendet sich dem Zimmer zu. Die beiden treten in einen ersten Kontakt miteinander.
Es wird deutlich, ohne Fokus, also ohne Ich-Kern, nützt alle Freiheit des Geistes nichts und der Körper ist seinen »Zuständen« hilflos ausgeliefert. Wir müssen »Ich« sagen, wenn wir fruchtbaren
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