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Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Titel: Verzeihung, sind Sie mein Koerper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christl Lieben
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auf, öffnen sich zueinander hin und die Hand gibt dem Fuß dabei das Gefühl, einen Boden nicht nur zu berühren, sondern ihm auch zu begegnen. Vielleicht ist das für Ihren Fuß eine sehr neue und wichtige Erfahrung. Anschließend stellen Sie Ihren linken Fuß wieder auf den Boden zurück und stehen auf.
    Nehmen Sie sich Zeit, zu spüren. Was unterscheidet den linken Fuß in seinem Bodenkontakt vom rechten Fuß? Steht er fester, sicherer, weicher, wirkt er größer, schwerer oder leichter? Wie kommt Ihnen der Boden unter diesem Fuß entgegen? Wie reagiert das dazugehörige Bein und die ganze linke Körperseite hinauf bis zur Schulter? Wie bewegt sich der Atem auf dieser Seite im Unterschied zu rechts? Sie werden die Unterschiede deutlich wahrnehmen und langsam begreifen, dass eine kleine, aber wahrhaftig gemeinte Aufmerksamkeit und Zuwendung vom Körper sofort umfassend positiv beantwortet wird. So sehr ist unser Körperbewusstsein bereit, uns entgegenzukommen und mit uns freundlich zu kommunizieren. Macht das Mut? Sie behandeln jetzt auf die gleiche Weise den rechten Fuß und stehen dann schlussendlich mit beiden Füßen und Beinen auf dem Boden – Ihres Lebens.

    Je bereiter wir sind, diesen Boden anzunehmen, umso mehr haben wir Kontakt zur konkreten Realität des Alltags und den Gesetzmäßigkeiten der Materie. Damit verlangsamen wir automatisch unser Tun, denn die Materie ist um einiges langsamer als der Geist. Und, wie wir wissen, nur im Zusammenspiel der beiden Pole ist das Leben ein fruchtbarer Weg.
    Wir gehen jetzt weiter zur nächsten Übung. Über beide Füße haben Sie Bodenkontakt bekommen.
    Sie stehen hüftbreit und spüren beide Fersen, Fußgewölbe, Zehen und Zehenballen in unterschiedlichem Kontakt mit dem Boden. Vielleicht bekommen Sie eine Ahnung davon, wie unterschiedlich und vielgestaltig Sie Ihrer Umwelt begegnen können.
    Sie verbinden sich für den Augenblick mit den Fersen und gehen von da mental die Beine hoch bis zum Kreuzbein, dieser wunderbaren Skulptur aus zusammengewachsenen Wirbeln am Ende der Wirbelsäule. In den großen Fersenknochen und dem Kreuzbein, wie auch im ganzen Beckengürtel einschließlich der Lendenwirbelsäule wohnt die gleiche Kraft. Es ist die Kraft, die »Ja« sagt zum Leben. Eine vitale Grundkraft. Wieder betasten Sie diese Region mit Ihren Händen und beklopfen Ihr Kreuzbein mit lockeren Fäusten, damit es aufwacht. Anschließend streichen Sie sanft darüber, so wie Sie das schon kennen, um das Gewebe zu beruhigen. Nun spüren Sie, wie Sie stehen, und stellen innerlich die Verbindung der beiden Fersen mit dem Kreuzbein her. Der Bodenkontakt Ihrer Fußsohlen überträgt sich auf das Kreuzbein und schließt es mit ein. Spüren Sie, wie gut und sicher Sie aus Ihrer Tiefe getragen sind? Legen Sie nun kurz Ihre Hände auf Kreuzbein und Unterbauch. Der Raum zwischen Ihren Händen, der Bauchbeckenraum, stabilisiert und zentriert sich.
    Jetzt lassen Sie Ihren Kopf schwer werden, Sie lassen sich von ihm nach vorne ziehen. Sie beugen sich, die Arme baumeln
zu Boden und die Fingerspitzen versuchen ihn zu erreichen. Kurz bleiben Sie so, dann schicken Sie Kraft in die Fersen, indem Sie sie in den Boden drücken. Diese Kraft überträgt sich auf das Kreuzbein und Sie richten sich auf. Langsam, Wirbel für Wirbel wachsen Sie durch den Druck der Fersen gegen den Widerstand des Bodens und die Steuerung des Kreuzbeins in die Senkrechte, bis Sie in Ihrer vollen Höhe aufgerichtet stehen. Der Kopf ruht auf den Schultern, ganz leicht, denn die Stützarbeit leisten die Fersen und das Kreuzbein. Mit den Fersen trägt der ganze Fuß und mit dem Kreuzbein der ganze Beckengürtel. Wenn Sie so stehen, dann sollten Sie das Gefühl haben, dass das Gewicht Ihres Körpers in Erdnähe ist und es nach oben immer leichter und freier wird. In alter Gewohnheit kann es aber vorkommen, dass Sie mit dem Kopf die Schwere Ihres Körpers nach oben holen. Damit haben Sie die Körperverfassung, in der Sie bisher gelebt haben, wieder hergestellt. Genau das aber sollte nicht passieren. Sie können es daran erkennen, dass die Füße den Boden nur unklar berühren und der Atem sich im oberen Lungenraum bewegt. Sitzt das Gewicht unseres Bewusstseins zu hoch im Körper, dann rasen und hetzen wir dahin, wir überfliegen gewissermaßen die Realität unseres

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