Veyron Swift und das Juwel des Feuers
über von seinen Erlebnissen in der Menschenwelt. Wie ihn das Verschwinden von Floyd Ramer auf die Spur Elderwelts brachte, wie er Rashtons Romane als Wegweiser und Informationsquelle nutzte, wie er Kobolde auf einem Schrottplatz entdeckte und danach als Monster-Detektiv tätig wurde.
Nagamoto hörte sich alles geduldig an. Hie und da ergänzte er Wissenslücken durch ein paar Kommentare. Schließlich kam Veyron zu der Stelle, wo er von Professor Darings Schicksal erfuhr.
»Ihr Mentor wurde ermordet, daran besteht leider nicht der geringste Zweifel. Er wurde von einem glühend heißen Schwert erstochen, mitten durchs Herz. Das Sonderbare war nur, dass Daring sich nicht zur Wehr gesetzt hat. Dabei verfügte er durchaus über eine gleichartige magische Waffe wie Sie. Die ist übrigens spurlos verschwunden, aber ohne jeden Zweifel war sie nicht die Tatwaffe. Ich glaube auch nicht, dass Nemesis das Schwert gestohlen hat«, berichtete Veyron. Nagamoto schwieg lange. Tom konnte nicht erkennen, ob er wütend oder traurig war, oder ob er überhaupt etwas fühlte. Aber seine Augen schienen plötzlich um Jahrzehnte gealtert.
»Der Professor war ein meisterhafter Schwertkämpfer. Wenn er sich ohne Gegenwehr töten ließ, verfolgte er damit eine bestimmte Absicht. Aber Ihre Vermutung war, dass er mir eine Information zukommen ließ? Tatsächlich habe ich auf wichtige Nachrichten gewartet, sie jedoch niemals erhalten. Sie erwähnten bereits das Juwel des Feuers, genau darum ging es. Der Professor war dem Juwel auf der Spur, doch er kam nicht mehr dazu, mir mehr zu verraten. Über den Aufenthaltsort des Juwels weiß ich so viel wie Sie«, erwiderte er. Veyron machte ein enttäuschtes Gesicht. Er schnippte mit den Fingern.
»Natürlich: Der Brief! Es muss in dem Brief stehen!«
Rasch erzählte er Nagamoto von dem Briefumschlag, den er auf Darings Schreibtisch fand und heimlich einsteckte. Ein einfacher, weißer, aber sehr teurer Umschlag, darin ein Schreiben, dass Daring mit Zaubertinte verfasste.
»An wen war der Brief adressiert?«
»Es stand nur „ an die Weiße Königin “ darauf. Ist das Ihr Codename? Das frage ich mich nämlich schon seit dem Tag, als ich diese Anschrift las. Die Weiße Königin ist eine Schachfigur.«
Nagamoto lachte kurz und schüttelte den Kopf.
»Nein, aber wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Sie werden der „Weißen Königin“ schon bald selbst begegnen. Sie ist die Herrin der Talarin und Königin dieses Landes. Sie hat uns Faeringels Jäger geschickt und auch sonst sicherlich alles getan, um uns zu helfen. Sobald wir bei ihr sind, werden wir hoffentlich mehr über das Juwel des Feuers erfahren«, verkündete er mit feierlicher Stimme.
Tom war richtig aufgeregt. Die Wunder in diesem Land nehmen einfach kein Ende. Zuerst zeigt uns Elderwelt seine Schrecken und jetzt seine hellen Seiten. Ich fange an, mich hier richtig wohl zu fühlen , dachte er im Stillen. Er konnte sehen, dass auch Veyrons Begeisterung erneut erwachte, als er vom bevorstehenden Treffen mit der Königin der Elben erfuhr.
Es war später Nachmittag, als sie vor einem großen Wasserfall anhielten, der von hoch oben aus einer Felsspalte herunterfiel und den Weg in die Täler als reißender Gebirgsbach fortsetzte. Die Elben halfen den Reitern von den Pferden und gingen ganz nahe an die Felsen heran. Der Wasserfall donnerte vor ihren in die Tiefe, feiner Wasserstaub benetzte ihre Gesichter. Tom leckte sich über die Lippen. Wirklich erfrischend, eine wundervolle Wendung , dachte er vergnügt. Die Elben führten sie an den Felsen entlang, so dicht, dass sie fast in den Bach abzurutschen drohten. Geschickt schlüpften sie bei einer kleinen Nische im Gestein hinter die tosende Wasserwand. Nagamoto folgte als nächster, dann machten es ihm Veyron, Tom und Tamara nach.
Klitschnass fanden sie sich in einer mit schimmernden Lämpchen erhellten Höhle wieder. Die Elben führten sie tiefer hinein. Tom stellte fest, dass sie auf einem hölzernen Steg marschierten, neben ihnen rauschte ein tosender Bach in die Tiefen der Höhle. Der Wasserfall versorgte also gleich zwei reißende Gewässer. Es ging immer weiter hinunter und das Felsgestein veränderte sich mit jedem Meter. Zunächst war es nichts weiter als grauer Granit, der in der Dunkelheit schwarz erschien. Das Licht der Lampen (in denen keine Flammen loderten, sondern sie schienen mit leuchtenden Kristallen gefüllt zu sein) fiel auf Einschlüsse von Bergkristall. Es wurden
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