Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Veyron Swift und das Juwel des Feuers

Veyron Swift und das Juwel des Feuers

Titel: Veyron Swift und das Juwel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Fischer
Vom Netzwerk:
Gedanken zu hören bekam, das war ihm peinlich.
    »Wir Elben haben ein gutes Gehör. Ihr Menschen seid so furchtbar laut, selbst wenn ihr vorgebt leise zu sein. Den Lärm, den ihr im Wald gemacht habt, hat jeder Elbenjäger kilometerweit gegen den Wind vernommen. Aber falls du es wissen willst: Es war nicht meine Absicht dich zu belauschen. Es tut mir leid, falls du mich deshalb jetzt nicht magst«, sagte sie. Tom wurde vor Verlegenheit rot im Gesicht.
    »Ach was, nicht so schlimm. Ich hatte dich nur nicht gesehen und mich erschrocken«, brummte er. Imri lächelte entwaffnend.
    »Ihr Menschen seid nicht nur taub, sondern obendrein auch noch blind. Jetzt verstehe ich, warum ihr solchen Lärm macht. So nehmen euch wenigstens die anderen Wesen wahr, wenn ihr sie schon selbst nicht sehen könnt«, lachte sie und sprang von ihrem Ast herunter. Tom erschrak für einen Moment, aber Imri landete so weich und sanft, als würde sie nichts anderes machen, als aus unmöglichen Höhen herunterhüpfen.
    Tom war drauf und dran auf so viel Unverfrorenheit etwas zu erwidern, aber er war zu beschämt, als das ihm etwas Sinnvolles oder Schlagfertiges einfallen wollte.
    »Offenbar scheinen wir Schreihälse jedenfalls dein Interesse geweckt zu haben«, meinte er schließlich. Imri kam zu ihm, neigte den Kopf auf kecke Art leicht zur Seite.
    »Dich finde ich wirklich interessant, du bist nämlich nicht so wie die anderen«, sagte sie. Tom war sprachlos und fragte sich im Stillen, wie sie das wohl meinte. Sie schien seine Gedanken zu erraten.
    »Es ist die Aura, die dich umgibt. Sie leuchtet hell, so hell und stark, wie ich es noch bei keinem Menschen gesehen habe. Keiner von deinen Freunden besaß eine solche Aura«, erklärte sie. Tom ging ein Stück, Imri neben ihm.
    »Ach was«, tat er das Ganze ab, obwohl es ihm sonderbar und rätselhaft vorkam. Wahrscheinlich versuchte sie ihn bloß aufzuziehen. Für ein so junges Mädchen war sie erstaunlich selbstbewusst und einem vollkommen Fremden gegenüber recht vorlaut. Imri schüttelte mit einem Lachen den Kopf. Es war das wundervollste und herzlichste Lachen, das Tom je gehört hatte.
    »Ich vergaß: Ihr könnt es ja nicht sehen. Wie traurig langweilig die Welt für euch sein muss. Das erklärt eure Unarten. Aber ich meine es ehrlich: Jedes Wesen besitzt eine Aura. Dein Meister würde es wohl Energie nennen. Wir Elben vermögen das zu sehen. Darum gab ich mich auch nur dir zu erkennen. Ich dachte… nun, es war kindisch. Das hat auch die Königin gesagt.«
    Tom wurde immer neugieriger.
    »Was hat sie denn gesagt und was hast du gedacht«, fragte er aufgeregt. Imri schüttelte lachend den Kopf.
    »Erstens dachte ich, du wärst vielleicht gar kein Mensch, sondern ein Elb, oder ein Halb-Elb. Doch die Königin hat gesagt, ich sollte nicht so kindisch sein. Ich wäre immerhin jetzt schon fünfzig Jahre alt. ›Imri, man sieht viele Dinge, die nicht das sind, was sie scheinen. Und Träume und Hoffnungen werden selten wahr, egal wie sehr wir sie uns wünschen‹, hat sie gesagt.«
    Tom sah Imri verblüfft an.
    »Du bist schon fünfzig? Das kann nicht sein, du bist doch höchstens… zwölf oder dreizehn, allerhöchstens so alt wie ich«, staunte er und war sofort wieder beschämt, als sie laut auflachte.
    »Wir Elben altern anders als ihr Menschen. Die ersten zehn Jahre werden wir genauso schnell größer wie ihr, aber danach dehnen sich die Jahre und das Altern verlangsamt sich um das Zehnfache, später sogar um das Hundertfache.«
    Tom war vollkommen verblüfft.
    »Wie alt mag wohl die Königin sein«, fragte er sich laut. Imri musste wieder lachen.
    »Ich weiß, sie wirkt sehr viel älter, aber sie ist in Wahrheit noch sehr jung. Sie ist erst eintausendeinhundertelf Jahre alt.«
    Tom kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Wahrscheinlich liegt das an diesem phantastischen Zauberreich hier, wo es niemals Herbst zu werden scheint und keine Blüte verblüht , dachte er - diesmal im Stillen.
    »Ich will hier nicht fort«, seufzte er schließlich. Imri schaute ihn mitfühlend an.
    »Das sagt ihr Menschen immer, wenn ihr hierherkommt. Ihr staunt und glaubt euch an einem Ort, den ihr Paradies nennt. Ihr genießt es, lasst „die Seele baumeln“, wie ihr sagt. Doch früher oder später holen eure Unarten euch wieder ein. Euer rastloses Wesen bricht dann durch. Ihr werdet unruhig und unbegründeter Tatendrang ergreift von euch Besitz. Immer muss für euch Menschen alles in Bewegung sein, immer müsst ihr

Weitere Kostenlose Bücher