Veyron Swift und das Juwel des Feuers
Nemesis angreifen wird.
Die Himmelmauerberge umgeben Fabrillian wie ein natürlicher Schutzwall. Es ist unmöglich sie mit einer großen Armee zu Fuß zu überschreiten - der einzige Grund, warum die in Elderwelt lebenden Menschenvölker hier noch nicht eingefallen sind. Der einzig andere Weg wäre über die See, doch das Nebelmeer kann mit seinen Untiefen und scharfkantigen Felsen, die unter der Wasseroberfläche lauern, nicht von Unkundigen durchschifft werden. Also bleibt nur wieder das Gebirge. Im Westen ist es am niedrigsten. Dort haben die Berge eine Höhe von viertausend oder sechstausend Metern. Eine Giganthornisse könnte sie an dieser Stelle leicht überfliegen – wenn man annimmt, dass diese Bestien ähnliche Leistungswerte wie Hubschrauber aufweisen. Die Messerberge, die riesigen Felsformationen im Westen der Himmelmauerberge, wären ein geeigneter Stützpunkt für den Angriff auf Fabrillian. Sie liegen jenseits der Waldgrenze in einem flachen Tal. Soweit das Auge reicht gibt es dort nur hügeliges Grasland. Perfekt um einen Gegenangriff aus dem Wald frühzeitig zu erkennen und ihn abzuwehren, perfekt für ein Lager mit Beobachtungsposten oben in den Scharten der Felsen und perfekt um ein ganzes Heer samt Ausrüstung zu verladen. Wenn Nemesis Fabrillian angreift, dann von dort aus.«
Eine ganze Weile sagte niemand etwas und Veyron setzte sich wieder auf seinen Platz. Alle sahen ihn verdutzt und auch ein wenig verängstigt an. Schließlich ergriff Faeringel das Wort.
»Seit tausend Jahren war Fabrillian keiner solchen Bedrohung mehr ausgesetzt. Gegen Angriffe von der See oder aus dem Gebirge sind wird gewappnet, doch einem Überfall aus der Luft haben wir nichts entgegen zu setzen. Mit einem Rudel Drachen würden wir schon fertig, doch hunderte dieser monströsen Geschöpfe und tausende Schrate in unserem Land, da gäbe es keine Hoffnung mehr. Wir müssen die Messerberge sofort besetzen, doch unter meinem Kommando stehen nur einige hundert Jäger, bewaffnet mit Bögen. Es bräuchte Wochen und Monate um ein Heer aufzustellen, es auszubilden und zu bewaffnen.« Er klang wenig hoffnungsvoll.
»Die Zeit mag knapp sein, aber noch hat Nemesis seine Hornissenflotte nicht«, entgegnete Nagamoto. »So oder so, er muss die Gegend um die Messerberge zuerst zu Fuß anmarschieren. Er muss sichergehen, dass sich dort keine unangenehmen Überraschungen verbergen. Die Gegend muss ganz und gar ihm gehören. Ich frage mich nur, wie er seine Armee unbemerkt dorthin bringen will. Fabrillian ist umgeben von Ländern, die von Menschenvölkern kontrolliert werden. Er kann seine Basis also nur in der Wüste von Nagmar haben. Selbst wenn er schnell ist, bräuchten seine Truppen Wochen um von dort zu uns zu gelangen. Und das Imperium Maresia würde wohl kaum eine Armee Schrate durch seine Provinzen marschieren lassen.«
»Nemesis‘ Armee muss nirgendwohin gehen. Falls er die Möglichkeit besitzt, eine künstliche Einstein-Rosenbrücke zu erschaffen, kann er sie an jedem gewünschten Fleck der Welt öffnen. Auch direkt vor den Messerbergen«, konterte Veyron sofort. Der Simanui winkte ab.
»Den Schutzschirm Elderwelts an einer bestimmten Stelle zu öffnen, ist eine Sache, aber ein stabiles Wurmloch aufzubauen, das ist unmöglich. Über eine solch gewaltige Macht kann er keinesfalls gebieten, selbst wenn er der Dunkle Meister persönlich wäre«, blaffte er, ein wenig zornig über den anhaltenden Widerspruch Veyrons.
»Doch, er kann«, sagte Girian plötzlich.
Alle schauten die ewig junge Königin der Talarin überrascht an. Sie erhob sich und ging hinüber zur Brüstung. Dort blieb sie stehen, schaute hinaus auf das weite grüne Land jenseits des Bruchs, das unter der Dunkelheit der Nacht lag. Irgendwo in der Ferne lagen die Küsten Fabrillians und dahinter das Nebelmeer. Ein warmer, salziger Wind blies ihr ins Gesicht, ließ das dunkle Haar wehen.
»Es gibt in Elderwelt eine Kraft, welche jener der Illauri ebenbürtig ist und vom selben Ursprung. Veyron Swift erbat mehr Wissen über das Juwel des Feuers, jetzt soll er es erhalten, um zu verstehen, nach welcher Macht es Nemesis verlangt.«
Gebannt blickten alle die Königin an, doch blieb sie dem Süden Fabrillians zugewandt. Lange stand sie so da und schwieg, wie eine der überwucherten Statuen. Schließlich begann sie mit halblauter Stimme zu erzählen.
»Tausend Jahre sind seit dem Ende des Dunklen Meisters vergangen, doch erinnere ich mich noch daran, als
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