Veyron Swift und das Juwel des Feuers
Talassair wäre dann allen anderen Völkern schutzlos ausgeliefert. Tut mir leid, aber in diesem Fall bin ich ganz froh um diesen Vertrag«, erwiderte er. Wie ein störrisches Kind verschränkte er die Arme.
Veyron seufzte. »Ich habe nicht die Zeit, hier stundenlang zu diskutieren. Es liegt bei Ihnen, ob Sie uns helfen wollen oder nicht. Aber zumindest sollten Sie uns die Silberschwan noch einmal leihen. Wir müssen zu den Messerbergen, zum Lager der Elben. Ich hoffe, dass Nagamoto inzwischen Unterstützung rufen konnte«, sagte er mit bewundernswerter Ruhe ob Floyds Verweigerungshaltung. Der König drehte sich überrascht zu ihm um.
»Wer wäre denn verrückt genug, euch zu helfen?« fragte er skeptisch. Jetzt wurde Tom richtig sauer. Floyd war nicht nur ein selbstverliebter, größenwahnsinniger Irrer und Narzisst, sondern auch noch ein bodenloser Feigling.
»Das Imperium Maresia, die werden helfen«, antwortete er an Veyrons Stelle. Floyd machte große Augen. Er schien einen Moment darüber nachzudenken, wägte ab ob man ihn veralberte. Schließlich zuckte er mit den Schultern.
»In Ordnung, nehmt die Silberschwan «, raunte er und drehte ihnen beleidigt den Rücken zu. Trotzdem war Veyron noch höflich genug, ihm zu danken und sich zu verabschieden. Tom dagegen ignorierte Floyd, den er jetzt noch viel weniger mochte als vorher. Nur Tamara hielt es für notwendig, sich ihm einmal mehr zuzuwenden.
»Sie halten Ihren Ur-Urgroßvater Julian für einen Feigling, weil er in der Versorgungsabteilung diente, anstatt sich für die Front zu melden. Aber er ging immerhin auf ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, Sie dagegen verkriechen sich hinter den Küsten Ihrer Insel, obwohl Sie tausende, vielleicht sogar Millionen Leben retten könnten. Denken Sie daran, wenn Nemesis mit seinen Armeen an den Stränden Talassairs landet.«
Sie machte auf den Absätzen kehrt und ging, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Kapitän Viul und Toink verbeugten sich kurz vor ihrem Lehnsherrn. Anschließend folgten sie eilig ihren Passagieren. Floyd starrte ihnen eine Weile entrüstet hinterher. Verständnislos wandte er sich an seinen Schatzkanzler.
»Sag mir, Farin, warum drehen denn plötzlich alle durch? Wieso beleidigen mich diese Individuen? Mache ich irgendetwas falsch? Lieben mich die Leute etwa nicht mehr?«
»Aber Eure Majestät werden doch von allen Leuten geliebt, so heldenhaft und furchtlos wie Ihr seid. Wahrhaftig: Ihr seid der größte König, den unser Reich bisher hatte«, grollte Farin mit einem gehörigen Schuss Sarkasmus in der Stimme. Floyd legte die Stirn in Falten. Seine Gedanken behielt er für sich.
Veyron verzögerte ihre Abreise, weil er am nächsten Tag noch einmal ins Palastmuseum zurückkehrte und sich eine Kopie der Schatzinventur Julian Ramers beschaffte, sowie Zusammenfassungen der Biographien der Fünfzehn. Tom blieb bei Toink und Kapitän Viul, half ihnen bei einigen kleineren Reparaturen und ließ sich verschiedene Funktionen des Flugschiffs zeigen. Tamara war nicht sonderlich gesprächig, sie ärgerte sich immer noch über Floyd, über Jessicas Flucht und über Veyron, der die Abreise ihrer Meinung nach vollkommen unnötig hinauszögerte. Es fiel ihr sehr schwer sich mit irgendetwas anderem zu beschäftigen.
In der folgenden Nacht, in der Tom nicht gut schlief, hörte er sie mehrmals aus ihrer Koje kriechen und im Salon auf und ab gehen. Sie verließ das Flugzeug, ging im Hafen spazieren, bevor sie Stunden später zurückkehrte und sich wieder schlafen legte. Tom kam es so vor, als bildete sie sich ein, Elderwelt ganz allein retten zu müssen.
Gleich nach Sonnenaufgang war es dann endlich soweit. Die Silberschwan startete die Motoren, glitt über das Wasser und erhob sich in den Himmel. Sie ließen das Inselreich rasch hinter sich, flogen hinaus über die Weiten des Meeres. Floyd sahen sie nicht wieder, der blieb lieber schmollend in seinem Palast.
Die Stunden vergingen elend langsam. An Bord herrschte eine sehr gedrückte Stimmung, niemand redete viel. Tom bekam nur am Rande mit, wie sich die Erwachsenen einmal unter anderem auch über das Wüstenland Nagmar unterhielten und wie lange Jessica dorthin brauchte.
»Nehmen wir an, sie schafft mit ihren Flügeln an die 120 Kilometer in der Stunde, dann hatte sie das Festland gegen Mitternacht erreicht. Mit Segelflug konnte sie weitere 600 Kilometer zurücklegen, ehe der Morgen anbrach und sie sich verstecken musste. Sie dürfte also
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