Veyron Swift und das Juwel des Feuers
nächstbeste Ziel an: Tom schrie gellend auf, als die mächtigen Kiefer seinen Unterschenkel umschlossen. Tamara reagierte am schnellsten. Nach vier Schüssen aus ihrer Pistole stürzte der Jung-Fenris zur Seite und rührte sich nicht mehr. Veyron zog das Tor ganz zu und legte den Riegel vor. Keinen Moment zu spät. Ein mächtiger Aufprall ließ den ganzen Stall erzittern, das Tor drohte einzubrechen. Die Bestie draußen knurrte und heulte und warf sich erneut dagegen, kratzte und schlug gegen das Eisen. Das Tor hielt stand.
»Was sind das für Bestien«, fragte Jessica voller Panik. Aus allen Richtungen kam nun das dunkle, monströse Gebell der Fenrisse. Nicht einmal ein Rudel wütender Wölfe könnte je so schrecklich klingen wie ein einzelner wütender Fenris. Tom brach weinend und vor Schmerz schreiend zusammen. Veyron und Dimitri waren sofort bei ihm, befreiten ihn aus den Kiefern der Bestie. Sie schoben sein Hosenbein hoch. Das ganze Bein war voll Blut, aber die Wunde zum Glück nicht sehr tief. Die anderen drehten sich wild in der Stallung herum, zielten mit ihren Waffen in alle Richtungen, denn die Fenrisse schlichen nun um das Gebäude, warfen sich mal hier, mal dort gegen die Mauern. Sie prüften den ganzen Bau auf Schwachstellen, wollten unbedingt hinein, wo es so reiche Beute zu schlagen gab. Nicht zu vergessen, dass sie außer sich waren. Eines ihrer Jungtiere lag tot im Stroh der Stallung. Ein furchtbarer Hass trieb die Bestien an, sie würden niemals mehr aufgeben. Fauchend rammten sie ihre Schnauzen in die Schießscharten und zogen sie heulend wieder zurück, als sie begriffen, dass sie hier nicht hereinkämen.
Alec, Tamara und Carlos, vom Adrenalin wieder auf die Beine gestellt, schossen durch die Schießscharten nach draußen, bewirkten damit allerdings gar nichts, sondern machten die Fenrisse nur noch wilder. Sie schnappten nach den Waffen oder warfen sich wieder mit all ihrem Gewicht gegen die Mauern. Tom, der wimmend am Boden saß, hielt es nicht mehr aus. Das ganze Gebäude erzitterte. Er glaubte deutlich zu sehen, wie sich die Steinwände verschoben. Er schaute zu Nagamoto auf, der im Schatten stand und die zitternde Jessica festhielt.
»Warum pfeifen Sie Ihre Bestien nicht zurück? Sie sind doch derjenige, der an allem Schuld ist! Er soll seine Monster zurückpfeifen! Veyron, sagen Sie ihm, er soll sie zurückpfeifen!« heulte Tom voller Panik.
Tamara wirbelte zu Nagamoto herum, Alec ebenso. Veyron fasste Tom grob am Arm.
»Hör mit diesem Unsinn auf, Tom!« schimpfte er. Das Unheil war jedoch bereits angerichtet. Alec stürzte sich auf Nagamoto, schlug ihn mit einem Pistolenhieb zu Boden.
»Sie sind also der Herr dieser Wölfe, ja? Vielleicht auch noch der Giganthornissen, ja? Ich bring Sie um, ich bring Sie um!« Er entsicherte die Waffe, zielte auf Nagamotos Kopf. Veyron sprang auf und stieß einen lauten Schrei aus. Alle wirbelten zu ihm herum.
»Nemesis!« schrie er. »Nemesis ist unser Gegner. Fizzler hat ihn gekannt und mir seinen Namen verraten! Nemesis hat ihn durch seine Bestien töten lassen. Nemesis will uns alle umbringen! Er ist auf der Jagd nach dem Juwel des Feuers. Er fürchtet, dass wir ihm zuvorkommen könnten. Wenn Sie Nagamoto erschießen, wird das gar nichts ändern! Bewahren Sie einen kühlen Kopf, Alec!«
Im nächsten Moment erklang ein Pfeifton, laut und schrill. Die Fenrisse jaulten und sprangen von der Stallung zurück. Sie bellten wütend. Tamara kroch zu einer Schießscharte, spähte vorsichtig hinaus. Im Schein eines grellen Blitzes sah sie die Ungeheuer, wie sie sich sammelten und sich hinter den Festungswall zurückzogen. Sie verschwanden wie Geister in der Dunkelheit.
Alec sah Nagamoto scharf an. Erst nach einer Weile steckte er die Waffe weg. Er wandte sich seinen Leuten zu. Alle hatten sie Angst. Die furchtlosen Kämpfer des Roten Sommers, mit bleichen Gesichtern und zitternden Leibern.
Es gibt nur zwei Sorten von Menschen , sagte sich Alec. Wölfe und Schafe. Und Wölfe geben nicht auf. Ich werde ihnen zeigen, wer hier der größte Wolf ist!
»Wir brauchen eine bessere Stellung. Oben im Festungsturm. Von dort können wir auf alles schießen was sich uns nähert. Wir warten bis es heller wird, dann rennen wir dort hinüber und töten alles, was uns in die Quere kommt«, bestimmte er. Seine Leute nickten, aber Veyron schüttelte den Kopf.
»Sie verstehen nicht ganz, Alec. Nemesis ist kein hirnloser Fenris, sondern ein Mensch - oder zumindest
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