Veyron Swift und das Juwel des Feuers
nahe dran. Er weiß, dass er uns in der Falle hat. Seine Bestien hat er nur zurückgerufen, um uns herauszulocken«, erklärte er. Tom staunte, welche Ruhe Veyron aufbrachte. Selbst im Angesicht des Todes vermochte sein Pate alles zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
»Die Mauern geben bereits nach. Wenn wir hierbleiben und die Bestien wieder angreifen, wird alles zusammenstürzen«, hielt Xenia dagegen. Carlos und Tamara pflichteten ihr bei. Alec fällte er seine Entscheidung.
»Die Fenrisse werden also angreifen, sobald wir diesen Stall verlassen. Gut, wir drehen den Spieß um, wir werden sie in eine Falle locken und alle umbringen«, sagte er. Seine Blicke trafen Jessica, Dimitri, Tom und Veyron.
»Schickt die Geiseln nach draußen!«
»Was?« entfuhr es Tamara, so laut, dass sich alle zu ihr umdrehten. »Nein! Alec, das geht zu weit! Das können wir nicht machen! Sie sind völlig wehrlos!«
Alec nickte, er begann zu lachen.
»Ja, ich weiß. Und darum eine unwiderstehliche Beute für diese Kreaturen. Ich sage, wir schicken sie nach draußen. Reed und den Jungen zuerst. Die haben sowieso die geringsten Überlebenschancen.«
Tamara wurde blass. Sie starrte Alec ungläubig an. Dann trat sie ihm entgegen.
»Das wird auf keinen Fall geschehen. Das werde ich nicht zulassen! Du bist wahnsinnig geworden!«
Die anderen beiden Mitglieder des Roten Sommers schwiegen, doch Tom konnte sehen, das sie alle unter einer Art Schock standen. Niemand schien recht glauben zu wollen, was sich hier abspielt, selbst Alec sagte nichts. Plötzlich hob er seine Pistole, richtete sie auf Tamara. Ohne Zögern drückte er ab. Der Schuss knallte unvorstellbar laut, Tom fasste sich an die Ohren. Ihm wurde schlagartig schlecht.
Tamara blieb stehen, rührte keinen Muskel. Wie durch ein Wunder verfehlte sie der Schuss und schlug hinter ihr in die Mauer ein. Alecs Gesicht war erfüllt von purem Hass. Er hob die Waffe erneut, krümmte den Finger um den Abzug. Im gleichen Moment entriegelte das Eisentor. Der Anführer der Terroristen wirbelte instinktiv herum, ohne den Schuss abzufeuern.
Nagamoto hatte es aufgemacht und trat ins Freie.
»Ich werde gehen«, verkündete er. Veyron folgte ihm.
»Ich werde ihn begleiten.«
Er schlüpfte an Tamara vorbei, drückte Tom aufmunternd die Schulter und musterte Alec streng.
»Und jetzt reißen Sie sich am Riemen, Alec! Sobald uns die Fenrisse angreifen, müssen Sie und die anderen zu diesem Turm rennen. Das ist Ihre einzige Chance, Sie haben nicht endlos Geiseln, die Sie diesen Ungeheuern zum Fraß vorwerfen können.«
Alec warf einen kurzen Blick auf Tamara, Verachtung und Hass in den Augen.
»Ich habe noch ein paar Verräter«, zischte er unheilvoll. Veyron zuckte mit den Schultern.
»Wie Sie meinen. Wünschen Sie uns beiden Glück«, erwiderte er, nicht Alec meinend. Er warf einen letzten Blick in die Runde, anschließend folgte er Nagamoto ins Freie.
»Das könnte Ihr Todesurteil sein, Mr. Swift«, raunte Nagamoto, als Veyron zu ihm aufschloss. Der Jüngere setzte sich ein listiges Lächeln auf.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin mit allen Formen des waffenlosen Kampfes bestens vertraut. Außerdem habe ich volles Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Mr. Nagamoto. Ich bin davon überzeugt, dass Sie uns zu verteidigen wissen. Der Plan ist doch, zum Turm zu rennen, sobald die anderen die Stallung verlassen haben. Als Simanui sollten Sie in der Lage sein, uns zumindest so viel Zeit zu erkaufen«, erwiderte Veyron. Nagamoto lachte kurz.
»Sie wissen es also?«
Veyron winkte ab. »Ich gebe zu, dass ich zunächst Zweifel hatte, was Ihre Natur betrifft. Aber seit Ihrem leidenschaftlichen Vortrag gestern, kenne ich die Wahrheit. Sie sind ein Simanui, einer der magischen Beschützer Elderwelts. Ich bedaure, dass ich Tom davon nicht überzeugen konnte. Ich fürchte, es ist meine Schuld. Ich dachte er wäre von selbst darauf gekommen. Mit meinen Theorien habe ich ihm wohl einen Floh ins Ohr gesetzt.«
Nagamoto grunzte vielsagend. Er griff unter seine Jacke und wie aus dem Nichts zog er plötzlich ein langes Samurai-Schwert hervor. Veyron hob staunend die Augenbrauen. Das Schwert war etwas über einen Meter lang und die Klinge auf beiden Seiten mit grünen Edelsteinen beschlagen, mit großer Handwerkskunst in den Stahl eingearbeitet. In dieser Eigenschaft glich es dem auf sonderbare Weise verschwundenen Schwert von Professor Daring. Veyron hatte sich seither nur wenig
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